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September 20 - October 11, 2016

Bilbo Calvez "die Bärensuppe"

LiTE-HAUS welcomes artist and activist Bilbo Calvez's project: "Die Bärensuppe". With this multimedia, interactive exhibition Calvez offers a protected space where, instead of panic, aggression or nihilistic reactions, the theme of a moneyless society can be approached open-mindedly and positive visions expanded.

The conversion of activities into numbers, in terms of money, always advantages some, usually the few. It is never fair and engenders a great deal of corruption and catastrophic consequence at the human, animal and environmental level. Nevertheless, living without money is a step most of us see as impossible. Most of us fear that a society without money – that is without exchange – would mean chaos and rampant criminality.

But could the current world situation, where a few people own nearly all the wealth of the planet, become worse?

This question, and many others, will be explored in this exhibition which is presented in three rooms of activities, videos, art, and...soup. Aside from seeing artwork, visitors can participate in cooking a “community soup”, participating in "therapy" sessions and "confessions", and see videos by prominent activists discussing alternative lifestyles.

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Die Bärensuppe, ein Kunstprojekt von Bilbo Calvez

Seit einer Weile mache ich mir Gedanken über die Rolle des Geldes in unserer Gesellschaft und vor allem, warum es so schwer ist, sich mit der Idee einer geldlosen Gesellschaft auseinanderzusetzen.

Wenn ich "ohne Geld" meine, meine ich ohne Finanzen und ohne Tausch.
Im Kern geht es darum, sich von dem Straf-/Belohnungs-System zu befreien, und mit dem Zählen aufzuhören. „Ich gebe, wir bekommen.“

Das Umrechnen der eingebrachten Leistungen der Menschen in Zahlen bzw. in Geld, ist zum Vorteil der wenigsten ausgelegt und erlaubt wahnsinnig viel Ausbeutung, katastrophale und unvorstellbar absurde Situationen auf der menschlichen, tierischen und Umweltebene.

Leben ohne Geld: Ein Schritt, der den meisten unmöglich erscheint. Viele befürchten, dass eine geldlose Gesellschaft – keine Austauschgesellschaft – gleichbedeutend mit Chaos und hoher Kriminalität sein muss.

Könnte es aber schlimmer kommen, als die Weltsituation, die wir heutzutage haben, in der ein Bruchteil der Menschheit sich fast das gesamte Vermögen des Planeten untereinander aufteilt? Eine Welt, in der produziert wird, nur um Geld zu generieren, und die produzierten Waren so konzipiert werden, dass sie schnell im Müll landen, damit noch mehr produziert und gekauft wird und noch mehr weggeschmissen wird? Eine Welt, in der die meisten Menschen nicht genügend Essen haben, in der Tiere wie billige Ware behandelt werden, und die Natur skrupellos vernichtet wird?

Natürlich bräuchte eine geldlose Gesellschaft ebenso viel Organisation, Strukturen und Regeln. Es würden Probleme entstehen, die auch gelöst werden müssen. Vor allem müssten sich die Menschen wieder vertrauen und bereit sein miteinander viel intensiver zu kommunizieren.

Mit der interaktiven multimedialen Installation „Die Bärensuppe“ möchte ich einen geschützten Rahmen erschaffen, in dem, statt panischen, aggressiven oder vernichtenden Reaktionen zu dem Thema „Gesellschaft ohne Geld“, offene Auseinandersetzungen stattfinden und Visionen entstehen können. � Was Geld mit uns macht.

Neben dem Hauptausstellungsraum stehen zwei Installationen. Ein Beichtstuhl und ein Therapieraum.

Wenn ein Zuschauer den Vorraum vor dem Beichtstuhl betritt, sieht er eine Filmschleife mit Beichtenden die ihre Sünden bezüglich des Geldes preisgeben. "Was habe ich gemacht, was ich ethisch nicht vertretbar finde."

