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Der Kunstverein Freiburg freut sich, eine Ausstellung des in Freiburg lebenden Künstlers Bernd Seegebrecht (* 1940 in Berlin) anzukündigen. Die Einzelausstellung Nordisches aus Südwest zeigt eine Auswahl von Seegebrechts malerischem Werk aus der Spannbreite seiner über vierzig Jahre langen künstlerischen Karriere. Zeichnungen, Gouachen und Gemälde aus den 1980er Jahren bis heute, von den frühen Naturstudien bis zur überraschenden späten Blüte einer Figuration, die sich als science-fiction-artig beschreiben lässt. In den jüngeren Arbeiten tritt eher ein metaphysischer Ansatz hervor, der zwar bereits in seinem älteren Werk vorhanden ist, jedoch besonders in der Materialverdichtung seiner pastos gearbeiteten, abstrakten Gemälde verborgen bleibt, in ihren verdichteten Oberflächen und den geologischen Formen, die diese herausbilden. Das Thema Natur hat Seegebrechts Kunst fortdauernd begleitet. Die Mittel, die er für ihre Beschreibung findet, erweisen sich als ausgesprochen vielfältig. Statt Panorama-Ansichten der Landschaft anzufertigen, konzentriert er sich auf Details der Natur, die sich im direkten Gegenüber offenbaren: die Form eines einzelnen, durch Erosion polierten Steins oder den Glanz im Auge einer Eule. In seiner abstrakten Malerei der 1980er Jahre findet sich der Naturbezug indirekt in der Schichtung des Farbmaterials auf den Bildoberflächen, vergleichbar mit den über Jahrtausende alten sedimentartigen Ablagerungen auf der Erdoberfläche, oder dem langsamen Wachstum eines Baumes, dessen Stamm durch jeden neuen Jahresring an Kraft gewinnt. Der Platz des menschlichen Wesens wechselt in seinem künstlerischen Universum vom Wahrnehmenden über den Schaffenden, bis hin zum bildnerischen Protagonisten. Durch intensive Beobachtungen werden in einer Mischung aus Gouache, Acryl und Eitempera entworfene Tiere auf Karton zum Leben erweckt, während in den abstrakten Gemälden die Hand des Künstlers geduldig Schicht um Schicht Ölfarbe auf die Leinwand aufträgt. In Gemälden aus den frühen 2000er Jahren scheint die Spur der Subjektivität in den Figurendarstellungen der gegenständlichen Kompositionen befreit worden zu sein. In ihnen sind die Figuren von der Bindung zur Erde gelöst, sie schweben im offenen Raum. Diese Werke lassen sich als Bilder einer imaginären Welt jenseits der Grenzen von Sterblichkeit interpretieren. Einige Skulpturen von Seegebrecht weisen jedoch durchaus Zeichen von Vergänglichkeit auf. Zu diesen zählen jene, die aus langen, dünnen Holzlatten, Draht, Gips und anderen einfachen Baumaterialien konstruiert, weiß oder rot bemalt sind. In ihnen deutet sich an, dass die dichten Farbschichten seiner abstrakten Gemälde nicht nur einen metaphorischen Bezug zur Landschaft, sondern ebenso zur Figur besitzen. Diese Einschätzung ergibt sich durch die Betrachtung der Skulpturen, in denen es scheint, als ‚bekleide’ das bemalte Material die skelettartigen Gerüste. In der Malerei entsprechen in den geschlossenen, abstrakten Oberflächen kleine Bereiche von Zeichnung, in denen sich einzelne Formen herauslösen, einem Gerüst darunter, das aufblitzt. Diese Mehrdeutigkeit ist bei Seegebrecht für die radikalen Maßstabsveränderungen und die Verwendung unterschiedlicher Bildsprachen typisch – vom Mikro- zum Makrokosmos, vom Werkprozess zum Bild, von der Figur zum Grund. Sie charakterisiert die reiche und wirbelnde Bilderwelt des Künstlers. Bernd Seegebrecht, geb. 1940 in Berlin, 1969-1972 Studium bei Prof. Peter Dreher, lebt und arbeitet in Freiburg. Einzelausstellungen (Auswahl): Galerie G, Freiburg, 2012 (seit 1987); Kunsthaus L6, Freiburg, 2009; Kunstverein Weil am Rhein 2003; Galerie Partikel, Luzern (CH) 1994 und 1997; Galerie Litera, Prag (CZ) 1993; Estnisches Kunstmuseum ‚Kadriorg‘, Tallinn (EST) 1990; Berner Galerie, Bern (CH), 1987; Galerie Mathieu, Besançon (F), 1987; Kunstverein Freiburg, 1982. Gruppenausstellungen (Auswahl): Malerei, Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 2004; Tag um Tag=30 Jahre, Klasse Peter Dreher, Akademie Karlsruhe, Außenstelle Freiburg, 1995; Kunstpreis der Stadt Erfurt 1992; Farbe, Malerei der Gegenwart in Baden- Württemberg, Donaueschingen 1989; Espace Rhenan 82, Saverne (F), 1982.