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Eröffnung am 6. Februar 2009, 19 Uhr

Gruppen- und Archivausstellung mit Beiträgen von J.Louis Again, Michael Bracewell, Enrico David, Devine &Griffiths, Christian Flamm, Julian Göthe, Benoit Hennebert, Julia Horstmann, Linder, LucyMcKenzie, Claus Richter, Hanna Schwarz, Claude Stassart, Lawrence Weiner, Detlef Weinrich, Denyse Willem

When you lovemusic, youwant everythingrelated toit, closelyor not, tobebeautiful too. Benoît Hennebert,Dezember 1984.

Die kleine belgische Plattenfirma Les Disques du Crépuscule kreierte ein erstaunlich wirkungsvolles, zugleich kaum systematisch erschlossenes kulturelles Phänomen an den Rändern von Pop und High Art. Im Zuge der popmusikalischen NewWave schuf das Label ab Beginn der 80er Jahre eine Identität aus aktueller Musik, Covertexten und einer einzigartigen optischen Präsentation. Chefdesigner Benoit Hennebert und seine Kollegen gestalteten einen flirrenden Stil aus dem Spiel mit Ideen der frühen Moderne, alten Werbegraphiken und dem Comicstil der „Ligne Claire“. Dabei entstand eine so verführerisch verfeinerte, wie komplexe Parallelwelt in deren Zentrum die Plattenfirma als Schau- und Identifikationsobjekt agierte. Das Label war gleich einem Coffeetable-Book, an dessen Seiten man sich beim Umblättern allerdings ab und an die Finger schneidet.

Einen musikalischen Einfluss der über begrenzte Szenen hinaus reichte, hatte das Label- uvre allein in Japan. Und obwohl für Les Disques du Crépuscule Künstler wie LawrenceWeiner, Linder oder Denyse Willem Arbeiten beisteuerten, kam es auch zu keiner engeren Anknüpfung an die Brüsseler Galerienszene der 1980er. Doch in den letzten Jahren beziehen sich zusehends Künstler wie Enrico David, Christian Flamm, Julia Horstmann, LucyMcKenzie, Claus Richter, Hanna Schwarz oder Detlef Weinrich in direkter Weise auf das Label, seine Musik und seine Graphik.

Dieser so spannenden, weil unmittelbaren und dennoch zumeist verborgenen,Wirkungsgeschichte gilt es nachzuforschen. Die Ausstellung ist dafür in zwei Teile gegliedert: In der Ausstellungshalle werden Arbeiten von Linder, LawrenceWeiner, Benoit Hennebert und anderen gezeigt, die zur aktiven Zeit des Labels entstanden, sowie Arbeiten junger internationalen Künstler, welche sich in ihrer aktuellen Perspektive mit dem Label beschäftigen. Im Seminarraum im dritten Geschoss werden dem Besucher zur tätigen Vertiefungweitere historische Dokumente, Archivmaterialien, Fotos, Videos und Musik angeboten. Dieser Teil der Ausstellungwird über einen längeren Zeitraum (circa fünf Monate) den Besuchern zugänglich sein und so Gelegenheiten zur Exploration bieten.

Im Fokus der Ausstellung steht das Prinzip des „Was wäre wenn...“ – der Idee mittels einer undogmatischen Assemblage aus Artefakten der Moderne eine neue, nicht nur ästhetisch wirksame, Realität zu schaffen. In ihr verwischen Grenzen zwischen Design und Kunst nicht etwa, sondern sie gestalten einen „Alternativraum“, historisch referent und offen für Aktionen.

Diese Ausstellung zeigt eine Vermittlung zwischen Pop und Kunst, fern der bekannten Klischees und gegenseitigen Vereinnahmungen. Sie berichtet zudem aus einer Zeit, in der selbst schillernde Künstler fern des Starglanzes heutiger Tage agierten. Sie bietet Einsicht in beiWeitem noch nicht erschöpfte Quellen und präsentiert, wie ästhetische Bezugssysteme in der heutigen Zeit funktionieren können. In Form einer jährlich wechselnden Ausstellung gibt Einblick in Archive von Institutionen oder Personen, die auf Grund ihres experimentellen Charakters oder besonderen kuratorischen Handschrift wichtige Anknüpfungspunkte für die Arbeit des Kölnischen Kunstvereins bieten. Für die Ausstellungwird jeweils engmit einem Künstler oder Kurator, in diesem Fall Oliver Tepel, zusammengearbeitet. Er ist eingeladen, das Archivmaterial zu recherchieren und eine entsprechende Präsentation dafür zu entwickeln. Somit geht es um die Auswahl eines bestimmten Moments der Geschichte, der durchaus persönliche Bedeutung für die Aussteller hat, nicht um die Präsentation eines Gesamtarchivs.

Die Reihe ist 2007 mit einem Archivprojekt von Marcel Odenbach zur Ausstellung , Kölnischer Kunstverein 1970, gestartet und wird 2008 mit einem Projekt von Olivier Foulon über Marcel Proust fortgesetzt. ist das dritte Projekt dieser Serie.

Gastkurator Oliver Tepel schreibt seit 1992 über Musik, Kunst und andere Kulturphänomene insbesondere für Spex, Tagesspiegel, Frankfurter Rundschau, Texte zur Kunst, Mode Depesche und Artnet sowie für diverse Kunstpublikationen und Kataloge. Er hält Vorträge (unter anderem an der Städelschule, Kunstakademie Düsseldorf, Kunsthochschule Dresden), kuratiert und präpariert ein eigenes Kunstheft Organdy, für welches er 2008 ein Atelierstipendium des Kölnischen Kunstvereins erhielt.

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Après Crépuscule - Na Schemering- After Twilight - Nach Dämmerung
Archivreihe: Der springende Punkt
kuratiert von OliverTepel

Künstler: J. Louis Again, Michael Bracewell, Enrico David, Devine & Griffiths, Christian Flamm, Julian Göthe, Benoit Hennebert, Julia Horstmann, Linder Sterling, Lucy McKenzie, Claus Richter, Hanna Schwarz, Claude Stassart, Lawrence Weiner, Detlef Weinrich, Denyse Willem