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Wir freuen uns sehr, mit "NO GO – THE EXORZIST REVISTED" Bettina Allamodas zweite Einzelausstellung bei SEPTEMBER präsentieren zu können. Für ihre Ausstellung greift die Künstlerin auf eine aus dem Internet stammende Meldung zurück: 2004 machte Nik Gurander eine eher zufällige Entdeckung. Abgestellt, um mit einer Gruppe von Soldaten eine archäologische Fundstätte im irakischen Hatra zu bewachen, hatte der Kapitän der US-Armee während seines Dienstes den Film „Der Exorzist“ in seinen Portable DVD-Player eingelegt. Überrascht stellte er fest, dass er sich genau an dem Originalschauplatz befand, an dem Regisseur William Friedkin 1973 die Anfangssequenz seines Horrorklassikers gedreht hatte, in der die Skulptur eines archaischen Dämons ausgegraben wird und das Böse freisetzt. Aus dieser Koinzidenz entstand eine unternehmerische Idee: Mit Unterstützung des Pentagon wurden angeblich Gelder bereitgestellt, um den "Exorcist Theme Park" im Irak aufzubauen.

Allamoda nimmt dieses bemerkenswerte Zusammentreffen von archäologischen Originalen, Hollywood und Kriegsschauplatz als Ausgangspunkt, um zu zeigen, wie die Mediatisierung von kulturellen Klischees immer auch Ideen ökonomischer und vor allem kultureller Überlegenheit transportieren. Jedoch adressiert sie diese Dynamiken nicht mit didaktisch-aufklärerischem Gestus, im Gegenteil: Sie spürt ihnen in vielschichtigen Reibungen zwischen Form, Material und Assoziationen nach.

So entwickelte sie für die Ausstellung neben Collagen und Pop-Ups eine Reihe von reduzierten "Bed-Bondage-Skulpturen" aus Stahl, Holz und Stretch-Stoffen, die sich formal mit Fesseln, Verknoten, Einengen auseinandersetzten, aber assoziativ auch mit Fetischisierung und den Mechanismen von Macht und Unterwerfung spielen. Die Vorstellung eines „Fabric of Society“ mit dem Netzwerke, Verbindungen, Beziehungen in Familie, Freundschaft und Gesellschaft verwoben sind, überträgt Allamoda auf die Materialität ihrer Skulpturen. Den Traumata des Irak-Krieges, der Furcht vor dem Ausbruch von Gewalt und Psychosen in familiären und gesellschaftlichen Sphären stehen bestimmte Kontroll- und Sicherheitsmechanismen gegenüber, die gleichermaßen in Mädchenzimmern, Stadien, Straßen oder auf Schlachtfeldern eingesetzt werden: Polsterung, Schutz, Tarnung und Isolierung. Allamoda übersetzt diese Funktionen in ein strenges, formales Vokabular, das in seinen Farben und Materialien jedoch mit Erinnerungen und Assoziationen aufgeladen ist – mit den kalten, dunklen Farbtönen von Friedkins "Exorzist", den Uniformfarben und azurnen Himmeln der Internetbilder aus dem Irak, dem klinischen Blau von Kindernachthemden und Anstaltskleidung. Die Stoffe, mit denen Allamoda arbeitet, sind Psychostoffe: hysterisch funktional, bis ins Extrem gedehnt, über Barrieren und Ständer gespannt, Haut und Kleidung zugleich.

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Bettina Allamoda: NO GO – THE EXORCIST REVISITED