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Die BAWAG FOUNDATION zeigt aktuelle Arbeiten des niederländischen Künstlers Joep van Lieshout, die verschiedene Bereiche des täglichen Lebens wie Kochen, Essen oder Wasserrecycling thematisieren und vor dem Hintergrund von AVL-Ville, eines vom Künstler deklarierten freien Staates in Rotterdam, entstanden sind.

Joep van Lieshout (geb. 1963) hat in den letzten zehn Jahren ein stringentes und überaus komplexes Werk geschaffen, das an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Design angesiedelt ist. Erste Bekanntheit errang der Künstler nach seinem Studium an der Rotterdamer Akademie durch Innengestaltungen von Rem Kohlhaas Bauten. Verschiedene prominente Museen - darunter das MOMA New York - beauftragten den früheren Rennfahrer in der Folge mit der Produktion von Bartheken und Sanitäreinrichtungen aus Polyester, sozusagen seinem Markenzeichen. Seit etwa 1990 gestaltet van Lieshout hauptsächlich Objekte, die mit Behausung, Verpflegung, Entsorgung, Fortbewegung und Fortpflanzung zu tun haben: sinnvolle Büromöbel, Bartresen, Betten, Küchenschränke, Badewannen und Toiletten. 1995 gründete der Künstler das Atelier van Lieshout (AVL), um dort unterschiedliche Formen künstlerischer Produktion zu rationalisieren und gleichzeitig seine eigene Figur als Autor durch eine inszenierte Teamarbeit zu relativieren wie einst Andy Warhol in seiner „Factory“. Vor kurzem hat der Künstler sein Ateliergelände am Rotterdamer Hafen zum freien Staat AVL-Ville erklärt, in dem individuelle Freiheit, Ehrlichkeit und Gleichheit als Werte verankert sind. Am 28. April wird im Rahmen von Rotterdam Kulturhauptstadt 2001 AVL-Ville - das bisher größte Kunstwerk des Atelier van Lieshout - zum ersten Mal der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Mit seiner eigenen Fahne, Verfassung, und eigener Währung, wird AVL-Ville von einem Künstlerkollektiv unterhalten, das Werke produziert, die funktioneller Teil der Gemeinschaft sind. Bis heute hat das Atelier van Lieshout mehrere Kunstwerke geschaffen, die vitale kommunale Funktionen erfüllen wie mobile Wohnungen, ein Feldspital, Labors zur Herstellung von Medizin und Alkohol, eine Akademie und einen Bauernhof. Andere Bereiche des Dorfes schließen infrastrukturelle Maßnahmen ein wie Energie, Transport, Heizungssysteme, Kompostierungstoiletten und Wasserreinigungssysteme.

Auf gewohnt erfinderische wie humorvolle Weise untersucht van Lieshout mit diesem Kunstwerk in Progress Möglichkeiten und Chancen einer autonomen Kommune mit ihren eigenen Lebensregeln, stellt Fragen nach Nützlichkeit, Ästhetik, Machtverhältnissen und setzt damit einer Gesellschaft, die vorgibt alles im Griff zu haben, ein alternatives Modell entgegen, das pragmatisch und lösungsorientiert ist. Christine Kintisch

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Atelier van Lieshout - Schwarzes und graues Wasser