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„AR – Artistic Research“ Ein gemeinsames Projekt des Program in Art, Culture and Technology (ACT) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Siemens Stiftung

„AR – Artistic Research“ thematisiert künstlerische Methoden der Forschung an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technologie. Das Projekt der global tätigen Siemens Stiftung und des Program in Art, Culture and Technology am MIT versteht sich als Experimentierfeld und Laboratorium, das die bildenden Künste und neue Technologien miteinander verbindet. Ziel sind ein interdisziplinärer Austausch und gegenseitige Bereicherung. Bildende Künstler thematisieren wissenschaftliche Sachverhalte wie astronomische Materialforschung oder ökologische Projekte zu Wasserqualität sowie humaner Kompostierung und tauschen ihre Ideen mit Naturwissenschaftlern aus. Verteilt über das akademische Jahr 2010-2011 entfaltet sich „AR“ in unterschiedlichen Formaten. Dazu zählen eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen wie Vorträge und Lehrveranstaltungen sowie Ausstellungen im kürzlich eröffneten Media Lab Complex des MIT. Künstler aus Argentinien, Deutschland, Ungarn, Litauen und den Vereinigten Staaten, deren Schaffen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft anzusiedeln ist, sind eingeladen. In Residenzen nehmen sie eigene Forschungsarbeiten auf, diskutieren mit Studenten und Lehrkörpern des MIT und bringen sich in einer Vielzahl von Aktionen ein.

Der Siemens Stiftung und dem Program in Art, Culture and Technology am MIT ist daran gelegen, aus der künstlerischen Perspektive ein tieferes Verständnis für menschliche Erfindungen und Innovationen zu erzeugen. Die erste Ausstellung von „Artistic Research“ zeigt eine Serie von Fotografien und Videos des ungarischen Künstlers Attila Csörgö, die bis zum 23. Februar 2011 in der Erdgeschoßhalle des kürzlich eröffneten Media Lab Complex am MIT zu sehen ist. Csörgös künstlerische Arbeit thematisiert das Verhältnis von Zeit und Geometrie, die Visualisierung von Licht und maschineller Bewegung. Csörgö knüpft damit an Arbeiten von György Kepes (1906-2001) an, einen einflussreichen Künstler sowie Professor am MIT und Gründer des MIT Center for Advanced Visual Studies (CAVS). Csörgö, dessen Werk in den USA bislang nur selten ausgestellt wurde, erhielt 2008 den Nam June Paik Award (1987 war Paik selbst Stipendiat am Center for Advanced Visual Studies am MIT).

„AR“ wird kuratiert von Ute Meta Bauer, Direktorin des ACT, und Thomas D. Trummer, Kurator für Bildende Kunst in der Siemens Stiftung. Im Zuge dieses Projekts ist Trummer ACT-Gastdozent am MIT.

„AR – Artistic Research“ Erstes Kapitel: ATTILA CSÖRGÖ – Über den Künstler Die Arbeit des ungarischen Künstlers Attila Csörgö aktualisiert eine der ältesten Fragen der Logik und Philosophie, die Verbindung von Sein und Zeit. In seiner Arbeit erforscht Csörgö platonische Körper und ihre Beziehung zur klassischen Symmetrie. In Platons Dialog „Timaios“ wird die Entstehung der Welt erörtert. Ein göttliches Wesen sieht sich der chaotischen Vielfalt der Dinge gegenüber. Von Vernunft und Zuwendung angetrieben ordnet der Demiurg den Kosmos mittels vier geometrischer Körper – den regelmäßigen Elementen von Erde, Luft, Wasser und Feuer. Geometrien befinden sich im Kern aller irdischen Dinge. Die sinnlich erfahrbare Welt, soweit sie sich zeigt, ist diesen idealen, elementaren Körpern jedoch nachgeordnet. Die Natur gehört dem Bereich des Werdens an, weshalb sie sich nicht auf die konstanten Gesetze von Begründung und Ideenwelt berufen kann. In Csörgös Interpretation des „Timaios“ befindet sich die geometrische Darstellung der Welt jedoch im Wandel. In seiner Interpretation sind Objekte weder stabil, dauerhaft noch unveränderlich. Stattdessen beginnen sich die elementaren Körper zu bewegen und allmählich ineinander zu schieben. Das Resultat ist ein Paradoxon. Elemente des Seins konvertieren zu solchen des Werdens. Zeit beginnt in die Geometrie einzudringen. In Fotografien zeigt Csörgö die Abschnitte dieser Bewegung, indem zum Beispiel zwei Pyramiden ihre Seiten öffnen und zu einem Würfel verschmelzen. Seitenflächen, Kanten und Eckpunkte verschieben sich, ändern ihre Stellung in diesen stereometrischen Gebilden. Für diese Umformung benutzt Csörgö keinerlei Hilfsmittel; vielmehr setzt er handwerkliche Techniken und Materialien eines vordigitalen Zeitalters ein. Stäbchen, Fäden und kleine elektrische Motoren interagieren. Am Ende bestätigt seine Arbeit, was Platon widerlegt wissen wollte: Sogar ideale Elemente können als physikalisch fassbare Dinge wiedergegeben und in einen Prozess des Wandels versetzt werden.

