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Der 1954 in Bombay geborene Künstler Anish Kapoor zählt zu den prominentesten Vertretern der British Sculpture. Seit den frühen 70er-Jahren wurde sein vielfach prämiertes Werk weltweit ausgestellt. 1990 vertrat Anish Kapoor auf der Biennale von Venedig Großbritannien und erhielt den begehrten Preis "Premio 2000" der internationalen Jury. 1991 wurde ihm der renommierte Turner-Preis verliehen. Einer der Höhepunkte der documenta IX war Kapoors Raum "Descent into Limbo" (1992): In der Mitte eines begehbaren Kubus' öffnete sich ein schwarzes Loch von scheinbar unendlicher Tiefe in den Erdboden. Kapoors Werk vereint die spirituellen Traditionen seiner Heimat und die Idee des Sublimen westlicher Kunsttradition. Seit seinen ersten Skulpturen - einfache, auf dem Boden ausgebreitete Formen mit farbigen Pigmenten - hat Kapoor ein facettenreiches Werk aus verschiedenen Materialien wie Stein, Stahl oder Glas entwickelt. In seinen Objekten und Skulpturen verwischen sich die Grenzen zwischen Malerei und Bildhauerei. In der Schaffung dreidimensionaler Körper ist seine Arbeitsweise die eines Bildhauers, doch die Themen der Leere, Abwesenheit, Transformation und Immaterialität sind Themen der Malerei. Seine Intention ist es, Skulpturen zu gestalten, die sich nicht nur mit Formfragen auseinandersetzen, sondern auch Themen wie Glaube, Leidenschaft oder Erfahrungen jenseits materieller Belange behandeln. Neben dem skulpturalen Werk hat Anish Kapoor eine Reihe spektakulärer Großprojekte realisiert. Es sind raumbildende Architekturskulpturen aus elastischen Werkstoffen. Fast gigantisch ist sein vor kurzem fertig gestelltes Werk "Marsyas" (2003) in der Tate Modern (London), das die gesamte Dimension der Ausstellungshalle mit 155 Metern Länge und 35 Metern Höhe ausfüllt. Zwei trichterförmige, mit rotem PVC bespannte Arme wachsen aus einem offenen Korpus heraus, der die Brücke zwischen den beiden Teilen der Ausstellungshalle überspannt.

Die umfassende Werkschau mit exklusiv für das Kunsthaus Bregenz konzipierten Neuproduktionen und überwiegend ganz neu entstandenen Arbeiten ist überhaupt die erste und bedeutende Ausstellung von Anish Kapoor in Österreich. Für das Erdgeschoss hat Kapoor im Rahmen der KUBArena eine farbige Lichtarbeit entworfen: Diagonal durch den Raum zieht sich eine vom Boden bis zur Decke reichende Lichtwand. Die Mitte der leuchtenden Farbtafel nimmt eine schwarze Fläche ein. Das Nebeneinander von Licht und Dunkelheit lässt ein Wechselspiel zwischen Farbe und Raum entstehen, was beim Betrachter ein Gefühl der Desorientierung erzeugt. Im ersten Stock zeigt Kapoor neue Objekte vorwiegend aus Edelstahl und Lack. Großformatige, konkave Rundbilder von intensiver Farbigkeit erfüllen den Raum mit ihrer Ausstrahlung. Sie absorbieren und spiegeln zugleich das Licht und schaffen subtile Übergänge vom Materiellen zum Immateriellen. Bei den im zweiten Stock ausgestellten Skulpturen aus Holz und Fiberglas mit Öffnungen und Hohlräumen ist Weiß die bestimmende Farbe. Gemeinsames Thema ist die Leere, die Immaterialität. Geringe Lichtreflexionen und Verschattungen lösen die Masse und die Schwere der Skulpturen auf. Es entsteht ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen Innen und Außen, Volumen und Leere. Höhepunkt der Ausstellung ist im dritten Stock eine monumentale Arbeit aus Vaseline (My Red Homeland), die Kapoor speziell für das Kunsthaus entworfen hat. Aus über 20 Tonnen dunkelrot eingefärbter Vaseline formt Anish Kapoor eine zylinderförmige Bodenskulptur von 12 Meter Durchmesser. Ein großer metallener Arm, der sich sehr langsam um die eigene Achse dreht, wühlt die fettige Masse auf und transformiert sie auf einer äußeren Kreisbahn zu einer glatten Wand. Chaos und Ordnung, Stillstand und Bewegung, Farbe und Materialität verdichten sich in diesem Werk für den Betrachter zu einem beeindruckenden Erlebnis.

Projekt in der Johanniterkirche Feldkirch Ein weiterer Höhepunkt ist die Realisierung einer ortsbezogenen Arbeit für die Johanniterkirche Feldkirch im Rahmen einer erstmaligen Kooperation zwischen dem Kunsthaus Bregenz und der Johanniterkirche. Bemerkenswert an dem Kirchenraum sind die frei gelegten Mauerkronen des ursprünglichen Hospiz aus dem 13. Jahrhundert. Auf Grund der besonderen Ausstrahlung hat Kapoor sich dazu entschieden, hier eine Rauminstallation umzusetzen. Der Kirchenraum dient seit sieben Jahren unter der engagierten, kuratorischen Leitung von Eva Jakob der Präsentation nationaler und internationaler Künstler.

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