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biegen und falten
mit Skulpturen, Zeichnungen, Malerei und Fotografie von 17 Künstlerinnen und Künstlern

Ina Abuschenko–Matwejewa | Reinhard Haverkamp Samuel Henne | Ute Köngeter | Schirin Kretschmann Maren Krusche | Florian Neufeldt | Thomas Röthel Francisco Rozas | Ute Schendel | Hanns Schimansky David Semper | Carsten Sievers | Matthias Stuchtey Gisela von Bruchhausen | Katrin von Lehmann Albert Weis

Ausstellungsdauer: 1.11. – 13.12.2020

Eröffnung: 1. November 2020, 14 - 19 Uhr
um 16 Uhr sprechen:
Dr. Birgit Möckel, Vorsitzende Kunstverein KunstHaus Potsdam e.V.
Robert Kudielka, Kunstschriftsteller

Feine Knicke schimmern im Streiflicht, gebogene Flächen dringen in den Raum. Plane Flächen entfalten sich. Kanten und Rillen lassen schichtenreiche, intensive Entstehungsprozesse nur erahnen. Virtuos gemalte Faltungen entpuppen sich als Trompe- l'Œil oder finden sich als zufällige Spuren einer weltbekannten faltenreichen Installation, die einst den Reichstag in Berlin verhüllte. Die faszinierenden Prozesse, umfassenden Handlungsräume und materiellen Erscheinungsformen, die sich im Biegen und Falten eröffnen, sind zentrales Motiv aller Werke, die ab 1. November im Kunstverein KunstHaus Potsdam präsentiert werden. Zu sehen sind Skulpturen, Zeichnungen, Malerei und Fotografie von 17 Künstlerinnen und Künstlern. Sie loten Möglichkeiten des Materials aus, fordern Prozesse des Sehens und Wahrnehmens bei den Betrachtenden heraus und zeigen ihre Sicht auf das vermeintlich einfache und doch hochkomplexe Thema als künstlerische Strategie voller Geheimnisse und Zufälle.

Gebogen aus Stahl oder Eisendraht, gefaltet aus Papier, dickwandiger Folie oder Kautschuk, gefalzt, gerillt, gemalt, fotografiert, imaginiert, bewegt oder erstarrt: Das Potenzial der fließenden, nicht linearen Strukturen und Raumarchitekturen ist grenzenlos. Ausdehnung, Rückzug oder Umkehr zeigen sich als so modellhaftes wie reales Spiel mit der Wahrnehmung von Innen und Außen, sichtbaren und verdeckten Raumpartien, dem Davor und Dahinter und zahllosen Schichten oder Einsichten der mit allen Faltungen und Biegungen geschaffenen Zwischenzonen und Bewegungsmuster.

Immer zeigt sich ein stringenter tektonischer Organismus an Möglichkeiten, der sich im bewusst gewählten Material manifestiert und in der gefundenen Form weit darüber hinaus weist zu Formen der Natur, Technologie und Kulturgeschichte. Von der Medizintechnik bis zur Raumforschung reichen gängige Systeme, die sich vor Ort zu voller Größer entfalten, vergleichbar ihren Vorbildern in der Natur. Philosophen wie Gilles Deleuze folgten den Kurvenbewegungen von Materie zwischen Spannen – Entspannen – Explodieren bis zurück in das Zeitalter des Barock und öffneten weitgreifende philosophische Diskurse, die bis heute inspirieren.

Das Spannungsfeld zwischen Wissen und Nicht-Wissen, Regelwerk und nicht Vorhersehbarem, wirft Fragen auf nach der Beziehung eines Objektes im Raum und Teil eines Ganzen zu sich selbst. Mit jeder Bewegung der Betrachtenden eröffnen sich darüber hinaus neue Perspektiven. Jegliche mit einer Faltung oder Biegung ausgelöste Verformung, Richtungswechsel, Ausdehnung oder Konzentration, Spannung und Entspannung, sei sie zielgerichtet oder zufällig entstanden, lässt sich ins Unendliche fortsetzen – mannigfaltig, offen, hierarchiefrei.

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Veranstaltungen:

Sonntag, 15.11.2020, 16 Uhr Ausstellungsrundgang
mit der Kuratorin Dr. Birgit Möckel und beteiligten Künstler*innen
Sonntag, 13.12. 2020, 16 Uhr Finissage und Ausstellungsrundgang Bei allen Veranstaltungen gelten die aktuellen Corona-Regelungen
Ausstellungsdauer: 1.11. – 13.12.2020
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung
Eintritt frei