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Die in Istanbul und Berlin lebende Künstlerin Ayse Erkmen arbeitet vorrangig mit gegebenen architektonischen, historischen und kulturellen Kontexten einer Ausstellungssituation. Sie spricht dem Kontext eines Raumes eine große Bedeutung zu und schafft eine Beziehung zwischen einzelnen Zusammenhängen, beispielsweise Sprache und Architektur, die sie in einer räumlichen Anordnung zueinander in Verbindung setzt. Einige Arbeiten verdeutlichen lediglich die Idee, den Versuch oder sogar den Verlust von Verbindungen und zeigen somit nur noch fragmentartige Bruchstücke der Zusammenhänge. So auch in der Ausstellung Habseligkeiten in der Galerie Barbara Weiss.

Im Eingangsraum der Galerie versperrt eine quer durch den Raum gespannte Kette den Zugang zum Fenster. Beim genaueren Betrachten der Kette wird deutlich, dass sie sich aus einzelnen Silberringen zusammensetzt, die kleine Löcher aufweisen. Die Diamanten, die diese Ringe einst geziert haben, fehlen gänzlich. Dies lässt vermuten, dass die Künstlerin damit den Ausstellungstitel Habseligkeiten aufgreift und sich auf das Material Silber bezieht, dem in der Türkei ein sehr hoher Stellenwert zugesprochen wird.

Im großen Raum der Galerie greift Ayse Erkmen die Darstellung des Fragmenthaften in Form einer Projektion von 84 unterschiedlichen Landschaftsfotografien auf. Die Fotografien bauen sich langsam und abschnittsweise von oben nach unten auf, als würde man Bilder im Internet anschauen, die nach und nach geladen werden. Dabei unterliegen die Bilder einer Art Choreographie; einige vervollständigen sich schneller, andere langsamer. Wie schon bei vorherigen Ausstellungen verwendet Ayse Erkmen für diese Arbeit gekaufte Fotografien einer Image-Datenbank, die gewöhnlich für Werbezwecke eingesetzt werden. Die dargestellten Landschaften wirken stereotyp, gleich einer Postkartenidylle, anonym und entseelt, da sie ihrem Kontext entrissen wurden und wahllos aufeinander folgen, ohne, dass für den Betrachter ein eindeutiger Zusammenhang oder eine Zuordnung der Landschaft deutlich wird.

Der hintere Raum der Galerie ist gänzlich durch eine eingezogene Wand versperrt, die Teil der Projektionsfläche ist. Hier wird man nur von der Straße aus ein gelbes Plakat mit der Aufschrift Kleine hintere Kammer entdecken, dass an der äußeren Fensterfront der Galerie angebracht ist. Dieses Plakat verdeutlicht den Zusammenhang zwischen dem Innen- und Außenraum und steht somit sinnbildlich für eine Erweiterung des Galerieraumes nach Außen.

Durch die Versperrung eines Raumes und durch die Absperrung mit einer silbernen Kette als Wertgegenstand nutzt die Künstlerin den Ausstellungsraum der Galerie entgegengesetzt seiner eigentlichen Funktion und stellt damit in subtiler Weise die Galerie als Institution und Präsentationsort in Frage.

Ausstellungen seit 1993 (Auswahl) 1993 Das Haus, DAAD Galerie, Berlin; 1995 4. Internationale Biennale, Istanbul; 1997 Skulpturen Projekte 1997, Münster; 1998 Echolot, Museum Fridericianum, Kassel; 2001 Shipped Ships, Deutsche Bank, Frankfurt/M; Looking at You, Museum Fridericianum, Kassel; 2002 Kein Gutes Zeichen, Secession, Wien; Müßiggang, Galerie Barbara Weiss, Berlin; 2003 Kuckuck, Kunstmuseum St. Gallen; Die performative Installation I, "Gegeben sind...", Konstruktion und Situation, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; 2004 Bis August, Gesellschaft für aktuelle Kunst, Bremen; Durchnässt, Schirn Kunsthalle Frankfurt

Aktuelle Ausstellungen GM. Une installation de Ayse Erkmen, Palais de Beaux-Arts, Brüssel 16. Oktober 2004 -16. Januar 2005; Scenic Overlooks, Galerist, Istanbul 11. Januar -12. Februar 2005; Icon Gallery, Birmingham, Mai 2005

Pressetext

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Ayse Erkmen - Habseligkeiten