Im Therapie Vorraum sieht er eine Endlosschleife wo Patienten, darüber berichten, wie Geld sie krank macht und ihnen Sorgen oder Schuldgefühle bereitet. �

Die Besucher, die dies möchten, können auch während der Ausstellung eine Beichte ablegen oder an der Therapie teilnehmen. Dazu werden sie gefilmt und zum nächsten Tag ebenfalls in die Filmschleife eingebunden. Die Schleifen werden also täglich wachsen. Es soll deutlich gemacht werden, dass die Krankheiten, die das Geld verursacht, und die Sünden, die wegen Geld begangen werden, alle betreffen und keine Grenzen kennen. Dies weit über die Menschen meinen Umfeld heraus.

Die Beichten und Therapiesitzungen werden in Schleifen von Aussage-Fragmenten der verschiedenen Protagonisten geschnitten. Die Grundauswahl vom meiner Protagonisten besteht aus 25 Menschen aus meinem Umfeld, u.a. einige Teilnehmer meines Kunstprojektes „Publik- Privat“.

Die Identität der Protagonisten wird in den Aufnahmen aus dem Beichtstuhl geheim gehalten. Das Bild- und Tonmaterial ist aus diesem Grund derart kreiert worden, um die Menschen unkenntlich zumachen.

Die Interviews

12 lange Interviews mit Menschen die durch ihr Leben oder ihren Projekten uns einen Schritt näher zu einer geldlosen Gesellschaft, also über alternative Geldsysteme, geldfreie Kommunen und Gemeinden, sowie Visionen einer geldlosen Gesellschaft informieren, werden sowohl in den Ausstellungsräumen als auch im Netz zu sehen sein.

Als Protagonisten haben wir u.a. Michael Tellinger (Ubuntu Projekt), Jörg Platzer (Autor des Buches „Bitcoins, kurz und gut“), Dada Madhuvidyananda (Menschliche Welt), Raphael Fellmann (Autor des Buches „Leben ohne Geld“), Martin Winiecki (Tamera Projekt) ... �

Die Suppe

Menschen, die mich kennen, haben schon des Öfteren das Wort „Suppe“ von mir gehört. Damit symbolisiere ich gerne alles Mögliche und unter anderem den Sinn des Lebens: „Tue etwas Gutes in die Suppe!“, „Achte darauf, dass die Suppe schmeckt!" Das Symbol der Suppe verwende ich auch für andere Themen: Die Suppe der Galaxien, die energetische Suppe, die Informationssuppe, die Suppe der Seelen...

Diesmal soll mein Lieblingssymbol konkretisiert werden: Es wird eine Suppe gekocht! Die „Bärensuppe" soll vier Wochen lang täglich kochen und in dieser Zeit nicht alle werden. Man wirft in die Suppe, was man hat, und nimmt, was man braucht. Gezählt oder verglichen wird es nicht.

Die Grundbedürfnisse der Menschen werden befriedigt: Essen, Wärme, Kommunikation und ein schützendes Dach.

Natürlich beschränken sich die Möglichkeiten, etwas zu der Suppe beizutragen, nicht auf das Mitbringen von Gemüse. Man kann kochen, servieren, putzen, schöne Teller oder einen guten Wein mitbringen oder einfach die Suppe genießen und zufrieden lächeln.

Verantwortung, Initiative und Partizipation werden im kleinen Rahmen geübt. Wir sind in dem Glauben aufgewachsen, dass man Geld vertrauen muss. Hier soll das Vertrauen in den Menschen erneut aufgebaut werden und das Tabuthema Geld soll in Frage gestellt werden. In einem geschützten Raum. In Frieden.

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Ausstellungen in Berlin
Die Bärensuppe wird in 2 Orten in Berlin kochen
Von 20.9.16 bis 11.10.16
LiTE-HAUS Galerie + Projektraum
Mareschstr.4
12055 Berlin

Von 13.11.16 bis 19.11.16
Jugendklubzentrum Königstadt
Saarbrückerstr. 24
10405 Berlin