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Ein raumgreifendes Fotoset zieht bereits von außen durch das Galeriefenster den Betrachterblick auf sich. Als installatives Setting mit zwei hohen Stativen und einem Fotohintergrund aus fließendem und handbemaltem Stoff erinnert der zentrale, durch einen hellen Marmorimitatboden aus PVC abgegrenzte Bereich der Galerie an ein Fotostudio, das sowohl aus der Zeit gefallen, als auch zeitlos wirkt. Zwischen zwei Requisiten auf der Setfläche, einer verchromten Metallvitrine rechts und einem Naturfelsenimitat aus bemalten Fiberglas links, ist ein Leerraum. Dieser wirkt gerade so groß, dass er einen latenten Aufforderungscharakter an uns Betrach-terInnen für bestimmte Posen auf dem Set innehat: sei es zum lässigen Anlehnen an die Vitrine oder in Liegeposition zum beiläufigen Aufstützen auf den Felsen.

›Set Smoke von 2011 inszeniert in Material und Anmutung die genaue Vorstellung eines Fotosets. Doch statt der erwarteten Protagonisten zeigt Anne Pöhlmann hoch-ästhetische, kleinformatige Fotografien von Objektanordnungen. Spannungsreich mit glänzenden Lichteffekten arrangiert sie als weiblich assoziierte Accessoires, wie Parfumflakons, Schmuck, Lippenstift, Spiegel mit Elementen wie Würfeln, Diarähmchen und Briefpapier. So erhalten die Pigment Prints auf dünnem Fine Art Paper einen narrativen, fast filmischen Charakter wie bei ›Do the Don’ts‹, bei dem eine kunstvoll geschwungene Perlenkette mit Sonnenbrille und Zigarette auf Hotelbriefpapier vor einem grauen Hintergrund die Erinnerung an die beiläufig abgelegten Requisiten einer Filmdiva der 1950er-Jahre hervorrufen. Andere Arrangements, wie ›for her‹ oder ›Mehr als alle Worte‹ ordnen ihre Objekte streng und klassisch auf Spiegeln an: So erinnert der lange Zinkenkamm aus Ersterem an die Rolle des Messers im kunsthistorischen Stillleben, letzteres in der blaustichigen Farbigkeit an Kodakcolorfilme oder –Fotografien. Zwischen filmischer Ästhetik und fotografischer Stillstellung wohnt den Miniatursets mit ihren übersteigerten Motiven der Modefotografie entlehnt etwas Absurdes und Humoreskes inne.

In ihrer dritten Einzelausstellung bei Clages bringt Anne Pöhlmann verschiedene Aspekte ihrer künstlerischen Arbeit zusammen, die sich Wahrnehmung von Klischees und Sehkonventionen von Genres wie der Mode oder dem Fotostudio zueigen macht, um diese in gefundenem Material (hier die Requisiten und die Titel der Fotografien, letztere entstammen Werbeanzeigen) und seit kurzem wieder eigenen Fotografien in eine neue Ordnung zu bringen. Einerseits nehmen ihre Arbeiten die Klischees auf, wie es die Werberhetorik in den Titeln zeigt, andererseits werden die Bildmotive oder Filmsets in der Übersteigerung ihrer Ästhetik losgelöst von der Konvention zu eigenen, hyperrealen Kompositionen. Das filmische Moment spielt wieder – wie in Pöhlmanns Einzelausstellung von 2007 mit den ›Sequels‹ (Fortsetzungen von Serien oder Bildsequenzen) – eine wenn auch versteckte Rolle: Bewegt man sich um das Set herum, verschwinden oder erscheinen die Fotografien abwechselnd im Blickfeld...

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Anne Pöhlmann