artist / participant

press release only in german

Vier neue Werkserien von Beate Passow Beate Passows Kunst ist stark inhaltlich geprägt. Im Zentrum ihrer Fotografien steht der Mensch und die von ihm geschaffene Kultur mit all ihren Brüchen und Perversionen. Dabei geht es ihr nie um Anklage, sondern um ein Bewahren des Gedächtnisses, weil im Zeitalter der Globalisierung Unterschiede zwischen den Kulturen immer mehr nivelliert werden. Damit wächst aber nicht automatisch das Verständnis zwischen den Kulturen. Vielmehr wird Fremdheit oft als bedrohlich empfunden, was die Künstlerin in der Reihe der "Burkas" thematisiert.

In den letzten drei Jahren hat Beate Passow ihren Blick in Richtung Asien gelenkt, weil es dort kulturelle Phänomene gibt, von denen Europäer kaum etwas ahnen, von denen sie sich teilweise mit Grausen abwenden. Begonnen hat das mit einer Reise nach China in die Provinz Yunnan, wo Passow ein Dorf besuchte, in dem die letzten "Lotuslillies" leben, Frauen, deren gesunde Füße im Kindesalter durch Abbinden, einem Schönheitsideal entsprechend, bewusst verkrüppelt wurden.

Mit der inzwischen berühmten Foto-Serie der "Lotuslillies" hat Beate Passow einen neuen Abschnitt in ihrem künstlerischen Schaffen begonnen, in dem sie sich gleichermaßen als Forscherin, Beobachterin und Reporterin betätigt. Sie klagt nicht an, sondern sucht kulturelle Phänomene in ihrer ganzen Bandbreite zu begreifen und begreifbar zu machen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Schönheit. Wie die Lotuslillies besonders liebevoll bestickte Schuhe für ihre gemarterten Füße hergestellt haben, so werden die Shuhas in Pakistan, Menschen mit den künstlich klein gehaltenen Köpfen, besonders prunkvoll ausgestattet zum Betteln geschickt. Auch die Zwerge, von denen es in Pakistan eine große Anzahl gibt, sind keine traurigen Erscheinungen, sondern stolze Männer mit Familie.

Aber die Kulturen Asiens sind selbst in den abgelegenen Regionen keine von der Welt abgeschlossenen Enklaven mehr. Bestes Beispiel ist Tibet, wohin Beate Passow 2005 reiste. Durch die chinesische Besatzung wurden alte, fest gefügte kulturelle Regeln aufgeweicht und außer Kraft gesetzt. Eines der hier auffallenden Phänomene ist die früher in Tibet unbekannte und in China eigentlich verbotene Prostitution. Beate Passow hat die jungen Prostituierten in den Schaufenstern, in denen sie sich präsentieren, fotografiert. Sie gibt diesen Aufnahmen eine gewisse Unschärfe, um den Status des Verbotenen deutlich zu machen. Im starken Kontrast dazu erscheinen die gestochen scharf fotografierten Ornamente und Stoffmuster aus Tibet, mit denen sie die Fotos der Prostituierten rahmt.

Die Kunst von Beate Passow gibt keine Antwort, aber stellt Fragen, die den Betrachter zum Nachdenken bringen. Dafür benötigt sie nicht den Schock, sondern sucht durch eine gezielte Ästhetik zu überzeugen. Hanne Weskott

Pressetext

only in german

Beate Passow
Miles and more
Fotoarbeiten