press release only in german

Capitain freut sich, ihre sechste Einzelausstellung mit neuen Werken von Anna Gaskell (*1969 in Des Moins, Iowa) anzukündigen.

Die in New York lebende Künstlerin arbeitet mit den Medien Film, Fotografie und Zeichnung. Anna Gaskell schafft in ihren Arbeiten die SuggesXon einer NarraXon, die trotz der klar erkennbaren, gegenständlichen Bildsprache rätselhaft und mysteriös erscheint. Hauptakteure sind dabei zumeist Mädchen oder junge Frauen, deren Handlungen diffus und ohne Auflösung bleiben.

Die Ausstellung in der Galerie Gisela Capitain fokussiert sich auf Gaskells zeichnerisches Werk. Während Gaskells fotografische Werkserien häufig auf konkrete literarische oder filmische Inspirationsquellen verweisen, bedient sich die Künstlerin in der ausgestellten Gruppe von Zeichnungen der Ästhetik der 1940er und 1950er Jahre, um die Rolle der Frau aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Die Bildfindungen ergeben sich aus aus persönlichen Erlebnissen, Erfahrungen und Erinnerungen der Künstlerin, die mit Fiktionen verschmelzen. Gesten, Frisuren, Figurtypen sowie Kleidung von Gaskells Frauenfiguren entsprechen der Mode und dem idealisierten Frauentyp der 1940er und 1950er Jahre. Die weiblichen Figuren werden in teils surreal wirkenden, bühnenhaft inszenierten Bildräumen zur Schau gestellt: in einem Puppenhaus, in einem Autokino, hinter Vorhängen, die sich zu einem Drama in der Notaufnahme öffnen, vor Fotokulissen, die ein Schlafzimmer zeigen, in einem großzügigen Badezimmer, das zu einer Taukapelle inszeniert wird, in der Garderobe, auf einem Spielplatz, in einer Sportarena, auf einem Hausdach, oder in einer Freimaurerloge, zu der Frauen der Zutritt eigentlich historisch untersagt ist.

Die Handlungen der dargestellten Frauen sind nicht eindeutig lesbar. Die Figuren wirken isoliert, deplatziert oder befremdend, die Situationen rätselhaft, grotesk bis komisch. Die Personen in diesen Zeichnungen erscheinen wie eine Staffage, wie Anziehpüppchen, die nicht agieren können. Teilweise sind die Frauen halb entblößt, dann wiederum ist die Protagonistin die einzig bekleidete Person in einem Schwimmbad. Eine Frau steht mit nachdenklichem Gesichtsausdruck auf dem Dach eines Hauses oder richtet ein Gewehr auf eine Zielscheibe, während der mit konzentrischen Kreisen gestaltete Teppichboden auf dem sie steht sie selbst zur Zielscheibe werden lässt.

Gaskells Zeichenstil ist geprägt von der Kombination betont flächiger, zweidimensionaler Darstellung mit deckkräftigen Farben und zeichnerischen Details. Die pastelligen Farben persiflieren die Farbpalette, die in der amerikanischen Werbeästhetik der Nachkriegszeit – dem Zeitraum zwischen der ersten und zweiten Welle der Frauenrechtsbewegung – eingesetzt wurde, um die Rolle der Frau im heimischen Umfeld zu propagieren.

Anna Gaskell verweist in ihren Zeichnungen bewusst auf den artifiziellen Charakter der plakativ dargestellten Szenerien. Es stellt sich beim Betrachter das Gefühl ein, dass etwas Unheimliches unter der schönen Oberfläche lauert, so prunkvoll, leuchtend und farbenfroh diese auch sein mag. Gaskells Werk basiert eher auf Implikationen als auf Beschreibungen. Es wird auf etwas hingedeutet, das sich außerhalb des Dargestellten abspielt. Die Titel der Arbeiten stoßen eine Denkrichtung an, das Dargestellte bleibt jedoch ambivalent und uneindeutig.

Die Rolle der Frau, ihre inneren Konflikte, die Suche nach der eigenen Identität sind Themen, denen Anna Gaskell sich in ihrem Werk durchgehend widmet. Gaskells Zeichnungen beinhalten einen subtilen Kommentar über den gegenwärtigen Zustand der Emanzipation, über Machtkämpfe zwischen und Konkurrenz unter Frauen, über die Erwartungshaltungen, die Frauen an sich selbst haben oder die von der Gesellschaft immer noch an sie herangetragen werden.