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Die Fotoserie Absence of Subject von Michael Somoroff (*1957) ist eine Hommage an den legendären deutschen Fotografen August Sander (1876-1964) und dessen monumentales Werk Menschen des 20. Jahrhunderts. Sie ist eine eine nachdenklich stimmende und zugleich leidenschaftliche Betrachtung über Erinnerung, Vorstellungskraft, menschliche Stärke und Kreativität.

Absence of Subject, erstmals vorgestellt anlässlich der Biennale von Venedig 2011, eröffnet eine neue Sicht auf Sanders Originalwerk und erschließt dessen Mehrdeutigkeit. Michael Somoroff hat aus jeder Fotografie August Sanders das Subjekt digital entfernt, sodass nur noch der Bildhintergrund erhalten bleibt. Es fehlt also gerade das, was als wesentliches Element der Fotografie gilt: das Subjekt, das Porträt. Das ehemals nebensächliche Bildelement des Hintergrundes wird auf einmal zum Hauptmotiv.

Die Serie, bestehend aus 40 Fotos sowie 40 Originalfotografien von August Sander, wird ergänzt um sieben Videoanimationen, in denen Somoroff zu seinen neuen Bildern Elemente hinzufügt, anstatt welche wegzunehmen. In jedem Kurzfilm überrascht der Künstler mit winzigen Zusätzen unerklärlicher Bewegungen, die fesselnde Dramen über Raum und Zeit sind – endlos im Moment und doch vorbei, ehe man sich versieht.

Der Ausstellung gelingt ein perfekter Balanceakt zwischen Alchemie und Recherche. Durch die konzeptuelle und humanistische Ausrichtung wird jedes von Somoroffs Bildern zum Beweis der Überzeugungskraft und der Ästhetik, die August Sanders Werk auszeichnen – und das selbst ohne das menschliche Subjekt. Dies ist nicht Fotografie, wie wir sie gewohnt sind; hier geht es vielmehr um die Grundvorstellung von Kreativität. Somoroff versteht es zu belegen, dass postmoderne Kunst nicht völlig losgelöst existiert, sondern auf Wurzeln, Traditionen und Kontinuität basiert.

Kuratoren: Diana Edkins und Julian Sander; Organisation: Admira, Milano in Zusammenarbeit mit Feroz Gallery, Bonn.

Die Ausstellung ist Teil des Mois européen de la photographie 2015.