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Am Freitag, dem 14. Juli, eröffnet das Mart in Rovereto um 18 Uhr eine den Künstlern Annamaria und Marzio Sala gewidmete Ausstellung, die unter der Leitung von Wulf Herzogenrath, Dieter Ronte und Giorgio Verzotti entstand. Die Ausstellung geht aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Mart in Rovereto, der Kunsthalle in Bremen und dem Kunstmuseum in Bonn hervor und präsentiert eine Anthologie des Œuvres der beiden Künstler seit den siebziger Jahren bis heute. Sie wird ab dem 15. Juli bis zum 3. September im Mart in Rovereto zu sehen sein; in der Folge wird sie in den an dieser Initiative beteiligten Museen gastieren.

Annamaria und Marzio Sala – in Bonn lebende, seit den sechziger Jahre künstlerisch tätige Italiener – zeigen in ihrem Werk die kontinuierlichen Versuche seitens der Betrachter, Regelsysteme und eine Lesart der Wirklichkeit aufzustellen. Das von den Künstlern selbst als „Theoretische Kunst” definierte Werk, geht von einer sehr genauen Reflexion über die Zeit aus, die verschiedene Sprachen wählt, um sich auszudrücken. Das Mart präsentiert als erstes italienisches Museum Werke auf Leinwand, eine multiple Videoprojektion wie auch die „Lichtfresken“. Es handelt sich um Arbeiten, welche die grundlegende Wichtigkeit der zeitlichen Variante im kreativen Prozess hervorheben. So beim Werk Chronhomme, einem Zyklus von sieben, zwischen 1987 und 1994 entstandenen, Projektionen, die vollständig im Mart gezeigt werden. An die Wände werden Diagramme konkaver und konvexer Zeichen projiziert, die sich nebeneinander im Einklang mit der Bewegung des Betrachters verrücken. Sie können als vom Betrachter in Bewegung gesetzte Partituren eines musikalischen Werkes gelesen werden, der dem abhanden sein der menschlichen Präsenz zwischen den abstrakten Zeichen über den Ablauf der sieben Momente hinweg beiwohnt. „Das, was das einzelne Zeichen zu vermitteln scheint“, schreibt Kurator Giorgio Verzotti in seinem Katalogeintrag, „wird immer von darauf folgenden Zeichen beeinflusst. Die Bedeutung wird kontinuierlich verändert, bis hin zum Übergang in einen weiterführenden Kontext […]. Dieser dem Musikhörer so vertraute semantische Vorgang wird von Annamaria und Marzio Sala auch auf Bilder und Worte übertragen.“ Im expressiven Werk der Sala spielt Musik also eine fundamentale Rolle, worauf auch die diese Arbeiten betreffende, von den Künstlern selbst als „temporale Dramaturgie“ gewählte, Definition hinweist.

Zur Videoproduktion, eine Aktivität, der sich Annamaria und Marzio Sala seit dem Jahr 2002 mit Hingabe widmen, präsentiert das Mart zwei Werke aus dem aktuellen Zyklus mit dem Titel Enigma [Das Rätsel]. Es handelt sich um Il violinista [Der Geigenspieler] aus den Jahren 2002 bis 2003, eine doppelte mit Musikstücken von Bela Bartok und Astor Piazzolla untermalte Projektion, und Ich und Ich aus den Jahren 2005 bis 2006, eine Projektion unter Begleitung musikalischer Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi, Duke Ellington und György Ligeti.

Die Technik dieser Videofilme wird vom größten Kenner des Werkes der Sala, Stephan Schmidt-Wulffen, im einzigen, alle drei Stationen der Ausstellung begleitenden, Katalog diskutiert. Es handelt sich um eine gründliche Analyse, in der Wulffen vielmehr von „Photographiemontagen“ spricht, als von tatsächlichen und typischen Videofilmen. Ihre Einflüsse reichen auf das russische Kino von Sergeij Eisenstein zurück, und mehr noch auf die dem Surrealismus eigenen Techniken der Bedeutungsverschiebung.

ANNAMARIA UND MARZIO SALA Annamaria Sala legte das Diplom als Konzertpianistin in Bozen ab. Marzio Sala studierte Mathematik am Polytechnikum in Turin und später in Zürich. Gemeinsam sind sie nach ihren Studien an den Bodensee gezogen, von nun an in Deutschland tätig. Im Jahr 1987 haben die Künstler an der Documenta 8 in Kassel teilgenommen, worauf ihnen zahlreiche europäische Museen Einzelausstellungen widmeten.

Die ersten Schritte machten sie in den siebziger Jahren mit radikal konzeptuellen Arbeiten. Charakteristisch für das Werk von Annamaria und Marzio Sala sind Aufeinanderfolgen unterschiedlicher Momente, in denen jede einzelne Phase von der darauf folgenden beeinflusst wird. Die Aufmerksamkeit gilt dabei der zeitlichen Dimension, die von den Künstlern als Interpretationsschlüssel für die Wirklichkeit aufgefasst wird.

Annamaria Sala, Meran1930 Marzio Sala, Turin 1928

Einzelausstellungen:

1986 Villeneuve d’Ascq-Lille Musée d’Art Moderne, Arte Teorica 1987 Köln, Kölnischer Kunstverein, Arte Teorica 1987 Wien, Museum Moderner Kunst, Arte Teorica 1995 Bremen, Kunsthalle, Zyklus Chronhomme

Gemeinschaftsausstellungen:

1969 Bern, Kunsthalle 1970, Lausanne, Musée Cantonal des Beaux-Arts, 3 Salon intern. Des Galeries pilotes 1970 Paris, Musée d’Art Moderne, 3 Salon intern. Des Galeries pilotes 1971 Nürnberg, Kunsthalle 2 Biennale : Kunst-Theorie-Werk 1974 Köln, Kunsthalle, Projekt 74- Kunst bleibt Kunst 1974 Göttingen, Kunstmuseum, Verbale und Logische Systeme, Zeit 1987 Kassel, Museum Fridericianum, Documenta 8 1997 Bonn, Bundeskunsthalle, Die Kunsthalle Bremen zu Gast in Bonn 1997 Karlsruhe, ZKM Medien Museum 2002 Meran, Kunst Meran, SchöneAussicht 2006 Hamburg, Kunsthalle, Snafu, Medien, Mythen, Control

Katalog: Mart in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Bonn und der Kunsthalle Bremen

Pressetext

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Annamaria & Marzio Sala
Annamaria Sala & Marzio Sala
Kuratoren: Wulf Herzogenrath, Dieter Ronte, Giorgio Verzotti
Zusammenarbeit mit: Kunsthalle Bremen, Kunstmuseum Bonn
Ort: Mart, Rovereto

Stationen:
06.06.07 - 26.08.07 Kunstmuseum Bonn
06.02.07 - 15.04.07 Kunsthalle Bremen
15.07.06 - 03.09.06 Mart Trento e Rovereto