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Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Justin Hoffmann, Jutta Koether, Christina Nemec, Cosima Rainer, Didi Neidhart und KünstlerInnenbeiträgen.

Wie die Auseinandersetzung mit dem Starsystem dazu dienen kann, Gegenentwürfe zum Mainstream zu produzieren, wird in der Ausstellung 'born to be a star' und in den begleitenden Veranstaltungen, sowie Produktionen im 'star/o/mat' in der Künstlerhauspassage nachvollzogen. In die künstlerische Auseinandersetzung fließen dabei medien- und popkulturelle Produktions-, Rezeptions- und Sozialisationszusammenhänge mit ein. Gleichzeitig thematisiert die Ausstellung durch Installationen, wie die Imagemaschinerie der Medienindustrie und Popkultur da fortsetzt, wo in Hollywood mit dem Phänomen der Diva begonnen wurde.

Im Unterschied zur feministischen Praxis der siebziger Jahre arbeiten die beteiligten KünstlerInnen mit dem Wissen, dass MTV, Werbung und Lifestylemagazine ihre künstlerischen Techniken längst für sich entdeckt haben. In einzelnen Projekten wird die Frage aufgegriffen, warum „Star“-Sein-Wünsche aktuell in Kunst, Kommerz und Wissenschaften hoch im Kurs stehen und Stars wie Instantprodukte die Medien durchlaufen. Das Thema ist die Konfrontation mit aktuellen Tendenzen zum Begriff der performativen Identität, wie er unter anderem medial durch die Suche nach dem Superstar ausgelöst wird. Als Forum und Imagerepertoire bietet die Popkultur diesbezüglich einen reichhaltigen Fundus. Die Sehnsucht nach dem Star wird durch jene Phänomene provoziert, die sich über die Norm heben und Außeralltäglichkeit suggerieren und sie zugleich zur Projektionsfläche existentieller Bedürfnisse machen. Ein wichtiges Faktum, um einen Star zu schaffen, bildet ein williges Publikum, nämlich das der Fans, das bereitwillig dem von den Medien lancierten Image Realität zuerkennt. Der Titel der Ausstellung 'born to be a star' konterkariert diese Thesen der Konstruktion und geht dem nach, wo der Imagetransfer einsetzt. Diedrich Diedrichsen führte aus, dass das Selbst aus dem man seine großen Gesten kontinuierlich herleitet, kein authentisches Selbst mehr sein wollte. Wie sich aus dem Starkult ableiten lässt, wurde infolge dessen ein kulturell und sozial konstruiertes Kultur- und Medienselbst geschaffen. So wird in der Ausstellung auch behandelt, wie sich neben dieses Konstruiertsein nun wieder eine Authentizität stellen kann und jene subversiven, aber auch affirmativen Strategien dazu dienen, das Geschlechterverhältnis im Kulturbetrieb auf den Kopf zu stellen. Auf das Ende alter KünstlerInnenmodelle und Subjektkonstruktionen, der Vervielfältigung von Imagestrukturen in Politik und Geschichte, folgt nun im Kunstbetrieb eine Auseinandersetzung mit der Verwertungslogik des Starsystems. Versuche der neunziger Jahre, existierende Definitionsmonopole zu negieren und durch politische Kunstbegriffe die Independentszene und kollektive Netzwerke zu beleben, wurden mit rassantem Tempo umgedeutet und von einer neuen 'Dissidenz' aufgesogen. Im 'star/o/mat' wird beleuchtet und praktisch umgesetzt, wie die Ästhetik einer Verweigerung in der heutigen Kulturszene eine relevante Position einnimmt. Dabei wird durch das Starsystem auch die Option auf das Anderssein an den Konsumenten weitergegeben. Die Ausstellung wird angesichts dessen nicht bloß zur Präsentations-, sondern auch zur Produktionsstätte. Kooperationen mit dem Ladyfest (10.-13. Juni) dem Musikmagazin Skug, Ike Mike, Pinkflamingo und dem Monika Enterprise sind Beispiele wie Allianzen zwischen Independent Labels funktionieren können.

