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Im Zusammenhang mit der Globalisierung, der Expansion von Städten (siehe der rasante Aufbau von Hochhäusern in Shanghai) und der Mobilität, des modernen Nomadentums, spielt Architektur heute eine bedeutende Rolle. Die Behausung wird einerseits als fixer und dauerhafter Ort zu einem Rettungsanker im Trubel der komplexen Arbeits- und Gesellschaftsstrukturen. Architektur ist das, was uns täglich umgibt. Wir müssen ihre Funktionen und Unterschiede erkennen, um uns zurechtzufinden. Andererseits: Im Kontext des steten Unterwegsseins, bei der jeder sein Haus als Idee von Heimat bei sich trägt und zugleich seine Schlafstätte täglich oder jährlich wechselt (z.B. bei Geschäftsreisen oder Kurzzeitverträgen), Kommunikation weniger durch das Aufsuchen von Orten als vielmehr über Handy, Email und Videokonferenz läuft (und es fast egal wird, wo man sich gerade aufhält), wird Architektur selbst nahezu austauschbar und mobil. Sie wird zu einer Architektur auf Zeit. Architektur als Ort einer Adresse wird heute im Zeitalter von Email, Handy und Internet nahezu irrelevant. Architektur wird zur Idee, Räume werden zu Passagen, durch die wir hindurchgehen und die sich mit unserem Gang durch die Welt ständig ändern.

Hinzu kommen Katastrophen wie die Flutkatastrophe, durch die Häuser weggerissen werden oder Hochhauseinstürze (11.Sept.), durch die der Ewigkeitsanspruch von Architektur aufgehoben wird und Architektur im Augenblick des Geschehens mobil wird. Daher wird Architektur heute ganz anders hinterfragt und wahrgenommen. Zahlreiche Künstler reflektieren und thematisieren dies in ihren Arbeiten. Dabei wird die Beständigkeit und Dauer der Architektur ebenso in Frage gestellt. Schließlich ist Architektur ein relevantes Feld, um in diesen unsicheren und bewegten Zeiten Utopien, Modelle und Visionen zu äußern, um sich Luftschlösser vorzustellen, um sie am Ende womöglich zu bauen....

Auf unterschiedliche Weise wird das Thema Mobilität in der Ausstellung reflektiert. Andrew Phelps spürt in seiner Fotoserie "nature deluxe" die Wohnwagenidylle am Stadtrand auf, Maik und Dirk Löbbert setzen durch Collage ein Hausdach auf einen fotografierten Wohnwagen neben einem Haus und Stephen Craig fand einen Transporter unter einem Dach. Hermann Pitz hingegen fotografierte ein Haus vom fahrenden Auto aus und Yvonne Lee Schultz nahm Architektur auf glänzenden Karosserieoberflächen luxuriöser Sportwagen auf. In beiden Fällen erscheint das Bild der Architektur verzerrt. In Peter Garfields Fotografien fliegen und zerplatzen Häuser in der Luft, Stephen Craigs Pavillons sind mit Wind betrieben und drehen ein Mobile aus Fotografien von Dresdner Häusern. Wasa Marjanovs Skulptur "Elevatorturm zu den unsichtbaren Räumen" beinhaltet schwebende Räume in Stahlseilen, die ihren Standort potentiell verändern können. Magdalena Jetelova setzt Hochhauseinstürze in Begleitung von kubanischer Musik und mit filmischen Vor- und Rückwärtslauf zum Tanz um. Architektur, die auf- und umgebaut wird und dadurch Veränderungen unterzogen ist, wird in den Fotografien von Frank Thiel, Boris Becker und Stefanie Bürkle sichtbar. Das Video "House" von Euan Macdonald zeigt in einer einzigen Kameraeinstellung ein eingestürztes Haus am Fluss. Auch wenn es 1999 entstand, erinnert es an die jüngste Flutkatastrophe in Asien. Auf vielfältige und poetische Weise wird der Mensch in Bezug zu "seinem Haus", zu seiner "Heimat" in einem Video von Yves Netzhammer durch zahlreiche, von einem Bild zum anderen sich generierenden Darstellungen thematisiert. Seoungwon Won schließlich kreiert durch Fotografien und Computerbearbeitung Räume, Raumkombinationen, die durch Wasserumspülungen offen und mobil sind und keine feste Behausung mehr darstellen.

Die Ausstellung, die von Dr. Ulrike Lehmann kuratiert wird, bezieht neben Fotografie auch andere Medien ein wie Video, Malerei, Skulptur, Zeichnung. Folgende KünstlerInnen nehmen teil: Boris Becker, Alain Blubex, Holger Bunk, Stefanie Bürkle, Stephen Craig, Peter Garfield, Magdalena Jetelova, Maik und Dirk Löbbert, Euan Macdonald, Wasa Marjanov, Yves Netzhammer, Andrew Phelps, Hermann Pitz, Julian Rosefeldt / Piero Steinle, Daniel Roth, Mikio Saito, Yvonne Lee Schultz, Anett Stuth, Frank Thiel, Stefan Wissel, Seoungwon Won, u.a..

Pressetext

only in german

architektur mobil
anlässlich der Internationalen Fototage Mannheim / Ludwigshafen
Kuratorin: Ulrike Lehmann
Rudolf-Scharpf-Galerie

Boris Becker, Alain Blubex, Holger Bunk, Stefanie Bürkle, Stephen Craig, Peter Garfield, Magdalena Jetelová, Maik & Dirk Löbbert, Euan Macdonald, Wasa Marjanov, Yves Netzhammer, Andrew Phelps, Hermann Pitz, Julian Rosefeldt / Piero Steinle, Daniel Roth, Mikio Saito, Yvonne Lee Schultz, Anett Stuth, Frank Thiel, Stefan Wissel, Seoungwon Won, u.a.