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»Great art can communicate, before it is understood« T.S. Eliot

Im ersten Stock zeigt das Museum in einer neuen Aufstellung Höhepunkte aus der Kollektion. Dabei handelt es sich um alte, moderne und zeitgenössische Kunst, die nicht nach klassischen Ordnungsprinzipien geordnet ist (zum Beispiel chronologisch), sondern in einem Ablauf gezeigt wird, der das Betrachten intensivieren und die Augen auffrischen soll. Alt und neu wechseln einander ab und die Besucher werden eingeladen, die Werke frei von Kontext oder Theorie zu betrachten.

Jedes Gemälde, jede Skulptur und jedes Objekt wurde auf die eigenen bildlichen Kernpunkte hin ausgewählt. Einmaligkeit, Seltenheit und Qualität bilden den Leitfaden. Die Geschichte der Werke tritt zunächst in den Hintergrund.

Das Problem mit den Geschichten (der Interpretation) ist schließlich, dass sie zu einer Verselbständigung neigen, die sich nur wenig auf die ursprüngliche bildliche Ausstrahlung des Kunstwerks bezieht. Es scheint, als ob das Bild verpackt werden muss, um es uns zu ermög - lichen, damit umgehen zu können. Die Direktheit einer Abbildung ist uns des Öfteren zu viel. Die Geschichte dient dann dazu, den Eindruck abzuschwächen oder zu verhüllen. Allein die Verwend ung des Begriffs »Johannesschüssel« oder »Johannes in disco« beschwört praktisch die harte Konfrontation mit dem Phänomen der Enthaupt - ung und der anschließenden »Darbietung« des Kopfes auf einer großen Schale (es handelt sich hier übrigens nicht um einen Film - bericht aus dem Irak, sondern um ein Halbrelief aus Alabaster aus dem 15. Jahrhundert).

Ein bildender Künstler verfügt im Gegensatz zu einem Schriftsteller oder Musiker über weniger Möglichkeiten, uns mit Hilfe von Um wegen abzulenken. Das Auge ist in seiner Direktheit der Wahrnehmung unerbittlich. Man kann die Augen bei einem uner - wünschten Ereignis nicht schnell genug bedecken.

Dabei kann es sich um etwas Grauenhaftes handeln, aber auch um ein Gemälde, das alles außer Schönheit darstellen möchte oder so entkleidet ist, dass es nackt und ausschließlich weiß an der Wand hängt. So sehen wir wieder, wie weit die Pornografie in unser Leben vordringt.

Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, dass Kunstwerke immer Kontinuität, Einheit oder Harmonie vertreten. Im Gegenteil, Museen wurden im Allgemeinen geschaffen, um Fragmenten ein Unter - kommen zu bieten. Wir sind schließlich nicht in der Lage, die gesamte Kunst an einem Ort aufzubewahren oder Oeuvres zusammen - zuhalten. Das Kunstwerk ist grundsätzlich ein Fragment, das ohne Museum ein verwaistes Dasein führen und an Verwahrlosung zugrunde gehen würde.

Jedes Kunstwerk ist jedoch in der Lage zu kommunizieren, ohne dass Verständnis und Entscheidungen direkt zum Zuge kommen müssen. Gefühl und Sensibilität sind eine erste Ebene, auf der Kontakt herge - stellt werden kann. Nicht umsonst lösen Bilder sich von der Sprache. Wie oft fehlen uns nicht die Worte, um ein schönes, eindringliches oder schockierendes Schauspiel zu beschreiben? Je geringer die Anteilnahme oder Überraschung, desto mehr zählen die Worte. Je größer die Anteilnahme, desto weniger stimmen die Worte mit der Empfindung überein. Verlassen Sie sich also auf Ihre Augen und vergessen Sie die Worte vorerst.

(Alexander van Grevenstein)

Künstler: René Daniëls, Lucas Gassel, Joachim Beuckelaer, Pieter Brueghel der Jüngere, Atelier Pieter Aertsen, Antoon van Dyck, Peter Paul Rubens, Pieter Brueghel der Jüngere, Roelant Savery, Peter Doig, Laura Owens, Neo Rauch, Robert Ryman, Pietro Nelli, Domenico di Michelino, Sano di Pietro, Giovanni del Biondo, Andrea Vanni, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Jan van Steffeswert, Meister van Elsloo, Bruce Nauman, Sol LeWitt, Franz Wes, Aldo Rossi

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Augenspiel
Künstler: Rene Daniels, Lucas Gassel, Joachim Beuckelaer, Pieter Brueghel der Jüngere, Pieter Aertsen, Roelant Savery, Peter Doig, Laura Owens, Neo Rauch, Robert Ryman, Pietro Nelli, Domenico di Michelino, Sano di Pietro, Giovanni del Biondo, Andrea Vanni, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Jan van Steffeswert, Bruce Nauman, Sol Le Witt, Franz West, Aldo Rossi