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Armin Göhringer zeigt Holzskulpturen der jüngeren Schaffensphasen, mehrheitlich ab dem Jahr 2000. Er bearbeitet das Holz mit der Kettensäge; dies erstaunt, da damit nicht nur grosse Skulpturen sondern auch filigrane, zarte entstehen. Der Einsatz dieses Werkzeugs hat den Vorteil, dass der Künstler rasch die Resultate seiner Arbeit im Holz sehen kann.

Der Künstler arbeitet auch mit Stahl, Papier und Holz. Das Holz entspricht seiner Seele eindeutig am meisten, ist ein Spiegelbild seines Wesens. Die Skulpturen werden zu einer Art Selbstporträt. Die entstehenden Formen sind Teile seiner Selbst - und doch etwas Eigenständiges. "Das Holz ist wie sein Bruder", sagte ein Kunstkenner in Göhringers Atelier im Badischen Nordrach. Der Ausstellungstitel entstand aufgrund dieser Erkenntnis.

Einige wenige Werke im Kunsthaus Grenchen weisen eine Regelhaftigkeit auf. Ihnen liegen mathematische Formeln zugrunde. Als Beispiel dient die Skulptur, bei welcher der Anzahl horizontaler Einkerbungen so viele vertikale rückseitige Schlitze entgegen gesetzt werden wie oft sich die Anzahl horizontaler insgesamt teilen lässt. Das Gegenteil von Geregeltheit verkörpern jene zarten Skulpturen, die sich ungelenk in den Raum ranken. Kleines zu bearbeiten, lässt in Göhringer den Drang wachsen, mit Grossem zu kompensieren und umgekehrt.

Seit 2005 entstanden Skulpturen aus schwarz gebeiztem Holz, die in eine neue Richtung weisen und die nun unter anderem im Kunsthaus Grenchen präsentiert werden, die Linien-Form-Skulpturen. Wichtig ist das Zusammenspiel von Linie und Körper. Der Sockel ist ein Teil der Skulptur, integriert in und platziert zwischen schmalen, oft ihn umschliessenden Holzstegen. Die Stege lassen sich als Linien sehen und erinnern an Zeichnungen. Knapp Hundert solcher Linien-Form-Skulpturen sind bis heute entstanden. Göhringer drückt mit dieser Serie aus, was sich kaum abbildlich und schwer abstrakt darstellen lässt: Wesenhaftigkeit. Entscheidend ist das Prinzip der Polarität, der Gegensätzlichkeit allen Seins. Horizontal - vertikal, Masse-Leere, Kleinheit-Grösse.

Eine Spielart dieser Skulpturen, die die gewohnte Lesart hinterfragen und eine Sensibilisierung der Wahrnehmung fordern, sind die mit Holz kombinierten Papierarbeiten.

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Armin Göhringer – Bruder Holz