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Becoming CoBrA. Anfänge einer europäischen Kunstbewegung
19.11.2022 - 05.03.2023

Kunsthalle zeigt 150 Werke aus der Zeit vor 1949 Mit der Ausstellung „Becoming CoBrA. Anfänge einer europäischen Kunstbewegung“ nimmt die Kunsthalle Mannheim die bis in die 1930er-Jahre zurückreichenden Ursprünge einer der einflussreichsten Avantgarde-Gruppen im 20. Jahrhundert in den Blick. Während die Jahre von 1948 bis 1951, in denen CoBrA als fest umrissene Gruppe existierte, bereits vielfach thematisiert wurden, steht der vorangegangene, bisher wenig beleuchtete Entstehungsprozess des Künstlerkollektivs im Mittelpunkt der Schau. Im Rahmen der Ausstellung geben ca. 150 Gemälde, Skulpturen, Grafiken, Fotografien, Textilarbeiten und Keramiken späterer Mitglieder des transeuropäischen Kollektivs Einblicke in den kreativen Kosmos von CoBrA vor dessen Gründung. Sie zeigen, wie sich bereits im Kontext des Zweiten Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit eine neue Avantgarde bildete, die für Frieden, Völkerverständigung und eine Neudefinition künstlerischer Produktionsweisen steht.

Ursprung in Skandinavien
Der Name der Bewegung setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Städte Kopenhagen (Copenhagen), Brüssel und Amsterdam zusammen, aus denen die Gründungsmitglieder stammen. Dänemark ist dabei der Schauplatz, an dem sich Künstlerinnen wie Asger Jorn, Ejler Biller, Else Alfelt oder Henry Heerup bereits ab Mitte der 1930er-Jahre mit wesentlichen Themen der späteren CoBrA-Bewegung auseinandersetzen. Inspirationsquellen der Künstlerinnen waren, neben der Kunst außereuropäischer Kulturen, die skandinavische Mythologie, die Direktheit der so genannten Art brut, aber auch die Kunst von Kindern. „Wie andere historische Künstlervereinigungen war auch CoBrA einerseits auf der Suche nach einer neuen Sprache, neuen Vorbildern und Quellen der Inspiration, andererseits grenzte sie sich deutlich von Positionen ab, die künstlerisch wie gesellschaftlich als konventionell und überholt galten“, sagt Dr. Inge Herold, eine der Kuratorinnen der Ausstellung.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit bauen die Dän*innen schnell Kontakt zu Künstler*innen wie Pierre Alechinsky, Karel Appel oder Madeleine Kemény-Szemere und Zoltán Kemény auf, die sich unabhängig von ihnen mit ganz ähnlichen Fragestellungen beschäftigen. Schnell schließen sich Künstler*innenpaare und Künstler*innen aus Tschechien, Frankreich, Schottland, Schweden, Ungarn, aber auch aus Deutschland der Gruppe an.

Prägende Kriegserfahrungen
Es gab zwar landesspezifische Unterschiede, man war sich aber in wesentlichen Punkten einig über Ziele und Programmatik. Als zentral erwiesen sich die Kriegserfahrungen und damit einhergehend das Fehlen einer sich frei entwickelnden Kunstszene. „Insofern ist es nicht verwunderlich, dass es den Künstler*innen um Freiheit, Revolution und Distanz zu künstlerischen wie gesellschaftlichen Konventionen ging“, so Kuratorin Christina Bergemann. Formal verband die Künstler*innen eine expressive spontane Malweise und die Freude an reinen Farben. „Fantastische Mischwesen aus Mensch, Tier und Pflanze fungierten als symbolischer Ausdruck für die Sehnsucht nach naturhaften Ursprüngen, nach dem Unverfälschten und Unverbildeten. Bewusst naiv gestaltete und stilisierte Tiermotive, aber auch Mutter-und-Kind-Darstellungen gehörten zum charakteristischen Motivkreis der CoBrA-Künstler*innen“, ergänzt Dr. Inge Herold.

„Becoming CoBrA. Anfänge einer europäischen Kunstbewegung“ ist in den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss des Hector-Baus zu sehen. Der Ausstellungsaufbau folgt den geographischen Zentren der Gruppe in Dänemark, Belgien/Frankreich u. a. sowie den Niederlanden.