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Vernissage am Freitag, 15. Februar 2019 um 18 Uhr - Die Künstler sind anwesend

Daniel Spoerri (geb. 1930 in Galati, Rumänien, lebt in Wien) gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Objektkunst. Als Meister der Assemblage, Mitbegründer der Nouveaux Réalistes und Erfinder der EAT ART schreibt er Kunstgeschichte und ist in den großen Museen der Welt vertreten. Seine „Fallenbilder“ („Tableaux piège“) sind auf Tischplatten fixierte Überreste einer Mahlzeit, um damit ein Stück Alltagswirklichkeit wie in einer Falle („piège“) einzufangen. 1968 eröffnet er in Düsseldorf das „Restaurant Spoerri“ und die dazu gehörige „Eat Art Galerie“. EAT ART, das ist für Daniel Spoerri das Essen und Kochen als Teil des Lebenszyklus. Objektkunst und Prozess-Kunst vereinigen sich, denn der aufgeklebte Moment stellt nur einen Aspekt des Gesamtzyklus dar, zu dem Leben und Tod, Verwesung und Wiedergeburt gehören. Zentrale Themen in Spoerris Werk sind der Geschmackssinn des Menschen und das Hinterfragen von Essgewohnheiten. Die Verfremdung von Speisen irritiert und stellt überlieferte Sinneswahrnehmungen sowie Traditionen in Frage

Die Porzellan-Manufaktur Meissen lädt ausgewählte zeitgenössische Künstler (darunter Daniel Spoerri) zum Arbeiten mit dem Werkstoff Porzellan ein. Hier entstand in den letzten Jahren eine neue Serie mit zerbrochenem weißem Geschirr, das in der Tradition der Fallenbilder als „gedeckter Tisch“ vertikal an der Wand befestigt wird. „Ich habe nie mit Porzellan gearbeitet, ging also nach Meißen wie ein Elefant in den Porzellanladen. Ich versuchte also das Material zu untersuchen; fand heraus, dass man es zerreißen, zerschneiden, zerbrechen und erweichen kann. Das Resultat sind diese Verbrechen.“ (D. Spoerri)

Vera Mercer (geb. 1936 in Berlin, lebt in Omaha/ Nebraska und Paris) ist in der Kunstszene in den letzten Jahren als eigenwillige und faszinierende Fotografin entdeckt worden. Ihre phantastischen Foto-Stillleben von barocker Fülle und herausfordernd leuchtenden Farben in großem Format faszinieren und irritieren den Betrachter zugleich. Blumen und Gemüse, Fleisch und Fisch, Gläser, Schalen und Kerzen, die klassischen Accessoires der Stilllebenmalerei, werden in vielschichtigen Kompositionen arrangiert und inszeniert. Es sind lustvolle Impressionen, die das Auge gefangen nehmen. Nach ihrer Heirat mit Daniel Spoerri wird sie ab 1959 Teil der Pariser Künstler-Avantgarde; sie porträtiert u.a. Marcel Duchamp und Robert Filliou, Niki de Saint-Phalle und Jean Tinguely.

Vera Mercers Foto-Stillleben sind großartige Inszenierungen, denen man ihre frühe Prägung durch die Welt des Theaters ansieht. Und tatsächlich begegnet sie „ihrem“ Thema in den 1960er-Jahren in Paris, als sie erste freie Fotoarbeiten rund um die alten Markthallen von Paris kurz vor deren Abriss macht: Nahrung wie Früchte und Gemüse, Fleisch und Fisch im ganzen Stück oder in Teilen.

Mercer stellt sich mit ihren opulenten Blumen-, Früchte- und Tierstillleben jenseits zeitgenössischer Kunstmoden. In manchen Stillleben rückt Mercer die jeweilige Aufnahmesituation insbesondere durch extreme Größenverhältnisse ins Absurd-Surreale. Gelegentlich ist die räumliche Staffelung der Dinge im Bildraum so verwirrend, dass Vorder- und Hintergrund kaum mehr getrennt werden können. Frisches Obst oder Fisch, halb verblühte Blumen und Tierknochen, also alle Grade der Vergänglichkeit, existieren einträchtig nebeneinander. Klassische Vanitasmotive wie Schädel oder halb heruntergebrannte Kerzen gemahnen – als Memento mori – symbolhaft an die eigene Sterblichkeit.