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Im Jahr 2000 unternahm Beate Passow eine Reise in die Provinz Yunnan im Westen Chinas, um dort die letzte Generation von Chinesinnen mit eingebunden Füßen, sogenannten Lotuslillies (lotus lilies), aufzusuchen. Dabei entstand eine Serie von Fotografien, die die Frauen in ihrer heimischen traditionellen Umgebung oder im "heutigen" China zeigen: am Swimmingpool, in der Hotellobby, beim T'ai Chi, am Billardtisch, Lotusfüße - so die verharmlosende Bezeichnungen der durch das Einbinden verursachten Verkrüppelungen - gelten in ihrer tausendjährigen Geschichte nicht als verstümmelt, der daraus resultierende Gang erschien vielmehr als erotische besonders reizvoll. Der trippelnde Schritt stimulierte Männer zu zahllosen poetischen Ergüssen. So schrieb etwa Qy Siju, einer der hierdurch inspirierten Autoren: "Barbaren, die sich solchen Frauen hingeben, werden ihre grausame und harte Natur verlieren." Erst 1949, im Zuge der im Jahr zuvor erfolgten kommunistischen Revolution durch Mao, wurde die Tortur des Bindens offiziell untersagt. Die eindrucksvollen Fotografien zeigen die alten Damen - die sich ihrer privilegierten, ehemals erotischen Ausstrahlung sehr bewusst zu sein scheinen - in Posen, die sich ironisierend auf klassische Sujets der Kunstgeschichte beziehen oder zeitgerecht von der Künstlerin im Jahr 2000 inszeniert wurden. Die Neue Galerie im Höhmann-Haus stellt den 16-teiligen Fotozyklus Lotuslillies von Beate Passow erstmals vollständig vor. Zur Ausstellung geben wir einen deutsch-englischen Katalog im Kehrer-Verlag Heidelberg heraus, der sämtliche Arbeiten farbig abbildet.

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Beate Passow - Lotuslillies
Ort: Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg