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Bösartigkeit und Witz, vorgetragen durch Provokation und Tabuverletzung sind in den 80er Jahren der Hintergrund für eine enorme Bildproduktion. Es entstanden Hallmanns bekannte Apokalypsen, Totentänze und von Obszönitäten begleitete Blasphemien.

Ein Beispiel von milderer Vortragsweise ist das hier gezeigte sogenannte 'Blindenbild' aus dem Jahr 1982. Die Kategorie des Humors entschärft die inhaltlichen Zuspitzungen, ebenso wie die naive malerische Vortragsweise. Das Bildgeschehen entfaltet sich in ornamentalen Rhythmus über eine Bildbühne. Das Welttheater unter dem Stigma der Blindheit fordert den Applaus, bevor der letzte Vorhang fällt.

Das Bild ist ikonographisch an Pieter Bruegels 'Sturz der Blinden' angelehnt Während in der Zeit Bruegels die Blindheit Metapher der Ungläubigkeit und der Sünde ist, verwendet sie Hallmann im Sinne der Ikonographie des 20sten Jahrhunderts als ein Sinnbild der Ideologiegläubigkeit, mit ihren infernalischen Konsequenzen. Das hier vorgeführte Theater der Grausamkeiten spannt wiederum den Bogen zur Tradition spätmittelalterlicher Höllenlandschaften. Die Protagonisten typisieren gesellschaftliche Gruppen wie Klerus, Militär und Politik.

Führer und Ausführer stolpern in ihrer Blindheit auf Gruben zu, in denen sie von Teufeln erwartet werden. Einige Figuren erscheinen individualisiert, wie z B. Adolf Hitler, Buddha, Christus oder am linken Bildrand Charlie Chaplin. Ein Teil der Figuren wurden im Gespräch von Hallmann bezeichnet. Ein Paar, Arm in Arm gehend, außen rechts, stellen Mao Tse Tung und Nixon dar. Links davon ein ironisches Selbstportrait Hallmanns, domestiziert, am Gängelband des Todes. Ein Rückgriff Hallmanns auf die Vanitasikonographie der Künste und des künstlerischen Egos. Im linken Bildteil symbolisiert ein Hochzeitspaar den Zustand der Glückseligkeit Angetrieben wird es vom Zerrspiegel prophezeiten Glücks, vorgehalten von einem Narren. Die Gruppe davor zeigt die Beiden, aneinandergefesselt durch eine Lebensleiter, mit je einem Sprössling am Bein. Die Ikonographie ist vielfältig: sie bündelt sich sinnhaft im Bild des Clowns, der sich mittels Kopfschuss aus dem Leben bringt. Michael Voets für Kunstverein Brühl, September 2000

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Blalla W. Hallmann - Gemälde und Grafiken