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Angus Fairhurst (1966-2008) war einer der einflussreichsten Mitglieder der Gruppe von Künstlern, die in den späten 1980er Jahren am Londoner Goldsmith College studiert hatten. Er nahm an der wegweisenden Ausstellung Freeze teil, welche die Welt mit der jungen Generation der Young British Artists bekannt machte und die Kunstszene auch über England hinaus nachhaltig beeinflusste. Diese erste Retrospektive von Angus Fairhurst in Deutschland soll nun der Bedeutung seines vielschichtigen und aktuellen Werks Rechnung tragen.

Seine Arbeiten umfassen Skulptur, Malerei, Performance, Fotografie, Video, Musik, Druck, Zeichnung und Collage. Über mehr als zwanzig Jahre hinweg verfolgte er wiederkehrende formale und thematische Motive wie Leerstellen und Wiederholungen, aber auch eine groteske Figur wie den Gorilla, für die er fortwährend neue und unabhängige Formsprachen erfand. Seine Arbeit berührt u.a. die Themen Individualität, Begehren oder die Sinnentleerung des massenmedialen Alltags. Eindrücklich ist dabei seine Verbindung konzeptueller Strategien mit einem eigenwilligen und impulsiven Formvokabular, das sich durch einen gezielten und selbstironischen Witz auszeichnet.

In der Werbung mit ihren stetig wiederkehrenden Motiven weiblicher Schönheit und ihren mannigfaltigen Designkonzepten findet der Künstler eine Quelle für seine komplexen Collagen. Von der darstellenden Funktion befreit lässt Fairhurst neue Formkonzepte entstehen, die einerseits eine Kritik der Massenmedien darstellen, während sie gleichzeitig seine Faszination für die ästhetisierten Oberflächen preisgeben. Wiederholung, aber auch Gegensätzlichkeit bildet den Kern von Fairhursts Tätigkeit. Durch Verweise zu den Arbeiten von Samuel Beckett und Bruce Nauman wird sein Umgang mit dem Loop und der Überlagerung zur Metapher für die Absurdität des Lebensalltags. Eine mögliche übergeordnete Bedeutung ist immer mit ihrer eigenen Travestie konfrontiert, ihrer eigenen Komödie. “It’s like saying a word over and over again until it looses its meaning, and then it gets it back again“ (Fairhurst).

Auch wenn das Werk durch den frühen Tod des Künstlers abgeschlossen ist, beinhaltet es dennoch viele denkbare Möglichkeiten der Fortschreibung. Während es kunsthistorische Referenzen zur Romantik oder zum Dadaismus aufweist, kann es gleichzeitig in einer Reihe von neueren konzeptuellen Tendenzen verortet werden. Fairhurst Arbeit gibt dem Westfälischen Kunstverein die Möglichkeit, neben der gewohnten Präsentation von Newcomern, eine wegweisende Position der Gegenwartskunst in Form einer umfassenden Retrospektive zu würdigen.

Fairhursts Arbeiten wurden in vielen wichtigen Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. in London, Building One (1991), Serpentine Gallery (1994), Royal Academy (2000), Tate Britain (2004), oder in Minneapolis, Walker Art Centre (1995). Außerdem gab es zahlreiche Einzelausstellungen, z.B. in der Specex Gallery, Exeter (2001), mehrfach bei Sadie Coles HQ, London, sowie in New York, Berlin, Sao Paulo, Wien und Amsterdam. Fairhurst hatte u.a. auch als Musiker in der Band Low Expectations zwischen 1995 und 2001 internationale Auftritte.

Die Ausstellung des Westfälischen Kunstvereins findet in Kooperation mit dem LWL-Landesmuseum statt. Sie ist eine Produktion von Arnolfini, organisiert in Zusammenarbeit mit Sadie Coles HQ und dem Estate of Angus Fairhurst. Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW und des British Council.

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Angus Fairhurst