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Die Katze hat Rentenanspruch, das Huhn eine Sozialversicherung, Rinder werden gewerkschaftlich vertreten. Hätten alle domestizierten Tiere das Bürgerrecht, dann dürften sie politisch mitbestimmen und nicht mehr gegessen werden. Mitbürger_innen darf man nicht essen. Während in unserer Gesellschaft manche Tiere gepflegt und gehätschelt werden, leiden andere in Massentierhaltungsanlagen oder Tierversuchslaboren. Seit Jahrzehnten ringt die Tierrechtsbewegung um weniger Gewalt und für mehr Gleichberechtigung im Umgang mit Tieren. Der Kampf ist zutiefst politisch und weist deutliche Parallelen zu anderen historischen Emanzipationsbestrebungen auf. Einer gleichberechtigen Beziehung stehen bis heute Menschen entgegen, die trotz besseren Wissen nicht von ihren ausbeuterischen Interessen und Machtansprüchen absehen.

Die Ausstellung ANIMAL LOVERS schlägt vor, in Tieren nicht „das Andere“ oder die Projektionsfläche für eigene Wünsche, Vorlieben oder Ängste zu sehen, sondern Individuen mit Fähigkeiten und Rechten. Die künstlerischen Arbeiten geben Impulse für ein neues Verständnis der Beziehungen zwischen Menschen und Tieren und regen eine Anerkennung von Tieren als gleichberechtigte Gegenüber an. Mensch-Tier-Verhältnisse sind gesellschaftlich gemacht und damit veränderbar. Die ausgewählten Arbeiten verhandeln kritisch bestehende Ungleichverhältnisse, sie legen Widersprüche und Klischees im alltäglichen und medialen Umgang mit Tieren offen. Die eingeladenen Künstler_innen begegnen den Tieren individuell und thematisieren die Möglichkeit künstlerischer Kollaboration. Die Ausstellung zeigt Architekturen, die es Menschen und Tieren erlauben, sich im Habitat des jeweils anderen zurechtzufinden, und Szenarien, in denen das wie durch ein Wunder bereits geschieht.

Die Ausstellung wird ergänzt durch ausgewählte Features und Hörspiele – zu hören im Ausstellungsraum und in einem Programm zum Schwerpunkt »ANIMAL LOVERS« im kulturradio vom rbb.

Es erscheint eine zweiteilige Publikation: Ein Ausstellungsguide sowie ein Essayheft mit Beiträgen zur Debatte um Mensch-Tier-Verhältnisse von Fahim Amir, Dietmar Dath, Sue Donaldson/Will Kymlicka, Hilda Kean, Mareike Maage, Massimo Perinelli, Hilal Sezgin, Friederike Schmitz, Kim Stallwood im Verlag der nGbK. ISBN: 978-3-938515-65-5

Veranstaltungen:

Freitag, 14. Oktober 2016, 19 Uhr
Eröffnung und Performance »Animal Companion« von Hana Lee Erdman

Freitag, 4. November / Samstag, 5. November
Symposium »Networking Animal Lovers«
Anmeldung ist nicht erforderlich

Freitag, 4. November 2016, 20 Uhr
Performance & Round Table(de/en)
Performance »Four to Two Feet Chapter 2« von Ines Lechleitner mit Alice Chauchat
Anschließend Round Table mit Maximilian Haas (Kulturwissenschaftler, Dramaturg) & Marion Mangelsdorf (Kulturwissenschaftlerin, Soziologin) in den Ausstellungsräumen der nGbK.

Samstag, 5. November 2016, 11 Uhr
Rundgang durch die Ausstellung mit Jessica Ullrich, Projektgruppe und Künstler_innen(de)

Samstag, 5. November 2016, 14-20 Uhr,
Vorträge und Gespräche
Die Veranstaltung finden in den Räumen der nGbK statt (1. OG)

14 Uhr
Aspekte der Mensch-Tier-Beziehung(de)
Marcel Sebastian: Ambivalente Verhältnisse: Das Mensch-Tier-Verhältnis aus soziologischer Perspektive
 
 Julia Gutjahr: „Giraffendrama“ und „Kaninchenmörder”: Die mediale Konstruktion ambivalenter moralischer Ordnung im Rahmen der Skandalisierung von Gewalt an Tieren 

Massimo Perinelli: Die Lust auf das Tier. Zoophilie und der normative Reflex

15.45 Uhr
Wahrnehmungsmuster herausfordern(de)
Helen Keller: „Real men don’t eat vegetables“: Maskuline Männer und absente Tiere in der Werbung

 Sven Wirth: Das Handeln der Tiere. Tierliche Agency als Herausforderung hegemonialer Denkweisen 

Philipp von Gall: Illusionen des Tierwohls

18 Uhr
Animal encounters in different fields (en)
Hilda Kean: Animal pasts and representation in London today
 Kim Stallwood: Animal Lovers and Animal Rights

 Lissette Olivares (Sin Kabeza Productions): Speculative Architecture & Design for a Post anthropos/pocene 
 
 Krõõt Juurak: Performances for pets

Montag, 7. November 2016, - Mittwoch, 9. November 2016
“Performances for Pets” von Krõõt Juurak und Alex Bailey
Performances für kunstliebende Katzen und Hunde! Krõõt Juurak und Alex Bailey präsentieren Performances für Haustiere in ihrem gewohnten Umfeld. Die Künstler_innen kommen auf Einladung von Menschen, die mit Tieren zusammenleben, zu Ihnen nach Hause und geben eine private Vorführung. Menschliche Zuschauer_innen aus dem Umfeld der Tiere sind ebenfalls willkommen! Die Künstler_innen präsentieren ihre Arbeit am 7., 8. und 9. November in Berlin. Eine Performance dauert ca. 20–30 Minuten. Termine können per Mail unter: kulturtier@gmail.com vereinbart werden.

Sonntag, 27. November 2016, 15 Uhr
Führung durch die Ausstellung (de)

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Künstler:
ANT FARM, CMUK , Katja Davar, Hana Lee Erdman, Anselmo Fox, Thomas Hawranke, Hörner/Antlfinger, Hartmut Kiewert, Ines Lechleitner, Jochen Lempert, NEOZOO N,
Performances for Pets (Krõõt Juurak & Alex Bailey), Lin May Saeed, Sin Kabeza Productions

Kurator/en:
Mathias Antlfinger, Anne Hölck, Ute Hörner, Mareike Maage, Friederike Schmitz