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BERLIN DOCUMENTARY FORUM widmet sich der wachsenden Bedeutung dokumentarischer Ausdrucksformen in Bildender Kunst, Performance, Literatur und Film. Die Neuproduktion des Hauses der Kulturen der Welt wird mit dem seit 2002 bestehenden internationalen Performing Arts Festival IN TRANSIT alternieren. Das nächste IN TRANSIT findet im Juni 2011 statt.

BERLIN DOCUMENTARY FORUM stellt zeitgenössische Entwicklungen zur Diskussion ebenso wie dokumentarische Formen, die sich im Laufe der Zeit verändert haben. Für die erste Ausgabe des BERLIN DOCUMENTARY FORUM wurden internationale Künstler, Filmemacher und Kuratoren eingeladen Film-Screenings, Live-Performances, Gesprächsrunden, Lesungen und Ausstellungsbeiträge zu konzipieren. Die künstlerische Leitung des BERLIN DOCUMENTARY FORUM hat Hila Peleg, die diese neue Plattform für dokumentarische Strategien in den Künsten ins Leben gerufen hat. Sie stammt aus Tel Aviv, studiert am Goldsmith College/University of London und hat in Berlin und anderswo mehrere internationale Projekte und Ausstellungen kuratiert.

Die erste Ausgabe des BERLIN DOCUMENTARY FORUM steckt an fünf Tagen den Spielraum der Praktiken und Strategien des Dokumentarischen in den unterschiedlichen Formen der Künste ab. In Film, Foto, Installation, Performances, Lesungen und Konversationen wird einerseits die Entwicklung des Dokuments als künstlerisches Medium thematisiert wie der Stand der Dinge im aktuellen Diskurs herausgearbeitet und konkretisiert.

Der Dokumentarfilmregisseur Eyal Sivan wird in seiner Reihe "Documentary Moments" über einen längeren Zeitraum Begegnungen mit und zwischen Protagonisten des Dokumentarfilms verfolgen und diese mit Aspekten und Schlüsselmomenten der Historie in Verbindung bringen. Die erste Film- und Gesprächsreihe "Documentary Moments: Renaissance" ist eine Hommage an jene Generation von Filmemachern, die in der Nachkriegszeit entscheidend an der Wiedergeburt des Dokumentarfilms beteiligt waren, wie Marcel Ophuls, Frederick Wiseman, Edgar Morin oder Alain Resnais.

Mit "Rules of Evidence" präsentiert der Kurator Okwui Enwezor ein interdisziplinäres Programm, dass die Zeugenschaft in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt als grundlegenden Begriff für die Verbreitung und Rezeption dokumentarischer Formen in der Öffentlichkeit. Jenseits eines einfachen Verständnisses des Dokumentarischen als Abbildung von Wirklichkeit geht es in seinem Programm darum, sich dem Fakten- und Wahrheitsregime zu entziehen. Sein Projekt umfasst drei Teile: Lesungen dreier Bücher an der Schnittstelle zwischen Geschichte und Fiktion, in einer eigens hierfür konzipierten Installation von Juan Maidagan & Dolores Zinny, die wiederum von Tony Cokes kommentiert wird. Der dritte Teil des Projektes entsteht in Kooperation mit einer deutschen Tageszeitung und wird im Juni während des BERLIN DOCUMENTARY FORUMS erscheinen.

Der "Möglichkeitsraum" der Video-Künstlerin Angela Melitopoulos ist ein als Bühne installiertes, temporäres Postproduktions-Studio. In drei Veranstaltungen diskutieren Kuratoren/Archivare ihre Arbeit an spezifischen Filmen und Video-Archiven unter Einbeziehung ihrer Materialien. Jede Veranstaltung wird so zu einer performativen Live-Montage, die die Geschichte des filmischen Bildes sowie Lücken und Auslassungen in Geschichtsbildern und die Konstruktion von Erinnerungsräumen befragt. Mit Brian Holmes, Bettina Knaup und Stefanie Schulte Strathaus.

Der Filmkurator Eduardo Thomas stellt eine Auswahl aktueller experimenteller Dokumentarfilme vor – alle als Deutschlandpremiere. Gezeigt werden Arbeiten, die kürzlich in Südamerika, Asien und im Nahen Osten gedreht wurden. In den Diskussionen mit den Filmemachern, die die Screenings begleiten, kommen Ideen wie "Autorenschaft", "Autorität" und "Authentizität", die den dokumentarischen Diskurs früher maßgeblich bestimmt haben, zur Diskussion. Zudem werden neue Formen und Gegenstrategien mit den Filmemachern Uruphong Raksasad, João Moreira Salles, Ben Russell und anderen diskutiert.

Florian Schneider arbeitet an einer langfristig angelegten Recherche zu politischen Dokumentarfilmen, die für das westdeutsche Fernsehen produziert wurden. Die 60er bis 80er Jahre des 20. Jahrhunderts gelten als Hochzeit dieses speziellen Genres, das bis heute eine Ausnahmestellung in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einnimmt. Als ersten in seiner Reihe stellt er ausgewählte Filme von Michael Mrakitsch vor, der als einer der eigenwilligsten und anspruchsvollsten Protagonisten aus der Zeit gilt "Mrakitsch – das ist der Triumph des Dokumentarischen über die Fiktion", so die ZEIT. Mraktisch, 1934 in Nürnberg geboren, lebte seit 1945 in der Schweiz, wo er im März diesen Jahres starb. Er war seit Mitte der 70er Jahre Dozent an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München und prägte eine ganze Generation Dokumentarfilmer.

Dokumentarische Ansätze in Tanz, Performance und Theater nehmen beim BERLIN DOCUMENTARY FORUM einen gewichtigen Part ein. Eröffnet wird das Forum mit einer Performance des libanesischen Theaterregisseurs Rabih Mroué, einer Untersuchung zur Frage, inwiefern Bilder Zeugnis der Konflikte im Libanon ablegen können. Xavier Le Roy dokumentiert mit seiner Choreografie seine Annäherung an den Butoh-Tanz, Omer Fast untersucht in seiner Performance „Talk Show“ aufs Neue, wie sich bestimmte Erzählformen, Einzelpersonen und Geschichte zueinander ins Verhältnis setzen. Mit den Deutschlandpremieren von Xavier Le Roy, Rabih Mroué und Omer Fast baut das BERLIN DOCUMENTARY FORUM zu seinem biennalen Partner IN TRANSIT eine Brücke und beginnt so einen Dialog, der sich in den folgenden, alternierenden Ausgaben zwischen den Genres und Medien fortsetzen wird.

Eine Videoaufzeichnung der Live-Events des Festivals wird auf dem BERLIN DOCUMENTARY FORUM ONLINE TV-Kanal gesendet.

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BERLIN DOCUMENTARY FORUM 1
New practices across disciplines
Künstlerische Leiterin: Hila Peleg

Mit Projekten und Beiträgen von Catherine David, Okwui Enwezor, Angela Melitopoulos, Florian Schneider, Eyal Sivan / Eduardo Thomas / Ariella Azoulay, Omer Fast, Rabih Mroue, Issam Nassar, Marcel Ophuls, Edgar Morin, Xavier Le Roy ...