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Was fasziniert an einem Medium, das zunächst nur den Unterschied zwischen "hell" und "dunkel" aufzeichnet und diesen in Pixel übersetzt? Wann wird diese Aufzeichnungsform zu Kunst? Was macht ihre grosse Attraktivität für Sammler aus? Wie wird sich der Markt für Fotografien entwickeln? Welchen (ethischen) Prinzipien verpflichten sich Fotojournalisten?

Die Fotografie hat seit ihren Anfängen als neues Bildmedium immer wieder Fragen aufgegeben und zur Auseinandersetzung aufgefordert. Das Wolfsberg Arts Forum "Aspekte der zeitgenössischen Fotografie" wird am 22.-23. Sept. und am 7.-8. Nov. 2005 die zentralen Fragen zur Diskussion stellen.

Es werden u.a. sprechen: die Künstler Elger Esser, Erwin Wurm und Teresa Hubbard / Alexander Birchler, die Sammler Michael Ringier und Thomas Koerfer, der Fotograf Gary Knight wie auch Ulrich Pohlmann, Leiter Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum, und Urs Stahel, Direktor Fotomuseum Winterthur.

22.–23. September 2005 Kurzbeschreibung der Parallelworkshops

Wann wird Fotografie zur Kunst? Über Normen und Schlüsselpositionen Thomas Seelig, Sammlungskurator Fotomuseum Winterthur

Zeitgenössisch fotografische Darstellungen bewegen sich zumeist zwischen der Interpretation des Vorgefundenen, also dem dokumentarischen Prinzip, und der Inszenierung von Fiktion für die Kamera. Fotografie basiert heute auf dem Wissen um beide Lesarten und wird von Fotografen und Künstlern in den unterschiedlichsten, manchmal hypriden Varianten angewandt. Nach einem wahren Hype in den 90er Jahren konsolidiert sich das Medium heute als ein selbstbewusster Teil der zeitgenössischen Kunst. Thomas Seelig untersucht die Akzeptanz beider fotografischer Ansätze im Kunstmarkt, stellt verschiedene private und institutionelle Sammlertypen vor und erläutert deren individuelle Motivation.

Henri Cartier-Bresson & Co: Zur Bedeutung der Klassiker für die zeitgenössische Fotografie Kaspar Fleischmann, Galerie zur Stockeregg, Zürich

Was heisst 'klassisch' im Bezug auf Fotografie? Gibt es einen Kanon klassischer Meister? Denkt man da etwa an Namen wie z.B. Weston, Strand, Kertesz, Moholy-Nagy, Cartier-Bresson etc.? Der Workshop wird die wichtigsten Positionen der klassischen Fotografie vorstellen und gleichzeitig eine Definition des Begriffs "klassische Fotografie" anstreben. Ausgangspunkt der Begriffsbestimmung sind Grössen wie Raum/Zeit, Idee der Bildaufnahme sowie Bildhandwerk. Ein weiteres Ziel ist, Traditionslinien im Bildverständnis bis in die moderne und neueste Fotografie zu verfolgen.

Analog/Digital: Fotografie nach der Fotografie Florian Rötzer, Editor Telepolis und Kunstforum International, München

Mit dem Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie hat sich die Fotografie grundlegend gewandelt. Sie wird Schritt für Schritt als Instanz der Realitätsvergewisserung entmachtet, wodurch sie gleichzeitig zur traditionellen Kunst auf- oder abgestiegen ist. Mit der Digitalisierung wird die Fotografie der Malerei ähnlich – auch in dem Sinne, dass sie von anderen Medien, Bildträgern und Darstellungsformen überholt wird. Die Fotografie hat die Malerei Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eine äußerst produktive Krise gestürzt. Geschieht ähnliches jetzt mit der Fotografie angesichts der digitalen Medien, für die sie nur noch ein mögliches und beliebig manipulierbares Verfahren der Bilderzeugung ist? Noch dazu löst sich die Fotografie eben gerade von dem, was seit dem Beginn eines ihrer wesentlichen Charakteristika gewesen ist, nämlich von der Lichtmalerei auf einem beschichteten Film, der sich durch Belichtung dauerhaft verändert und so das, was vor dem Objektiv ist, wie William Henry Fox Talbot sagte, "ohne Mithilfe des künstlerischen Zeichenstiftes" nur mit dem der Natur (oder der Technik) abzeichnet. Darauf beruhte auch der Glaube an die wirklichkeitsversichernde Kraft der Fotografie, die heute keine Grundlage mehr hat.

