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Die Galerie Dina4 Projekte zeigt ab 4. Mai neue Werke des 1960 in Düsseldorf geborenen und heute in Schweden und Berlin arbeitenden Künstlers Axel Lieber. Nach unserer erfolgreichen Schau KARAOKE im Jahr 2004 ist dies die zweite Ausstellung Axel Liebers in München.

Lieber absolvierte seine künstlerische Ausbildung 1978 bis 1985 an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und hatte 2006/2007 eine Gastprofessur an der Bauhaus Universität in Weimar inne. Seine skulpturalen Arbeiten und Installationen waren in den vergangenen Jahren in zahlreichen viel beachteten Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen, darunter in der Berliner Akademie der Künste, dem Institute of Contemporary Art in Boston, dem ICA in London, dem Stockholmer Moderna Museet, dem Kunstmuseum Lichtenstein, der Kunsthalle Düsseldorf und der Kunsthalle Winterthur.

Für Dina4 Projekte hat Axel Lieber neue Werke aus seiner seit 2000 entwickelten und bereits mehrfach ausgestellten Werkgruppe der short cuts ausgewählt. Short cuts sind zerlegte Möbelstücke, die Lieber durch Entfernen der Mittelteile auf Miniaturgröße komprimiert. Die Objekte werden dadurch auf den Maßstab von Kinder- oder Puppenhausmöbeln reduziert. Wie Alice im Wunderland meint der Betrachter sich durch eine rätselhaft geschrumpfte Spielzeugwelt zu bewegen. Irritierend wirken dabei insbesondere die in ihrer ursprünglichen Größe verbliebenen Eckteile. Auch die deutlich sichtbaren Fugen zeugen von der Deformation der alltäglichen Gebrauchsgegenstände. „Reisevarianten“ nennt Lieber seine short cuts augenzwinkernd, denn die Objekte sind durch die Komprimierung zwar transportabel geworden, aber damit auch ihrer ursprünglichen Funktionalität beraubt. Durch die Verschiebung der Größenverhältnisse sind sie von ihrer Zweckgebundenheit befreit und leben nun ein Eigenleben im Dienst der Kunst.

Die - oft humorvolle - Verfremdung von Alltagsgegenständen bildet ein Leitmotiv im Werk Axel Liebers. Eine weitere Konstante stellt das Spiel mit Referenzen auf Kunstströmungen der Moderne wie Minimal Art, Pop Art oder Surrealismus dar. So nimmt etwa Mein konstruktiver Alltag (2005), eine Zusammenstellung ineinander verschränkter, skelettierter Verpackungen und Kartonagen, unverhohlen Gestaltungsprinzipien des Konstruktivismus auf. Cover (Tony Smith) aus dem Jahr 2005 gehört zu einer Gruppe von Holzobjekten, die mit dem Stoff von Sportbekleidung überzogen sind. Mit ihrer Grundstruktur aus monochromen Farbflächen in geometrischer Ordnung erinnern diese Objekte an Skulpturen der Minimal Art. Gleichzeitig verweist der atmungsaktive Bezug, der das Gerüst „wie eine zweite Haut“ umspannt, ironisch auf seine Herkunft aus der Welt modischer Konsumartikel und durchbricht damit die für die Minimal Art konstitutive Ebene der reinen Selbstreferenzialität. Eine paradoxe Verschränkung, die die Arbeit zu einer spannungsvollen Hybridform macht: Minimal Pop.

Ob sezierte Ikea-Schränke, zu Skulpturen verwobene Gürtel oder zerschnittene und in doppelter Größe als Gitterstruktur wieder zusammen gesetzte Papiertüten: Axel Lieber transformiert gewöhnliche Objekte in einem Akt schöpferischer Re-Funktionalisierung zu Subjekten und schärft so unsere Wahrnehmung für das poetische Potenzial der uns alltäglich umgebenden Dingwelt.

Dr. Susanna C. Ott

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Axel Lieber
Short cuts