Das MIT Program ACT wurde als akademische Forschungseinheit zur Unterstützung von Wissensproduktion und Wissensverbreitung, künstlerischer Erforschung und transdisziplinärer Zusammenarbeit gegründet. Als „kritische Praxis“ und Laboratorium verbindet es Bildende Künste mit angewandten Technologien. „AR – Artistic Research“ spiegelt die Bestimmung von ACT als akademische Forschungseinheit, die künstlerische Praktiken als Medium der Wissensproduktion und Wissensverbreitung begreift. Weitere Informationen unter http://act.mit.edu/

Die gemeinnützige Siemens Stiftung wurde im Herbst 2008 von der Siemens AG gegründet. Sie ist mit Projekten zur Stärkung der Zivilgesellschaft insbesondere in Afrika, Lateinamerika und Europa tätig. Ziel ist es, einen langfristigen Beitrag zur Minderung von Armut und zu besserer Bildung zu leisten. Die Stiftung arbeitet auf drei Gebieten: Sie unterstützt den Ausbau der Grundversorgung sowie die Verbesserung von Sozialstrukturen, initiiert Bildungsprojekte und trägt zur Weiterentwicklung kultureller Identität bei. Maßgeblich ist für die Stiftungsarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern. Die Projektentwicklung der Siemens Stiftung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Kooperationspartnern sowie in Allianz mit den anderen vom Unternehmen gegründeten Siemens Stiftungen in Argentinien, Brasilien, Frankreich, Kolumbien und den USA. Weitere Informationen unter www.siemens-stiftung.org

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AR – Artistic Research 1st part: ATTILA CSÖRGÖ November 17, 2010 – February 23, 2011 Cooperating Partners: The MIT Program in Art, Culture and Technology (ACT) and Siemens Stiftung

“AR – Artistic Research” A collaboration between Siemens Stiftung and The MIT Program in Art, Culture and Technology (ACT)

“AR – Artistic Research” is a project that explores artistic methodologies and forms of inquiry at the intersection of art, science and technology. The project operates as a critical studies and production based laboratory, connecting the arts with an advanced technological community. It aims for an indiciplinary exchange and mutual enrichment. Contemporary artists raising scientific issues in their artwork exchange ideas with scientists. AR unfolds in multiple formats distributed over the academic year 2010-2011. It includes a series of public displays lectures and classes at MIT’s recently inaugurated Media Lab Complex. Artists from Argentina, Germany, Hungary, Lithuania, and the U.S. whose practice is positioned at the intersection of art and science are invited for short research residencies, interactions with students and faculty and to contribute in a variety of interventions. AR is an ambitious educational endeavor. It complies with the mission of the Munich based globally active Siemens Stiftung whose cultural activities develop and realize exhibitions of contemporary art with a strong thematic focus on emerging issues in the fields of education and artistic disciplines. ACT as an academic and research unit was founded to emphasize both knowledge production and knowledge dissemination, artistic research and transdisciplinary collaboration and therefore is an ideal partner. Together Siemens Stiftung and ACT may provoke a deeper understanding of the basics of human invention and innovation from an artistic point of departure. The first chapter in AR which started on November 17, 2010, features a selection of photographs and videos by the Hungarian artist Attila Csörgö, on view until February 23, 2011, in the lobby of the recently inaugurated Media Lab Complex. Csörgö’s work explores the relationship between the notion of time and geometry, and follows in the footsteps of his compatriot György Kepes (1906-2001), an influential artist, MIT Institute Professor, and founder of the MIT Center for Advanced Visual Studies (CAVS). Rarely seen in United States, Csörgö received the Nam June Paik Award in 2008. (Paik himself was a fellow at MIT’s Center for Advanced Visual Studies in 1987.) AR is co-curated by Ute Meta Bauer, Associate Professor and Director at ACT, and Thomas D. Trummer, Curator of Visual Arts, Siemens Stiftung. For this project, Trummer is an ACT Visiting Scholar at MIT.

