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Der Armenier Armen Eloyan (geb. 1966) lebt und arbeitet seit seinem Abschluss an der Rijksakademie Amsterdam (2005) in Zürich. Dem Schweizer Publikum wurde er durch Papierarbeiten in der Gruppenausstellung Villa Jelmini (2006) der Kunsthalle Bern bekannt. Die Galerie Bob van Orsouw widmet dem Künstler die erste grosse Einzelausstellung mit Malereien aus dem Zyklus Comic-related Paintings.

In den meist dicht gemalten Bildern tummelt sich ein bunter Haufen von Comic-Figuren, die uns als massenkulturelle Phänomene und Pop-Ikonen vertraut sind. Im Unterschied zu herkömmlichen Comic strips sind Eloyans Malereien jedoch nicht in sequentiellen Bildfolgen aufgebaut. Vielmehr werden die Helden nur ausschnitthaft in das Bild gesetzt, wobei das Narrative zugunsten des Formalen der Komposition in den Hintergrund tritt. Eloyans Duktus ist spontan und heftig. Einzelne Flächen werden mit nur wenigen Pinselstrichen angedeutet, während der übrige Bildraum von elaborierter Farbgebung und Verdichtung ist. In den kleinformatigen Interieurs agieren die Figuren oft einsam auf theaterähnlichen Bühnen oder sie bewegen sich in dunklen Räumen, die trotz ihrer perspektivischen Öffnung Beengtheit suggerieren.

Die grossformatigen Interieurs und Landschaftsbilder überzeugen durch ihre malerische Wucht. Schichten werden über Schichten gelagert, sodass die Textur der Leinwände wie eine explosive Substanz wirkt. Repräsentationsordnungen werden ausser Kraft gesetzt und die Grenzen des Bildformats gesprengt. Die Entstehung der Bilder folgt keinem Kalkül, sondern dem Vollzug der Malerei als Akt der Selbstüberschreitung. Der malerische Prozess ist ein physischer Akt, eine hochkonzentrierte Aktion, im Laufe derer sich die Bewegung des Körpers in das Bild einschreibt. Von einem dionysischen Willen gelenkt die malerische Materie zu bezwingen, setzt sich der Künstler der Dynamik des Unberechenbaren aus.

Eloyans Intention wurzelt in dem der Tradition der Malerei verpflichteten Anliegen, die Beziehung zwischen Körper, Raum, Schatten und Licht als ausgewogenes Kräfteverhältnis darzustellen. Dass er sich dabei aus dem Fundus leicht lesbarer Comic-Figuren bedient, macht nicht nur die Eigenwilligkeit seiner Bildsprache, sondern auch ihre Ironie aus. Gerade in den Grossformaten bestimmt nicht der Horizont, sondern der leere Blick der Figuren die räumlichen Kraftlinien. Auch einfache Gegenstände, wie Autos, werden anthropomorphisiert. Indem sie mit Blicken „beseelt“ werden, geben sie unterschiedliche Orientierungen im Bild vor. Die Anonymität der Comic-Figuren disponiert sie zu einer idealen Versuchsanordnung für malerische Experimente, aber auch zu einer Projektionsfläche für die Untiefen des Daseins. Eloyan karikiert die Heldenhaftigkeit der Figuren, so etwa wenn eine kleine Figur zwischen übergrossen Buchdeckeln sitzt und vom eigenen Schatten bedroht wird, oder an einem Galgen in der freien Landschaft baumelt. Gleichzeitig erklärt er sie zu symbolträchtigen Protagonisten in einer Welt der Trugbilder, die „obwohl sie sich immer nur für das ausgeben, was sie sind, doch in uns die Gefühle und Einstellungen hervorrufen, die sich normalerweise aus der Begegnung mit wirklichen Menschen ergeben.“ (J.-P. Sartre)

Birgid Uccia

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