VII: How agencies frame our view of the world (auf Englisch) Gary Knight, Photographer

VII PHOTO AGENCY derives its name from the number of founding photo-journalists who, in September 2001, formed this collectively owned agency with less than $30,000. Designed from the outset to be an efficient, technologically enabled distribution hub for some of the world's finest photojournalism, VII has been responsible for creating and relaying to the world many of the images that define the turbulent opening years of the 21st century. American Photo magazine recently named VII the third most important person in photography. Alexandra Boulat, Ron Haviv, Gary Knight, Anotnin Kratochvil, Christopher Morris, James Nachtwey and John Stanmeyer were joined in 2002 by Lauren Greenfield and in 2004 by Joachim Ladefoged. Together they document conflict - environmental, social and political, both violent and non-violent -to produce an unflinching record of the injustices created and experienced by people caught up in the events they describe. On September 9th 2001, VII announced its formation. On the following night, covering for the missed return flight of a colleague, James Nachtwey arrived at his Manhattan apartment close to the World Trade Center. The next morning, he photographed some of the most haunting pictures of the collapse of the towers, at the same time eloquently conveying the destruction of a way of life. While the stark realities of the battlefield loom large, VII turns its gaze with equal intensity to more subtle forms of conflict and documenting the changes and development of society and culture worldwide. Each photographer is inspired by an array of often very different motivations, and it is from this breadth of reference that the agency draws its originality and strength. What unites VII's work is a sense that, in the act of communication at the very least, all is not lost; the seeds of hope and resolution inform even the darkest records of inhumanity; reparation is always possible; despair is never absolute. Gary Knight will make a visual presentation of the work of VII and some of his own work. This will be followed by a discussion of the role of photographers and agencies in the context of the mass media. Gary Knight will look at the bias, prejudice and ethics of the media with regard to the use of photography and the conflict between the need to inform and the need of the private media to be profitable. The discussion will end with a look at some of the possible ways forward for authors and small independent agencies for whom the issues are a priority over profit.

Lifestyle: Neue Blicke auf Oberflächen Dr. Eva Karcher, Publizistin und Kunstvermittlerin, München

Spätesten seit den Fotografien von Wolfgang Tillmans und Juergen Teller sind die Grenzen zwischen kommerzieller und künstlerischer Modefotografie durchlässig geworden. Der Grund: Kunst ist inzwischen ebenso selbstverständlicher Teil des Lifestyle wie Mode. Ihr Stellenwert ist gleichrangig geworden. Seit der Zeit von Jugendstil und Art Déco war Kunst nicht mehr so dekorativ, narrativ und populär wie heute. Auf der anderen Seite arbeiten gerade die bekanntesten Modedesigner heute konzeptuell, entwerfen nicht mehr einen Look, sondern komplexe Image-Modelle. Insgesamt kooperieren Kunst und Mode derzeit eng und sehr kreativ miteinander. Wie Mode verwendet Kunst nahezu ausschließlich die Technik der Collage, des Mix und der Kombination. Sie erzeugt so Oberflächen ohne Tiefe. Beispiele „neuer Oberflächen“ will der Workshop vorstellen und analysieren. Ausgewählt werden hierfür sowohl kommerzielle als auch künstlerische Werke bekannter Modefotografen wie Mario Sorenti, Mario Testino, Philip-Lorca diCorca, Sante d`Orazio, Inez van Lamswerde, Mark Borthwick oder Terry Richardson. Zudem wird nach Gründen und Hintergründen für die derzeit herrschende Dominanz der Oberflächen gefragt.

