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Die Ausstellung Bernd und Hilla Becher – Die Typologien industrieller Bauten präsentiert erstmals im Zusammenhang die Typologien aller Werkgruppen der mehrmaligen documenta-Teilnehmer und letztjährigen Praemium Erasmianum-Preisträger Bernd und Hilla Becher. Die Ausstellung entsteht auf Initiative und im Zusammenarbeit mit der K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, wo die Ausstellung im Winter 2003/2004 zu sehen sein wird.

Bernd und Hilla Becher haben in über vier Jahrzehnten ein einzigartiges Bildarchiv der Industriekultur geschaffen. Am Anfang ihrer Tätigkeit stand 1959 die fotografische Erfassung verschiedener Typen von Fachwerkhäusern im Siegerland. Das Künstlerpaar dokumentierte darüber hinaus technische Bauwerke wie Wassertürme, Kühltürme, Gasbehälter, Hochöfen, Fördertürme, Fabrikhallen und Silos. Nach genauer Planung und mit einer durch viel Fachwissen unterstützten Systematik haben Bernd und Hilla Becher mithilfe einer exakten Schwarzweißfotografie seither umfangreiche Konvolute dieser industriellen Objekte erfasst.

Die Abzüge werden nach Form und Funktion zu Tableaus, sogenannten Typologien, zusammengestellt, die ein vergleichendes Betrachten und die sachliche Analyse der Gebäude erlauben. Die technischen Konstruktionen werden beim stets gleichen diffusen und schattenfreien Licht systematisch aus der Frontalperspektive – oft von mehreren Seiten – aufgenommen, um mit dieser sachlichen, nahezu wissenschaftlichen Darstellung die größtmögliche Objektivität in der Abbildung zu erzielen. Mit ihrer Arbeit setzen Bernd und Hilla Becher die Tradition der neusachlichen Fotografie der späten 20er Jahre von August Sander, Albert Renger-Patzsch und Karl Blossfeldt fort.

Neben einer rein ästhetischen Lesart zeichnet sich die Arbeit von Bernd und Hilla Becher aber vor allem durch die Archivierung der durch den industriellen Fortschritt oft in ihrer Existenz gefährdeten Objekte in Form eines fotografischen Bestandskatalogs aus. In diesem Sinn kann man von einem industriearchäologischen Ansatz sprechen, dessen Ziel neben dem ästhetischen Vergnügen bei der Betrachtung, die visuelle Sicherung industriellen Kulturgutes darstellt.

Die aus mehreren fotografischen Einzelbildern bestehenden Typologien erreichen durch die Anordnung ihrer Einzelteile zu einem Tableau Bildgrößen, die bis vor 15 Jahren im Bereich der künstlerischen Fotografie noch ungewöhnlich waren – und zugleich am Anfang einer Entwicklung standen, Präsentationsformen aus der bildenden Kunst in die Fotografie zu übertragen.

Neben ihren Ausstellungen war Bernd und Hilla Becher aber auch immer das Buch als Publikationsform wichtig, das der seriellen Wiedergabe jeweils einer Werkgruppe gewidmet ist. Die Ausstellung im Haus der Kunst wird sich daher neben der Präsentation der Typologien auch dem letztgenannten Aspekt widmen und von einer Publikation begleitet sein, in der alle Typologien der Bechers abgebildet sein werden. Das Buch mit Beiträgen von Armin Zweite, Ludger Derenthal, Werner Spies und Thomas Weski wird imSchirmer Mosel Verlag erscheinen, der seit Jahren das Schaffen von Bernd und Hilla Becher publizistisch begleitet.

Nach der Präsentation im K21, Kunstsammlung im Ständehaus, Düsseldorf und im Haus der Kunst, München, wird die Ausstellung in der Nationalgalerie, Berlin zu sehen sein. Pressetext

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Chris Dercon, Direktor
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Bernd und Hilla Becher – Typologien industrieller Bauten
In Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen, Düsseldorf und der Neue Nationalgalerie, Berlin
Kurator: Armin Zweite

weitere Stationen:
K21 Kunstsammlung im Ständehaus, Düsseldorf
Neue Nationalgalerie, Berlin