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Ärger im Paradies – der Titel der Ausstellung ist geflügeltes Wort und Vorahnung zugleich. Mit dem ›Ärger im Paradies‹ beginnt unsere Kulturgeschichte, die zwiespältige Verstrickung von Natur und Zivilisation. Die Bürde liegt dabei schon in der Abgrenzung der Begrifflichkeiten – wo hört Natur auf, wo fängt Kultur an? 

Die Unterscheidung prägt unser Weltbild bereits seit der Renaissance und zielt auf die Trennung zwischen einer unpersönlichen, von Naturgesetzen bestimmten Sphäre und einer von Individualität und zielgerichteter Produktivität geprägten Menschenwelt. Die Selbstverständlichkeit dieser Kosmologie zu hinterfragen, mag einerseits einem Frevel gleichkommen, gilt die Kultur doch als Sinnstifterin menschlicher Existenz. Es sind andererseits die deutlichen Zeichen unserer Zeit, die darauf drängen, zumindest die Schärfe der Abgrenzung sowie das vermeintlich gegensätzliche Verhältnis von Natur und Kultur zu bewerten. 

“«„Ärger im Paradies“ sucht bewusst die Reibung, aber auch die Verführung und Verlockung durch die Reize natürlichen Wuchses.»
” Rein Wolfs

14 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler setzen sich im Dachgarten, auf dem Museumsplatz und im Foyer der Bundeskunsthalle mit den Themen „Garten“ und „Natur“ auseinander und erforschen die Gegensätzlichkeit von Natur und Kunst beziehungsweise von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Der Garten steht symbolisch für die Kultivierung und Gestaltung von Natur, für die Zähmung wilden Wuchses und die urbane Sehnsucht nach bepflanzter Idylle. Seit dem 20. Jahrhundert ist der Garten auch ein zentrales Element moderner Städteplanung, sei es in Form von botanischen Gärten, Parkanlagen, kleineren Grünflächen im öffentlichen Raum und Naherholungsgebieten oder auch im privaten Bereich. Das Ausstellungsprojekt lässt eine heterogene Landschaft mit eigens von Künstlern gestalteten (Garten-)Räumen in situ, aber auch bereits existierenden Kunstwerken entstehen.

Dabei ist sowohl der Raum, den sie einnehmen, als auch der Raum, der sie umgibt von Bedeutung. Themen wie öffentlicher und privater Raum, Landschaft und Grenzen, räumliche Inbesitznahmen sowie Begriffe wie Arkadien, hortus conclusus, Idylle oder Lustgarten werden ebenso reflektiert wie offensichtliche oder subtile Irritation, Zerstörung, Verfremdung, Umformung, Zusammenhangsverschiebung und Veränderung von Natur/Umgebung/Lebensräumen, sei es durch Naturgewalten, Krieg oder veränderte persönliche und gesellschaftliche Anliegen.  

Die Künstlerinnen und Künstler nähern sich diesen Themen auf ganz unterschiedliche, teils spielerische, teils nachdenkliche Weise. Ganz bewusst greifen gerade die ortsspezifischen Werke in die Idylle des städtischen Dachgartens ein, verstören und verzaubern dieses Stück öffentlichen Raumes inmitten des ehemaligen Bonner Regierungsviertels. Sowohl der Museumsplatz als auch der Dachgarten – im Sommer Orte des Müßigganges nach dem Ausstellungsbesuch – werden nun von künstlerischen Arbeiten bestimmt, die sich ganz konkret auf die Implikationen des Ortes beziehen.

Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland steht mit ihrer postmodernen Repräsentationsarchitektur fast symbolhaft für die Zeit der Bonner Republik und den bundesrepublikanischen Föderalismus. Einige Arbeiten der Ausstellung positionieren sich bewusst als Gegenstück zu dieser Architektur und versehen sie mit spielerischen oder geradezu bedrohlichen Akzenten.

Mit Arbeiten von Michael Beutler, Vajiko Chachkhiani, Thea Djordjadze, Petrit Halilaj, Maria Loboda, Christian Philipp Müller, Olaf Nicolai, Tobias Rehberger, Natascha Sadr Haghighian, Michael Sailstorfer, Tino Sehgal, Rirkrit Tiravanija, Alvaro Urbano und Ina Weber