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Viele Architekten bedienen sich der Kunst, um ihr Werk zu gestalten und bisweilen auch zu legitimieren. Interior View versucht umgekehrt, anhand der Architektur zwei grundlegende Kategorien, die Zeit und den Raum, neu zu überdenken. Die Künstler bringen architektonische Erfahrungen zum Ausdruck, indem sie ihrerseits ein Gedankenkonstrukt erschaffen. Diese von Felicity Lunn kuratierte Ausstellung erkundet die Wahrnehmungs- und Projektionsformen, welche hier von der bildenden Kunst konstruiert werden. Genau wie bei der Architektur hat der Mensch nur allzu oft den Eindruck, von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein, obwohl er gleichzeitig Innen- und Aussenwelt ist. Und doch ist er weder das eine noch das andere, sondern befindet sich dazwischen, in einem Übergangsbereich. Indem diese Ausstellung das Vokabular und die Konventionen der Architektur in Frage stellt, wird sie zu einer Metapher einer angeblichen Innenschau und lenkt den Blick des Betrachtenden hin zur Sichtweise der anderen… . Diese Ausstellung erprobt über verschiedene Medien ein unendliches architektonisches Formenrepertoir, das die Kunst- und Architekturgeschichte auf eigene Weise überdenkt und in Frage stellt. Im grossen Saal des Erdgeschosses dreht sich Random Rules (2002) von Toby Paterson rund um die Beziehung zwischen Ideologie und Ästhetik und lehnt sich dabei an die russischen Konstruktivisten an – eine Verbindung von Kunst und Architektur. Mit der gleichen geometrischen Präzision erkunden die abstrakten Bilder von Clare Goodwin das anonyme häusliche Umfeld der 70er Jahre. Langlands & Bell fertigen Flachreliefs und auch Möbel an, welche die Aussen- und die Innenwelt illusionistisch wiedergeben. Catherine Yass fotografiert entmenschlichte Räume und Gefängniswelten, legt dabei Negativ über Positiv und verleiht so ihrem Werk eine immaterielle Präsenz.

Riccardo Previdi und Jonas Dahlberg haben Architektur studiert, um den architektonischen Raum in ihren Videos besser erfassen zu können. In Lab oder Four (2002) baut Riccardo Previdi geodätische Kuppeln, die denen von Buckminster Fuller ähneln. Bei Jonas Dahlberg zeichnet Weightless Space 1 (2004) ein illusorisches Bild einer Art Science-Fiction-Welt. Im hinteren Saal zeigt die Fotografie Below Energia Launch Pad (2001) von Jane & Louise Wilson eine Startrampe, deren Zusammensetzung einen zugleich metaphorischen und ideologischen Raum symbolisiert. . Im ersten Stock zeichnet Silke Schatz im grossformatigen Bild Recreation (1999) aus dem Gedächtnis Bauten aus der Vergangenheit nach. Monique Kwist gestaltet Modelle in Form von Muscheln, deren Negativ oder Hohlraum anschliessend ein Relief bildet. Die Welt von Thomas Schütte ist eine fiktive Welt, die zu einer Reihe im Jahr 1980 begonnener unvollendeter Architekturmodelle gehört. Die Gemälde von Pascal Danz bilden die modernistische Architektur von Mies van der Rohe bis zu einem gewissen Grad entfremdet ab (Proportionen und Farben werden auf ungewohnte Art verwendet), seine Aquarelle hingegen lassen uns in eine urbane Zukunftswelt eintauchen. . Mit der Ausstellung Extra Muros verlässt Fri-Art seine Räume, um die Werke von drei Künstlern zu präsentieren. About the Wrong and The Right Place (2005) von Nicole Henning verwebt Verknüpfungen und Geschichten zwischen Stadtbewohnern und ihrem Umfeld, um Gefühle der Zugehörigkeit und der Entfremdung auszudrücken. In der «Passage du Petit-Paradis» zwischen der Alten Brunnengasse und der Rue du Tilleul versucht Knut Henrik Henriksen mit seiner Skulptur durch den Gebrauch von Holz eine Intimität zu schaffen und dem Ort einen emotionalen Ausdruck zu verleihen. Uriel Orlow erstellt mit seinen urbanen Plakaten eine Art Inventar sichtbarer und unsichtbarer Zeichen der Stadt, lesbare Fragmente der Realität in der Form von Nachbildern. Diese bringt er mit Schriften über den urbanen Zustand in Verbindung – mit Zitaten von Italo Calvino/Michel de Certeau/Walter Benjamin/Geoges Perec/Iain Sinclair/Vito Acconci/Gilles Ivain/Frederic Jameson/Kevin Lynch/Yoko Ono. Ein Kunstband mit dem Titel What the Billboard Saw/La Ville Mode d’Emploi (2005), der sich auf diese Auseinandersetzung bezieht, wird bei dieser Gelegenheit veröffentlicht.

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