Die Vergänglichkeit der Fotografie: Hinweise zur konservatorischen Praxis Klaus Pollmeier, Fotorestaurator, Mülheim an der Ruhr

Fotokonservierung und -restaurierung ist zwar in seiner Problematik so alt wie die Fotografie selbst, als moderne, wissenschatlich basierte Fachdisziplin der Restaurierung existiert sie jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten. Der Vortrag von Klaus Pollmeier stellt das Arbeitsgebiet der Fotorestauratoren vor und erläutert Möglichkeiten und Grenzen der Bestandserhaltung. Was kann man tun, um die Lebenserwartung seiner Fotografien zu optimieren? Schadet Licht einer Daguerreotypie mehr als einer hinter Plexiglas kaschierten modernen Farbfotgrafie? Sind Papierhüllen besser als solche aus Kunststoff? Was ist der Photographic Axctivity Test? Was tun mit digitalen Bilddaten? Der Workshop wird versuchen diese und andere Fragen aus dem Teilnehmerkreis zu beantworten.

7.–8. November 2005 Kurzbeschreibung der Parallelworkshops

Wann wird Fotografie zur Kunst? Über Normen und SchlüsselpositionenThomas Seelig, Sammlungskurator Fotomuseum Winterthur Zeitgenössisch fotografische Darstellungen bewegen sich zumeist zwischen der Interpretation des Vorgefundenen, also dem dokumentarischen Prinzip, und der Inszenierung von Fiktion für die Kamera. Fotografie basiert heute auf dem Wissen um beide Lesarten und wird von Fotografen und Künstlern in den unterschiedlichsten, manchmal hypriden Varianten angewandt. Nach einem wahren Hype in den 90er Jahren konsolidiert sich das Medium heute als ein selbstbewusster Teil der zeitgenössischen Kunst. Thomas Seelig untersucht die Akzeptanz beider fotografischer Ansätze im Kunstmarkt, stellt verschiedene private und institutionelle Sammlertypen vor und erläutert deren individuelle Motivation.

Henri Cartier-Bresson & Co: Zur Bedeutung der Klassiker für die zeitgenössische Fotografie Kaspar Fleischmann, Galerie zur Stockeregg, Zürich

Was heisst 'klassisch' im Bezug auf Fotografie? Gibt es einen Kanon klassischer Meister? Denkt man da etwa an Namen wie z.Bsp. Weston, Strand, Kertesz, Moholy-Nagy, Cartier-Bresson etc.? Der Workshop wird die wichtigsten Positionen der klassischen Fotografie vorstellen und gleichzeitig eine Definition des Begriffs "klassische Fotografie" anstreben. Ausgangspunkt der Begriffsbestimmung sind Grössen wie Raum/Zeit, Idee der Bildaufnahme sowie Bildhandwerk. Ein weiteres Ziel ist, Traditionslinien im Bildverständnis bis in die moderne und neueste Fotografie zu verfolgen.

Analog/Digital: Fotografie nach der Fotografie

Florian Rötzer, Editor Telepolis und Kunstforum International, München Mit dem Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie hat sich die Fotografie grundlegend gewandelt. Sie wird Schritt für Schritt als Instanz der Realitätsvergewisserung entmachtet, wodurch sie gleichzeitig zur traditionellen Kunst auf- oder abgestiegen ist. Mit der Digitalisierung wird die Fotografie der Malerei ähnlich – auch in dem Sinne, dass sie von anderen Medien, Bildträgern und Darstellungsformen überholt wird. Die Fotografie hat die Malerei Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in eine äußerst produktive Krise gestürzt. Geschieht ähnliches jetzt mit der Fotografie angesichts der digitalen Medien, für die sie nur noch ein mögliches und beliebig manipulierbares Verfahren der Bilderzeugung ist? Noch dazu löst sich die Fotografie eben gerade von dem, was seit dem Beginn eines ihrer wesentlichen Charakteristika gewesen ist, nämlich von der Lichtmalerei auf einem beschichteten Film, der sich durch Belichtung dauerhaft verändert und so das, was vor dem Objektiv ist, wie William Henry Fox Talbot sagte, "ohne Mithilfe des künstlerischen Zeichenstiftes" nur mit dem der Natur (oder der Technik) abzeichnet. Darauf beruhte auch der Glaube an die wirklichkeitsversichernde Kraft der Fotografie, die heute keine Grundlage mehr hat.

