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Auf Einladung der Hamburger Deichtorhallen zeigt der in Berlin lebende Künstler Anselm Reyle im Herbst dieses Jahres eine umfassende Einzelausstellung. Die Präsentation vereint verschiedene Werkgruppen der letzten Jahre sowie eigens für diesen Anlass konzipierte, neue Arbeiten. Reyle stellt sich dieser Herausforderung, indem er die große Nordhalle in zwei unterschiedlich große Bereiche trennt: Einem Vorhang ähnlich separiert eine Wandpartie aus Silberfolie einen mit Tageslicht beleuchteten von einem dunklen Raum. Er zeigt eine charakteristische Auswahl seiner Bilder, die in ihrer konzeptuellen Entwicklung aufeinander basieren, so z.B. Streifenbilder, gestische Arbeiten, diverse Folienbilder bis hin zu den jüngsten Bildern nach dem »Malen‐nach‐Zahlen«‐Prinzip.

Aus seinem skulpturalen Oeuvre sind neben den sogenannten »afrikanischen« Skulpturen aus farbig verspiegelter Bronze, darunter »Eternity« auch frühere plastische Objekte wie sein neongelber Heuwagen, eine filigran in den Raum geschriebene Neoninstallation, die aktuelle Konzeption seiner an architektonischen Elementen orientierten Skulptur »Philosophy« und ein durch LED‐Licht beleuchtetes Wandrelief zu sehen. Diese zwischen Architektur und Bildhauerei oszillierenden, haptisch‐visuellen Arbeiten fügen sich trotz des breiten Material‐ und Formenspektrums zu einer kohärenten Erscheinung.

Reyles im Hauptraum ausgestellte Exponate unterliegen dabei einer doppelten Reflexion: Sie spiegeln sich nicht nur verzerrt in den Folienwänden, sondern auch gegenseitig im wiederholten Aufgreifen einer spezifischen Formensprache und künstlerischen Materialrepertoire, für das er Fundstücke aus dem urbanen Feld und Trash aus der »low culture« verwendet. Diese konfrontiert er mit kunsthistorischen Adaptionen der »high art« des 20. Jahrhunderts, wie Pop Art, Minimal Art, Abstrakter Expressionismus, Hard Edge Malerei und stellt sie als divergente motivgeschichtliche Quellen gleichberechtigt nebeneinander. Zurückliegendes Gedankengut wird erneut rezipiert, in aktuelle, allgemein zugängliche Formulierungen übersetzt und zugunsten einer begehbaren Installation intensiviert. In den letzen Jahren war Anselm Reyle mehrfach an kooperativen Projekten beteiligt, so u.a. mit der traditionsreichen Porzellanmanufaktur Meißen oder mit dem österreichischen Künstler Franz West, deren künstlerische Resultate in Hamburg ebenfalls zu sehen sind.

Ursula Ströbele

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Anselm Reyle
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