press release only in german

Unter dem Titel Asger Jorn: Central Figure. Ausgewählte Arbeiten 1939-1972 präsentiert die BAWAG FOUNDATION vom 13. Oktober bis 2. Dezember 2006 zum ersten Mal in einer Einzelausstellung Arbeiten des bedeutendsten dänischen Künstlers des 20. Jahrhunderts Asger Jorn (1914-1973). International bekannt wurde Asger Jorn als Mitbegründer und Hauptvertreter der Gruppe COBRA.

Statt Jorn ein weiteres Mal nur als COBRA-Maler zu zeigen, präsentiert die Ausstellung vorrangig seine vor allem für zeitgenössische Künstler relevanten experimentellen Arbeiten, wie die nach seiner Beteiligung an der Situationistischen Internationale (1957-1961) entstandenen Übermalungen (Défigurationen).

Für die Ausstellung wurden Leihgaben aus privaten Sammlungen und Museen, darunter dem Louisiana Museum for Moderne Kunst Humlebaek, dem Nordjyllands Kunstmuseum, Aalborg, dem Silkeborg Kunstmuseum, Silkeborg, dem Herning Kunstmuseum, Herning, dem Henie-Onstad Kunstsenter, Høvikodden, der Kunsthalle in Emden und der Kunsthalle zu Kiel zur Verfügung gestellt.

Als Asger Jorn im Oktober 1953 gemeinsam mit seiner zweiten Frau Matie und ihren vier Kindern Dänemark verließ, kam seine internationale Karriere in Gang. In dieser geistigen und körperlichen Übergangszeit - er erholte sich gerade von einer schweren Tuberkulose - schuf er einige hervorragende Drucke, die einerseits in früheren Gemälden Erreichtes aufgreifen, andererseits die Zukunft zu umreißen versuchen. Der damals 41-Jährige war bereit, "bis zum Äußersten" zu gehen - weil "es sonst", wie er in einem seiner oft zitierten humorvollen Einzeiler meinte, "keinen Grund gibt, sich überhaupt zu bewegen".

Sowohl die "Schweizer Suite" (die Schweiz war die erste Station der mit dem Zug reisenden Familie) als auch die frühere, damit irgendwie verwandte rückwärts gewandte Serie "Occupations", die noch während des Krieges entstand, aber später gedruckt wurde, umfassen je 23 Blätter. Die beiden Serien bilden ein umfassendes Vermächtnis von Gefühlen und Gestalten, in dem sich Landschaften und mythische Figuren ineinander verwoben finden. Asger Jorn hatte viel zu sagen und tat das auf ganz unterschiedliche Weise: als an der Académie Légers in Paris klassisch ausgebildeter Künstler und als origineller Denker, der Bücher machte und an verschiedenen künstlerischen Initiativen beteiligt war. Er war jemand, der Dinge umsetzte: als Gründungsmitglied der Gruppe COBRA, Schlüsselfigur der Situationistischen Internationale und als Autor - es gab kaum etwas, womit er sich nicht beschäftigte. Asger Jorn brauchte einen Brennpunkt und scheint in den grafischen Serien der fünfziger Jahre ebenso einen gefunden zu haben wie in den Skulpturen der frühen siebziger Jahre. Seine wesentlichen Themen erschlossen sich ihm durch sein nomadisches Leben.

Die Ausstellung Asger Jorn: Central Figure widmet sich der einfachen/doppelten Figur und greift auf die unbeschwerte "Methode" des Künstlers in seinen reifen Jahren zurück. Der Bogen der in der Ausstellung gezeigten ausgewählten Werke aus den Jahren 1939 bis 1972 spannt sich von den frühen Drucken bis zu den späten Bronzeskulpturen; zu den Glanzlichtern der Schau im Bereich Malerei zählen das schaurige schwarze animalistische Dokument des Krieges und seiner Auswirkungen auf das Ich "Le droit de l’aigle" (1950), die wichtigen antibürgerlichen "Defigurationen" (1962) und das heitere, humorvolle und gelassene Werk "Jardin des Plaintes" (1970), das eine seltsame, comicartige verrückte und bunte existenzielle Situation beschreibt.

Der Katalog enthält einen Essay von Erik Steffensen über Asger Jorns Zugang zu seinen Themen und Motiven in den verschiedenen Phasen seiner Laufbahn - von der ersten Berührung des Künstlers mit den Werken Franz Kafkas, die Jorn ins Dänische übertrug, bis zu seinem Lebensende: In einem etwa 1970 entstandenen unveröffentlichen Manuskript heißt es da: "Ja, wenn Tiere menschlich wären - ein tausend Jahre alter Scherz."

Pressetext

only in german

Asger Jorn: Central Figure
Ausgewählte Arbeiten 1939-1972
Kurator: Erik Steffensen