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Anne Heinleins Fotoarbeiten zeigen Porträts von Soldatinnen der Bundeswehr. Frauen in Uniform, ausgebildet für den Kampf, mit der Waffe in der Hand, bereit im Ernstfall zu töten, eingebettet in ein männlich dominiertes System, im Dienste des Staates. Dieser Kontrast reizt Heinlein. Sie will bestehende Klischeebilder des weiblichen Geschlechts in unserer Gesellschaft untersuchen. Zudem gilt ihr Interesse dem Individuum im fotografischen Bild, innerhalb eines „assimilierten Systems”, dem Militär. Die Porträts entstanden vor Ort, in den Kasernen. Durch Uniform und Kasernenumfeld präsentierten sich die Frauen vor der Kamera als Soldatinnen und entwarfen so ein eigenes Bild von sich und ihrer Rolle.

Heinlein versuchte, ihr persönliches, durch die Medien beeinflusstes Klischeebild einer Soldatin mit dem Bild, das sie vorfand, zu vermischen und abzugleichen, um es neu zu kreieren. Dabei will sie keine, neuen vereinfachten Abziehbilder unserer Gesellschaft herzustellen. „Es ging mir darum, durch den Prozess des Gebens und Nehmens zwischen mir und den Frauen ein eigenes, neues Bild der Frau als Soldatin zu kreieren, das in der Kommunikation mit dem Betrachter einen Interpretationsraum schaffen soll, durch den eine Auseinandersetzung stattfinden kann.“

Die Landschaften stehen als Gegenpol zu den Porträts und fügen sich dennoch in den gleichen Interpretationsraum ein. Heinlein fotografierte Felder in den „Seelower Höhen”, östlich von Berlin. Es sind Schlachtfelder, auf denen Ende des 2. Weltkrieges kurz vor der Erstürmung Berlins die letzten erbitterten Kämpfe stattfanden.

Die Felder liegen einfach da, sie präsentieren nur sich selbst und erlauben es so, sich im Bild fassen zu lassen. „Ich projizierte die Bestimmtheit und Intensität, die ich bei den Frauen erlebt hatte, in die Landschaften, so dass ich Bilder machte, die formal durch strenge Linien eine ähnliche innere Entschlossenheit und Präsenz wie die Porträts zum Ausdruck bringen. Und doch passiert bei den Landschaften noch etwas ganz anderes als bei den Porträts. Die Felder fordern nicht die Selbstreflexion des Betrach-ters als ein Individuum heraus, wie die Porträts es tun, sondern die Landschaften lassen den Betrachter die eigene Individualität spürbar werden, weil sie durch ihre Größe und scheinbare Leere einen Assoziationsraum schaffen, innerhalb dessen der Betrachter die eigene Individualität verlieren kann.“

Pressetext

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Anne Heinlein
Kampfzone