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Seit vor etwa fünf Jahren zum ersten Mal www-Adressen in der österreichischen Plakat- und Anzeigenwerbung auftauchten, sind Computer und Internet nahezu synonym und beide selbstverständlicher Bestandteil der Kultur des Alltags geworden. Die Wahrnehmungsweisen der gesellschaftlichen Kollektive sind dabei grundlegenden Veränderungen unterzogen worden - Veränderungen, auf die Axel Stockburger mit seiner Ausstellung in der Secession referiert. Ohne einem vornehmen Konservatismus zu verfallen, der mit jedem neuen Medium um die christlich-abendländische Kultur fürchtet, interessieren ihn die Kehrseiten des Hypes einer Virtualität, deren Parallelwelten immer erfolgreicher mit der konkreten Realität konkurrieren und verschmelzen.

Stockburgers Ausstellung besteht dabei aus vier Teilen, die einander überschneidend mit je unter-schiedlichen Materialitäten einzelne Aspekte der virtuellen Welten untersuchen. Die Räume der Galerie durchzieht ein Kabelnetzwerk; an den Knotenpunkten sind funktionslose Joysticks montiert: ein Netzwerk, das die Möglichkeiten permanenter Interaktion und damit auch individueller Eingriffs- und Kontrollmöglichkeiten in Frage stellt. Als C-Prints auf Vinyl ins klassische künstlerische Medium des Tafelbildes umgesetzt erscheinen Codesequenzen der Verschlüsselungssoftware PGP, die im Netz eine Möglichkeit bietet, direkt und kaum kontrollierbar mit einem Gegenüber zu kommunizieren - eine Kommunikation, die Stockburger mit der Videoinstallation "Most Wanted" blockiert: Auf zwei einander abgewandten Monitoren werden Bilder der weltweit meist besuchten Websites - CNN, MSN, AOL u.a. - in einer so schnellen Folge gezeigt, dass den Betrachtenden die Aufnahme der Inhalte unmöglich ist: ein Overload von Information, der Kommunikation und Interaktivität, das dem www zugeschriebene Qualitäten zur hohlen Phrase geraten lässt.

Eine weitere Videoarbeit wirft einen Blick zurück auf das Individuum, das durch computergenerierte Räume navigiert. Sie ist Teil einer Serie von Videoarbeiten, die sich mit den Resten körperlicher Reaktionen und mimischer Reflexe beschäftigen, die bei Spielern von raumgenerierenden 3D-Computerspielen zu beobachten sind. Obwohl die gelegentlich in Filmen ausgebeutete Vision einer von Maschinen dominierten Welt absehbar Utopie bleiben wird, verlaufen die heute bestehenden Abhängigkeiten in beide Richtungen: Die Interaktion zwischen Menschen und Rechnern erweist sich als Verhältnis wechselseitiger Programmierungen. Stockburgers Arbeiten sind in diesem Kontext als empirische Versuchsanordnungen zu verstehen - das Experiment vollziehen die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung selbst.

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Axel Stockburger