Getty Images: How agencies frame our view of the world (auf Englisch) David Laidler, Director of Photography, Editorial, Getty Images, New York

Getty Images Editorial provides up-to-the-minute images of the latest news, sport and entertainment events as they unfold around the world. Award-winning photography distinguishes our imagery, as we deliver unique shots of the moments that count - in digital format, in real time. David Laidler is Director of Photography, Editorial at Getty Images. He works with a team of award-winning photojournalists, to provide cutting edge news and cultural interest features. He will make a presentation of some recent work and discuss Getty Images role in the media today.

Lifestyle: Neue Blicke auf Oberflächen Dr. Eva Karcher, Publizistin und Kunstvermittlerin, München

Spätesten seit den Fotografien von Wolfgang Tillmans und Juergen Teller sind die Grenzen zwischen kommerzieller und künstlerischer Modefotografie durchlässig geworden. Der Grund: Kunst ist inzwischen ebenso selbstverständlicher Teil des Lifestyle wie Mode. Ihr Stellenwert ist gleichrangig geworden. Seit der Zeit von Jugendstil und Art Déco war Kunst nicht mehr so dekorativ, narrativ und populär wie heute. Auf der anderen Seite arbeiten gerade die bekanntesten Modedesigner heute konzeptuell, entwerfen nicht mehr einen Look, sondern komplexe Image-Modelle. Insgesamt kooperieren Kunst und Mode derzeit eng und sehr kreativ miteinander. Wie Mode verwendet Kunst nahezu ausschließlich die Technik der Collage, des Mix und der Kombination. Sie erzeugt so Oberflächen ohne Tiefe. Beispiele „neuer Oberflächen“ will der Workshop vorstellen und analysieren. Ausgewählt werden hierfür sowohl kommerzielle als auch künstlerische Werke bekannter Modefotografen wie Mario Sorenti, Mario Testino, Philip-Lorca diCorca, Sante d`Orazio, Inez van Lamswerde, Mark Borthwick oder Terry Richardson. Zudem wird nach Gründen und Hintergründen für die derzeit herrschende Dominanz der Oberflächen gefragt.

Die Vergänglichkeit der Fotografie: Hinweise zur konservatorischen Praxis Martin Jürgens, Fotorestaurator (VDR), Hamburg

Die Fotografie steht derzeit an einem kritischen Punkt in ihrer ca.160-jährigen Geschichte: der Einzug von Digitalkameras, digitaler Bildbearbeitung und neuer Drucktechniken zieht fundamentale Änderungen für die traditionellen fotografischen Anwendungen nach sich. Zeitgleich erlebt die Fotografie eine bisher nie da gewesene Aufwertung als historisches Dokument oder künstlerisches Objekt. Dieser Workshop stellt die vielfältigen Arbeitsbereiche der Fotorestauratoren vor, die sich neben der Erhaltung von herkömmlichen Fotografien nun auch den neuen Bildmedien stellen müssen. Ob Schwarzweissabzug oder Digitaldruck - alle Bildobjekte sind mehr oder weniger vergänglich. Mit den richtigen Mitteln lassen sich jedoch fotografische Bilder noch für viele Generationen erhalten. Der Workshop wird versuchen, Fragen der Teilnehmer zur Lagerung, Ausstellung und Restaurierung zu beantworten.

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Wolfsberg Arts Forum
Aspekte der zeitgenössischen Fotografie
22.-23. September und 7-8. November 2005

Sprecher: Elger Esser, Erwin Wurm, Teresa Hubbard & Alexander Birchler, Michael Ringier, Thomas Koerfer, Gary Knight, Ulrich Pohlmann, Urs Stahel