First Intervention ATTILA CSÖRGÖ – About the artist The work of Hungarian artist Attila Csörgö is concerned with one of the oldest questions of logic and philosophy, the relation of being and time. In his work Csörgö explores Platonic solids and their relationship to classical symmetry. In Plato’s dialogue of “Timaeus”, a deity is confronted with the chaotic character of things. Governed by benevolence, the demiurge arranges the cosmos by ascribing geometric relations to the four elements – earth, air, water and fire.

The tangible world is subordinated to these ideal elements. Within this strict ontological hierarchy, nature then belongs to the realm of “becoming” and cannot rely on the consistent structure of reason and mathematics. In Csörgö’s interpretation of “Timaeus”, the geometric representation of the world is in constant change. Objects are neither solid nor stable. Instead the so-called primary matters start to animate and shift into one another. The result is a paradox. Elements of “being” convert into ones of “becoming”. Time starts to intrude into geometry. As Csörgö presents visual stages of these movements, two pyramids open their volume and melt into a cube. Faces, edges and vertices change. Csörgö doesn’t use rendering or computational devices. Instead, he reconfigures the moving elements with traditional, pre-digital-age materials like sticks, strings and small electric motors. Csörgö’s work confirms that even ideal structures can be rendered as physical objects and staged in a perpetual transition.

AR – Artistic Research 1st part: ATTILA CSÖRGÖ November 17, 2010 – February 23, 2011 Mon-Fri, 10am-6pm The Media Lab Complex 75 Amherst Street Cambridge, MA 02139-4307, USA

The MIT Program in Art, Culture and Technology operates as a critical studies and production based laboratory, connecting the arts with an advanced technological community. “AR – Artistic Research” reflects the mission of ACT as an academic and research unit emphasizing artistic practice as knowledge production and dissemination. http://act.mit.edu

The Siemens Stiftung, a nonprofit foundation under German civil law, was founded in the fall of 2008 by Siemens AG. The foundation works with projects to strengthen civil society particularly in Africa, Latin America, and Europe. In the US, Siemens Stiftung pursues AR, the “Artistic Research” project since October 2010 – a cooperation with ACT the MIT program in Art, Culture and Technology with ongoing accumulation till the end of the spring semester in 2011. This initiative goes along with the longtime involvement in fostering education programs in maths and natural sciences that are particulary provided by Siemens Stiftung globally, also in the US. The aim of Siemens Stiftung is to make a long-term contribution to reducing poverty and improving education. The foundation operates in three areas: It supports enlarging basic services and improving social structures; initiates educational projects; and contributes to strengthening cultural identity. The Siemens Stiftung works in close cooperation with local and international partners as well as in alliance with the other Siemens foundations established by Siemens in Argentina, Brazil, France, Colombia, and the United States.

For further information www.siemens-stiftung.org/de/kunst-kultur/bildende-kunst/ar-artistic-research.html

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AR - Artistic Research
Erstes Kapitel: Attila Csörgo
Kooperationspartner: The MIT Program in Art, Culture and Technology (ACT) und die Siemens Stiftung
Kuratoren: Ute Meta Bauer, Thomas D. Trummer