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Der französische Kunstkritiker, Dichter und Künstler Zacharie Astruc bemühte sich lebhaft um eine Erneuerung der Kunstauffassung: die überlieferte Gattung des Tableaus, Historienbilder mit komplexer Erzählstruktur, solle durch das ungleich lebendigere Abbild abgelöst werden. Die Malerei müsse sich auf die Unmittelbarkeit und Gleichzeitigkeit der Darstellung besinnen und sich von einer vorab vom Maler festgelegten, sukzessiven Lesweise lösen. Den unflexiblen und schematischen Erzählungen der Salonmaler setzte er die Leichtigkeit des Augenblicks gegenüber, die unmittelbare Kommunikation des Betrachters mit dem Bild.

In seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie Clages zeigt Bernhard Walter Tableaus, die diesen Anspruch nach Direktheit einlösen. Drei Bilder aus lackierten Holzstreben in Form von leicht zueinander versetzten geometrischen Formen. En face betrachtet hebt sich die weiße Struktur kaum vom Untergrund ab, nur leichte farbige Schatten lassen vermuten, dass die glänzenden weißen Linien scheinbar von hinten beleuchtet sind. Ein Schritt zur Seite verrät den Grund: Die Innenseiten der Leisten sind farbig gefasst, je nach gewähltem Blickpunkt kristallisieren sich die Formen der Tableaus. Die verschiedenen Farbtöne der Holzinnenseiten offerieren Licht- und Schatteneffekte, heben die ebene Konstruktion der Tableaus aus ihrer Zweidimensionalität. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Formen nur beinahe geometrisch sind, nicht alle Streben sind im Lot, einige Winkel tanzen aus der Reihe, die vermeintlich strikte Überlagerung der Form wird durch verbindende Linien verunklart.

Auch Bernhard Walters „Climbing Boards“ ermöglichen einen lebhaften, unmittelbaren Dialog. Die zersägten, unbehandelten Bretter schmiegen sich neu zusammengesetzt in die Ecken des Raums. Stellt man sich die Motive als plane Bilder vor, ändert sich ihre Form je nach Standpunkt. Sie fügen sich zu dreidimensionalen Gebilden zusammen. Diese Dynamik ergibt sich im Zusammenspiel mit dem Beobachter, dessen Bewegung im Raum ihre Erscheinung beeinflusst. Ihm ist dabei im Gegensatz zu einem strikten Bildprogramm kein Weg vorgegeben, die Entfaltung der bildnerischen Möglichkeiten liegt ganz in seiner Hand.