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Anti-Aging im Mittelalter Anti-âge au Moyen Âge. Signe Rose und Louise Sartor
23.06.2018 - 12.08.2018

Wir kannten den Künstler schon als wir noch Teenager waren und wurden am hinteren Ende des Tisches platziert neben den unwichtigen Kuratoren, dem DJ der After-Party und Ehemännern von zweitrangigen Galeristinnen. In einem Gewölbekeller mit geschlossenen Fensterläden wurde ein mehrgängiges Menü serviert. Hängende Bouquets aus Glühbirnen beleuchteten dicke Kritzeleien, die über unser Köpfe hinwegfegten. Kellner mit Nasenpiercings kredenzten zarte Stillleben: Gänselebermousse, Fischcreme mit Nussblättchen und eine Brühe aus grüner Papaya, die zusammen mit dem Sekt Candy Crush in unseren Bäuchen spielten. Ein Herr mittleren Alters zu meiner Linken, unterhielt mich damit, wie radikal seine Jugend gewesen sei. Niemand war angekotzt.

Signe Rose (geboren in Wien, aufgewachsen in Neuseeland, lebt in Wien) und Louise Sartor (geboren in Paris, lebt in Südfrankreich) haben schon mehrfach gemeinsam ausgestellt. Ihr Austausch findet kontinuierlich auch über größere Distanz und nicht nur anlässlich von Ausstellungen statt. Es ist eine Möglichkeit, sich bewusst auf ein Gegenüber einzulassen, die eigene Position beweglich zu halten, Aspekte des Einen im Anderen aufscheinen zu lassen. In der Ausstellung in Schwaz materialisieren sich Momente dieser Zusammenarbeit als Summe geteilter Erfahrungen und Auseinandersetzungen. Signe Rose verwendet Leder und Gold bzw. Schlagmetall, Ketten und andere Materialien, beispielsweise Bierdosen, für ihre fragilen, durchlässigen Skulpturen. Louise Sartor malt auf verschiedene Untergründe, auf Papier, ebenso wie auf Pappreste, Papiertüten, Turnschuhe, Holzstücke, deren Formen die Motive teils radikal beschneiden und heran zoomen. Die kleinformatigen Bilder beziehen sich auf gefundene Fotografien, Momentaufnahmen aus Mode und Jetset. Mode als kulturelle Ausdrucksform, die einen Horizont projiziert, vor dem sich politische und formal-ästhetische Fragen verbinden lassen, ist für beide Künstlerinnen relevant. Die Arbeiten von Signe Rose und Louise Sartor sind delikat und weisen dennoch Brüche auf. Sie sind attraktiv, aber sie lassen sich nicht fixieren. Sie sind gleichzeitig prekär und stark, glamourös und sperrig. Sie spielen mit verschiedenen Realitätsebenen und sie sprechen die abstrakten Mechanismen von Kapitalfluss und Begehren an. Damit ist die Ausstellung am richtigen Ort: Der ökonomische Abstraktionsprozess wurde durch die Erfindung des Silberthalers in Tirol vor mehr als 500 Jahren entscheidend beschleunigt. Für die Galerie der Stadt Schwaz erarbeiten die Künstlerinnen eine neue Installation, die sich auf die historischen Ausstellungsräume bezieht, ihre Qualitäten und Potenziale an präzise gesetzten Punkten betont. Kurz-Biografie Die Künstlerin Signe Rose hat Wurzeln in Neuseeland und Wien, wo sie zur Zeit lebt. Zuletzt hat sie unter anderem auf der Vienna Biennale im MAK ausgestellt, mit Minerva bei Spring 1883 in Melbourne, mit HHDM in New York und in der Adam Art Gallery in Wellington, Neuseeland. Die französische Künstlerin Louise Sartor, lebt und arbeitet in Canet-en-Roussillon. Jüngste Einzelausstellungen waren „Off Season“ bei Bel Ami in Los Angeles und „Left on read“ bei Crèvecoeur in Paris. Ausstellungsbeteiligungen hatte sie im Schloss Villeneuve-Lembron (Auvergne).