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Eine andere Sicht auf das Automobil in der modernen und zeitgenössischen Kunst wird sich den Besuchern der Ausstellung “Auto-nom” im Düsseldorfer NRW-Forum Kultur und Wirtschaft bieten. Das Ausstellungskonzept präsentiert das Automobil als unabhängiges Objekt und thematisiert das Zusammenspiel von Form und Inhalt auf ungewohnte Weise. Dadurch erfährt die offenkundige Symbolik des Autos als Kulturgut mit seinen Bezügen zu Mobilität und Dynamik, aber auch zu Erotik und Macht ihre inhaltliche Erweiterung. Die Ausstellung läuft vom 27. September 2003 bis zum 04. Januar 2004.

Den ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern geht es um die Bedeutung des Autos als formalen und eigenständigen – “autonomen” – Gegenstand. Automobile werden in ihrer Konstruktion und Struktur begriffen. Nicht die technische Maschine mit Einspritzmotor oder das Transportmittel stehen im Vordergrund; auch nicht das Auto als Statussymbol oder Designprodukt. Vielmehr entwickelt sich in “Auto-nom” ein Diskurs über das Objekt selbst, der mit vorgefundenen Bildsprachen strukturalistisch umgeht. Elemente des Formenvokabulars werden isoliert, um sie neu zusammenzufügen, in überraschende Beziehungen zu stellen und auch um sie materiell zu verformen.

Die Konzeption der Ausstellung ist eine Referenz an die Arbeit des Philosophen Roland Barthes: 1952 begann er mit seinen Aufsätzen zu den ‘Mythen des Alltags’, unter welchen die Beschreibung des PKWs mir Recht die meist zitierte bleibt. “Der neue Citroën” (aus dem Frühjahr 1953) wird von Barthes zum objet superlatif stilisiert; weder Maschine mit Einspritzmotor oder Transportmittel um von A nach B zu gelangen, noch Statussymbol oder Designprodukt. Das Auto wird zuallererst als Objekt verstanden.

“Man darf nicht vergessen”, schreibt Barthes, “dass das Objekt der beste Botschafter des Übernatürlichen ist: offen zeigt sich in dem Objekt sowohl Perfektion als auch Abwesenheit eines eigentlichen Ursprungs, das Abgeschlossene wie auch offene Brillianz, und die Verwandlung des Lebens in Materie (die Materie, die magischer ist als das Leben selbst); gewissermassen eine Stille, die es als Wunder zu klassifizieren gilt.” Der damals neue Modelltyp “DS” des französischen Herstellers Citroen wird nicht über Hydraulik, Hubraum, Luftwiderstand oder Beschleunigung bewertet. “La DS” (phonetisch auch Déesse = Göttin) wird zum Mythos erhoben, das Objekt aus lackiertem Stahlblech gerät zum Indiz der Gestaltung.

Diese Herangehensweise führt Barthes dann 1963 erneut aus, mit einer von der Soziologie beeinflussten Methodik, die von den generischen “Mythen des Alltags” zu einer präzisen “Mythologie des Automobils” wird. Dieser Aufsatz wird im Katalog zur Ausstellung zum ersten Mal in deutscher Sprache publiziert.

Insbesondere zwei Werke in der Ausstellung illustrieren diesen Ansatz besonders deutlich: Da ist zum Einen “La DS” von Gabriel Orozco – ein Citroen DS, der längs so zerschnitten und wieder zusammengesetzt wurde, daß ein neues, pfeilartiges aber “unbrauchbares” Objekt entstand – und zum Anderen durch die Arbeit “Taxi” des Düsseldorfers Stefan Sous, der ein Auto in seine Einzelteile zerlegt und wie in einer Explosionszeichnung von der Decke des Ausstellungsraums abhängt. In einer früheren Arbeit “Pallas” (einer Version der Citroen DS) nimmt er direkt Bezug auf den Strukturalismusansatz von Roland Barthes.

Die gezeigten Werke – darunter Arbeiten von Robert Rauschenberg, Frank Stella, Jenny Holzer, Wolfgang Tillmans, Sylvie Fleury, Julian Opie, Santiago Sierra oder Erwin Wurm – sind zum größten Teil Skulpturen und Installationen sowie Bilder , Fotografien und Videos, die aus europäischen und nordamerikanischen Galerien und öffentlichen Sammlungen stammen. Der Kurator der Ausstellung ist Dr. Ulrich Lehmann vom Victoria and Albert Museum in London.

Zum ersten Mal werden in dieser Ausstellung auch alle “Art Cars” von BMW zusammen ausgestellt. Art Cars sind von Künstlerhand bemalte Autos: Seit 1975 Alexander Calder zum ersten Mal einen BMW Rennwagen bemalte, folgten Jahr für Jahr weitere Künstler wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Alexander Calder, Jenny Holzer oder David Hockney. Künstler, wie Robert Rauschenberg und Frank Stella, die mit Art Cars in der Ausstellung vertreten sind, steuerten weitere Arbeiten aus ihrem Privatbesitz bei, die die Stellung der Art Cars in ihrem jeweiligen Oeuvre verdeutlichen.

“Das NRW-Forum Kultur und Wirtschaft zeigt in einem innovativen Ansatz Ausstellungen, die gesellschaftliche Fragen und Alltagsphänomene wie Modefotos, Architektur, Design oder Medien vor ihrem kulturellen Hintergrund behandeln. Neue Wege spiegeln sich auch im kulturellen Engagement der BMW Group seit rund drei Jahrzehnten wider. Für die BMW Group ist die Förderung zeitgenössischer Kunst ein fester Bestandteil der gesellschaftlichen Verantwortung, die ein weltweit tätiges Unternehmen über die Produktion und seine Produkte hinaus übernehmen sollte.”, kommentiert ein Sprecher des Unternehmens das Engagement von BMW für diese Ausstellung. Pressetext

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AUTO-NOM - Das Automobil in der zeitgenössischen Kunst
Präsentation des Autos als unabhängiges Objekt
Zum ersten Mal werden auch alle ART CARS von BMW ausgestellt -

Künstler in der Ausstellung:
Peter Cain, Tamara Grcic, Jan Dibbets, Sylvie Fleury, Alan Graham, Jenny Holzer, Rita McBride, Christiane Möbus, Bertrand Lavier, Julian Opie, Gabriel Orozco, Robert Rauschenberg, Santiago Sierra, Stefan Sous, Frank Stella, Wolfgang Tillmans, Rubén Ortiz Torres, Erwin Wurm

Künstler der Art Cars:
Alexander Calder, Frank Stella, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Ernst Fuchs, Robert Rauschenberg, Michael Jagamara Nelson, Ken Done, Matazo Kayama, César Manrique, A. R. Penck, Esther Mahlangu, Sandro Chia, David Hockney, Jenny Holzer