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Bernardo Bellotto ist einer der Hauptvertreter der Vedutenmalerei, der topographisch genauen Wiedergabe von Stadtansichten. Diese Sonderform der Landschaftsdarstellung entwickelte sich in Venedig im Lauf des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit einer steigenden Zahl von Bildungsreisenden. Hauptmeister dieser spezialisierten Gattung in Venedig war Antonio Canal, der Onkel und Lehrer Bellottos, von dem dieser den Beinamen Canaletto übernahm.

Bellotto war nach seinen Lehrjahren bei Antonio Canal auch außerhalb Venedigs tätig, und zwar in Rom, Florenz, Lucca, Mailand, Turin und Verona. 1747 verließ er seine Heimatstadt für immer und übersiedelte nach Dresden, wo ihn Kurfürst Friedrich August II. zum Hofmaler ernannte. In den nächsten 11 Jahren schuf er eine Folge von vierzehn großen Veduten von Dresden und Pirna sowie zahlreiche Wiederholungen, die ein eindrucksvolles Bild sowohl der blühenden spätbarocken Residenzstadt als auch der mittelalterlichen Festung zeichnen. Mit diesen Bildern übertrug er die bis dahin spezifisch venezianische Form der Vedutenmalerei nach Mitteleuropa. Seine Bilder verblüffen durch topographische Exaktheit und Detailtreue, aber dennoch nahm Bellotto zugunsten der Geschlossenheit des kompositorischen Aufbaus entscheidende Veränderungen der Wirklichkeit vor und gliederte die Kompositionen effektvoll durch starke Licht- und Schattenkontraste.

Auf der Flucht vor dem Siebenjährigen Krieg kam Bellotto 1759 nach Wien, wo er in den folgenden zwei Jahren im Auftrag von Kaiserin Maria Theresia 13 Ansichten Wiens und der kaiserlichen Schlösser Schönbrunn und Schloßhof schuf, darunter die berühmte Ansicht Wiens vom Belvedere aus gesehen, die sich heute in der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums befindet.

Über München kehrte Bellotto 1762 nach Dresden zurück, um schließlich ab 1767 bis zu seinem Tod als Hofmaler König Stanislaus Poniatowskis von Polen tätig zu sein, wo er eine große Zahl von Veduten von Warschau und der Umgebung für das Königliche Schloß in Warschau malte, die heute wieder in dem der historischen Vorlage nachgebildeten sogenannten „Canalettozimmer“ des Warschauer Schlosses ausgestellt sind.

Als Folge der intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Nationalmuseum Warschau, dem Königlichen Schloß in Warschau und dem Kunsthistorischen Museum in Wien im Rahmen des „Polnischen Jahres in Österreich 2002“ entstand der Plan, die mehr als 20 Veduten von Warschau und dem Schloß Wilanów gemeinsam mit den 13 Ansichten von Wien, ergänzt um Leihgaben aus der frühen italienischen, sowie der Dresdner Schaffensperiode, im Kunsthistorischen Museum zu zeigen. Es handelt sich dabei um eine einmalige Gelegenheit, da man die im Lauf der letzten Monate restaurierten Warschauer Veduten anschließend im Warschauer Schloß wieder wandfest montieren wird und sie daher für die nächsten Jahre nicht mehr als Leihgaben zur Verfügung stehen werden.

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Bernardo Bellotto - Europäische Veduten