Ujazdowski Castle, Warsaw

Ujazdowski Castle Centre for Contemporary Art | ul. Jazdów 2
00-467 Warsaw

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Die Sowjetunion gehört nun der Vergangenheit an. Trotzdem hat sie besonders in den ehemaligen sowjetisch besetzten Ländern starke Spuren hinterlassen. Die gravierenden Veränderungen seit 1989 haben sich seitdem nicht immer positiv auf das Leben der Menschen dort ausgewirkt, insbesondere nicht in der Ukraine. Dies zeigt die Ausstellung des Künstlers Borys Michajlow „Zeugniss vom Negativ“ im Zentrum für Zeitgenössische Kunst Warschau. Borys Michajlow ist einer der begabtesten, noch lebenden ukrainischen Fotografen. In den letzten Jahren haben seine Arbeiten reges Interesse geweckt. Sein künstlerisches Schaffen widmet er zu einem großen Teil dem alltäglichen Leben im gesellschaftlich- historischen Bedingungen der Sowjetunion, und deren radikalen Veränderungen nach dem Zusammenbruch 1989. Michajlow regisitriert dabei einfache und durchaus triviale Aspekte des Lebens der sowjetischen Wirklichkeit, auf die er aus einer sehr privaten Perpektive schaut. Salt Lake (1986) ist beispielsweise eine Serie aus Sepia- Fotographien die eine einfache Geschichte eines Ferientages schildert. Die Bilder fügen sich in eine lesbare Narration indem sie über die Ankunft an den See, dem Weg zum Baden, dem Baden selbst- dem Treffend der Leute und ihrem nach Hause Weg erzählen. Von den typischen Urlaubsszenen unterscheiden sich die Aufnahmen allemal. Die zwischen Fabrikrohren oder Bahngleisen liegenden nackten Körper wirken nicht besonders anziehend auch sind sie jeglicher Erotik beraubt. Michajlow schaut jedoch auf diese Menschen ohne ihnen die Würde zu nehmen so als wäre er ein Teil von ihnen. In seinen Arbeiten kehrt er immer wieder zum gleichen Thema zurück: Vergangenheit, das Verhältnis zur Tradition, die persönliche Anwesenheit in der Geschichte, sowohl der vergangegen als der jetzigen, das Verhältnis zwischen dem was privat ist, als auch intim und öffentlich. So auch in der Serie „Case History“ die sich aus ungefähr 500 farbigen Arbeiten zusammensetzt. Sie ist „den Armen“ von Charkow (der Geburtsort des Künsters) gewidmet, und zeigt in der ehemaligen Sowjetunion kränkende und zerstörte Körper ihrer Bürger. Im Laufe seiner dreißigjähriger Arbeit entwickelt er eine immerwährende Thematik seines Schaffens: die Erzählung vom Untergang der Sowjetunion. Die kritische Position des Künstlers gibt den Arbeiten ein menschliches Antlitz. Sie ist stark emotional geladen ohne jedoch den Humor und die Ironie zu verlieren. Oftmals haben die Aufnahmen etwas groteskes. Dabei sind seine Fotografien zwischen zwei Polen gespannt. Zwischen dem reinem dokumentieren und der künstlerischen Schöpfung. In vielen seinen Arbeiten verflechten sie sich ineinander. Borys Michajlow erhielt im Jahre 2000 von der „Hasselblad Foundation“ den ersten Preis für Fotographie, als auch 2001 von der Citibank Private Bank in London. In der Ausstellung im Zentrum für zeitgenössiche Kunst in Warschau sind die Arbeiten Dance (1978), Unfinished Dissertation (1982-4), If i were a German (1940, The Case History (1998) zu sehen. Es ist die erste so grosse Ausstellung die von ihm in Polen gezeigt wird, sie ist bis zum 18.04.2004 noch im Zentrum der zetigenössichen Kunst in Warschau zu sehen. Berenika Partum

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Borys Michajlow - Zeugnis vom Negativ
Boris Mikhailov