press release only in german

Backdoor Fantasies zeigt Kunst, die vom Streben nach Aufbruch, Experiment und Verwandlung geprägt ist. Darin steckt auch utopisches Denken, aber ein anderes als die starre Vision einer vermeintlich besseren Welt oder einer universellen Katastrophe. Künstler werfen einen oft ambivalenten Blick in die Zukunft, schauen hinter die Fassaden und misstrauen vollmundigen Versprechungen. Und so betrachten sie auch den technischen und urbanen Wandel. Anders als bei Konzepten mit definiertem Zielpunkt, etwa bei von Verfahrensrationalität geprägten städtebaulichen Projekten, ist die Verwandlung im Fall der Kunst ein unabgeschlossener Prozess, der Raum für individuelle Projektionen und Fantasien lässt.

Bezugspunkt der Ausstellung Backdoor Fantasies ist der Medienhafen Düsseldorf. Das alte Hafengebiet wurde seit den 1980er-Jahren durch Sanierungen und neue Landmarken-Architekturen in das nächste Jahrtausend katapultiert. Dieses ambitionierte Stadtbauprojekt stand für einen Aufbruch in eine prosperierende Zukunft. Fast 30 Jahre nach den Anfängen ist es Zeit zu fragen, was von den damaligen städtebaulichen und arbeitsweltlichen Utopien heute noch Bestand hat. Ausgehend von einem Hafenspeicher der 1950er-Jahre, in dem KAI 10 | Arthena Foundation seine Ausstellungsräume hat, lädt Backdoor Fantasies zu einer Erkundung der Nachbarschaft ein. Die Ausstellung findet in KAI 10 statt, wird die Besucher aber auch in die Räumlichkeiten von Unternehmen des Medienhafens führen. Der Blick hinter Fassaden ist ein zentrales Anliegen des Projekts: Die Ausstellung fokussiert die Vorstellungsbilder und unterdrückten Gefühle, die bei der Planung eines Areals wie dem Medienhafen gleichsam unter den Teppich gekehrt werden. Die Idee des Projektes ist es, die spezifische Atmosphäre des Medienhafens einzufangen und in künstlerischen Arbeiten zu spiegeln und die abstrakte Vorstellung dieses Areals zu einer Sphäre des persönlich Erlebten zu machen. 13 internationale Künstlerinnen und Künstler sind teils mit neuen Produktionen, teils mit existierenden Werken in der Ausstellung vertreten. Statt auf den direkten Ortsbezug, setzt das Projekt auf überraschende Konfrontationen und die Erforschung subtiler emotionaler Qualitäten. Die Arbeiten öffnen gleichsam Türen zu den Hinterstübchen der Kognition und machen die verborgenen Konnotationen konkreter räumlicher Situationen erfahrbar.

Der assoziative Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Werk Ludger Gerdes. Angst, 1989 – ein Neonschriftzug, eingerahmt von den Piktogrammen eines Golfspielers und einer Kirche. Die Evokation und Analyse beunruhigender Gefühlslagen spielt hier, genauso wie in den Videoinstallationen des Niederländers Aernout Mik eine Rolle. Die Vergangenheit des Medienhafens tritt in den um 1980 entstandenen Fotografien von Tata Ronkholz direkt vor Augen. Neben den verstorbenen Gerdes und Ronkholz sind weitere namhafte Düsseldorfer Künstler verschiedener Generationen vertreten, so wie Günter Weseler. Eine grundsätzliche Reflexion des Wandels von handwerklich-industrieller Produktion zu postindustriellen Dienstleistungen, für die der Medienhafen exemplarisch steht, findet im Werk Michael Beutlers statt. Die wie Vorahnungen digitaler Szenarien wirkenden Kachelräume Hans-Peter Reuters kehren in KAI 10 an den Ort zurück, an dem sie schon einmal ausgestellt waren, als der Galerist Hans Mayer hier noch seine Räume hatte. Die Überlagerung verschiedener Zeiten und Orte ist programmatisch für die Ausstellung Backdoor Fantasies.

Partner der Quadriennale Düsseldorf 2014