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Eröffnung und Sommerfest: Freitag, 26.06.2009

Pressetetxt:

Der Berliner Maler Armin Boehm (*1972) verwendet in seinen Portrait-, Interieur- und Landschaftsdarstellungen eine Mischtechnik, in der Lasuren, Drippings, Metallstaub und pastos aufgetragene Ölfarbe miteinander kombiniert sind. Zunächst formuliert Boehm die Bildelemente in natürlicher Farbigkeit aus. Von Schicht zu Schicht wird die Palette dunkler, vom polychromen Malgrund zeugen am Ende nur noch vereinzelt schimmernde Farbfunken.

Doch vielschichtig sind die Arbeiten Armin Boehms nicht nur formal; ebenso tiefgründig, ja doppelbödig sind ihre Inhalte. Denn der Malprozess – ein stetes Hinzufügen und Eliminieren – ist gleichsam Spiegel auch seines inhaltlichen Interesses an der Präsenz und Absenz, dem Materiellen und dem Metaphysischen, dem Figurativen und der Transzendenz und deren Übergängen. Gerade die wissenschaftlichen und menschlichen Zwischenzustände sind es, die Boehm in seinem bildnerischen Werk untersucht: Es geht um Grenzbereiche, die sich auf dem Grat zwischen Wissenschaft und Parawissenschaft, Religion und Okkultismus bewegen.

Als Anregung für Boehms Interieurs dienen mitunter Abbildungen rituell aufgeladener Räume, Vorlage für seine Landschaftsbilder sind fotografische Aufsichten auf Militärbasen, Terrorcamps oder Forschungszentren. Mathematischen und physikalischen Phänomenen geht Boehm in seinen Darstellungen vom planetaren Raum – Kometen oder Sternkonstellationen – nach. Und auch in seinen Portraits begegnet man zentralen Figuren der Astronomie. Einer Disziplin also, in der sich das metaphysische Grundinteresse wissenschaftlichen Forschens besonders deutlich offenbart. Letztlich geht es um die Erklärung des Seins, die immer wieder scheitern muss. Der Physiker Werner Heisenberg formulierte es treffend: „Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott“.

In jüngster Zeit finden sich in Boehms Arbeiten immer wieder auch abstrakte Formen. Geometrische Formen aus Metallfolie sind zum Teil in die Bilder integriert und verleihen den Arbeiten eine fast alchemistische Anmutung, mitunter entstehen im Kontext figurativer Werkgruppen auch abstrakte Bildwerke. Die Verbindung zwischen der Kunst der Moderne und dem Spiritualismus aufzudecken, ist ein weiteres Anliegen. Denn als im Rahmen des Säkularisierungsprozesses der Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts tradierte Religionen an Bedeutung verloren, wurden para-religiöse, okkulte und esoterische Lehren umso einflussreicher. So hatten Theosophie und Anthroposophie auch großen Einfluss auf die Entwicklung der abstrakten Kunst. Ein in Vergessenheit geratener Aspekt, dem Boehms Arbeiten auf hintersinnige Weise auf den Grund gehen.

Die Ausstellung wird unterstützt von: Land Niedersachsen, Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und Volkswagen Financial Services.

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Armin Boehm
Der Böse Blick