Zitate, begleitend zum Text: Jutta Koether: „Wir leben schon in einer Post-Star-Ära in der jeder schon seine 15 Minuten von Andy Warhols proklamiertem Star-Sein mindestens einmal erlebt hat, und täglich leben kann oder weiß, dass er es kann.“ Scanner/ Katarina Matiasek: „Die Figur der Diva entstieg der großen Technisierungswelle des 19. Jahrhunderts und der sie begleitenden Irritation. Schon bevor aus jener Welle auch die Massenmedien gerannen, bediente sich die Diva souverän selbstinszenierender, performativer Strategien zwischen ‚femme fatale’ und ‚femme fragile’, wie sie uns heute über eine Vielzahl massenmedialer Kanäle begegnen.“ Christine Gloggengiesser: „Geboren ein Star zu sein - das klingt nach prächtigen Villen in Hanglage, Parties ohne Ende, Ruhm Reichtum und Geschwindigkeitsüberschreitungen. Und nach zertrümmerten Hotelzimmern, abgedunkelten Scheiben und Entziehungskuren. Verstecken, Vergessen, Verrecken. Wer dazu auch noch geboren ist, erfüllt die schwierige Aufgabe scheinbar mühelos und nur sich selbst zu verlieren.“ Justin Hoffmann: „Das Jonglieren zwischen verschiedenen Ebenen scheint ein Wesensmerkmal subversiver Strategien generell zu sein. Den zu ihnen gehört das verdeckte Agieren, das scheinbare Befolgen herrschender Prinzipien genauso wie eine widerständige Praxis, die Verbreitung oppositionellen Inhalts. COS (Chicks on Speed) vollziehen diesen Balanceakt, indem sie sich auf spektakuläre Medienereignisse einlassen, sich den Prozessen der Stargenerierung unterwerfen, diese aber auf ihre Weise in Frage stellen, z.B. mit einer Videokamera dokumentieren und daraus ihr eigenes Produkt machen.“ Christina Nemec: „Kritik an kultureller Hegemonie heißt, zu zeigen, warum Frauen aus der herrschenden Kulturproduktion großteils ausgeschlossen sind und welche Rollen ihnen in der Kulturarbeit zukommen. Kritik bedeutet aber auch im gängigen Musikdiskurs, der Geschichte von Frauen in der Musik eine Kontinuität zu geben, die verhindert, dass jede immer wieder von vorne anfangen muss, wenn sie Instrumente in die Hand nimmt bzw. sich als Journalistin, Veranstalterin etc. versuchen will.“ Constanze Schweiger: „Die DJ arbeitet mit Platten, Plattenspielern usw. Sie stellt zusammen was sie gut findet, entscheidet wie und was sie spielt. Sie macht ihr Ding daraus. Und dabei beobachtet sie was passiert, immer in Beziehung zum Publikum. Sie macht die Party, bringt verschiedene Individuen zusammen, bringt sie zum Tanzen, dazu sich aufzulösen, ganz da zu sein im Jetzt und Hier. Sie bietet den Anlass, schafft Raum und sorgt für den Flow. Keiner hört zu, aber alle nehmen teil und wissen genau, ob es ihnen gefällt.“ Elisabeth Penker: „’The untitled instrument’ wird im Ausstellungskontext zu einer Performance-Stage und zu einem Rhythmus-Instrument. Mikrophonierte Steinmetzger stehen auf dieser Bühne und meißeln in die Ausstellungswand ‚Die Bildhauerin’. Die Arbeitsrhythmen sind die Basis-Rhythmen in der Performance. Feilen, Sägen, Schleifpapiere haben eine ‚percussive’ Funktion und sind weitere Kompositions-Elemente der Multi-channel-Soundinstallation.“ Raimer Stange über ‚o.T.’ von Rita Vitorelli: „Zu sehen ist ein Raum am Morgen dannach, nach einer durchfeierten Partynacht: leere Gläser und Dosen, Kippen liegen auf dem Boden herum, eine verlassene Matratze, man meint den Nikotingeruch sehen zu können, der Kopfschmerz, der langsam nur nachlässt, schleicht einem beim Betrachten des Bildes klammheimlich hinter die Augenhöhlen, aber auch mehr oder weniger intime Körperkontakte werden erinnert, gleichzeitig durchflutet ein angenehmes Licht die eigene Wahrnehmung.“ Walter Seidl über das Fernsehmagazin PLAY: „Das Fernsehmagazin PLAY bietet eine Plattform für differenziertere und oftmals in Interaktion tretende kulturelle Handlungsfelder, deren Praktiken sich im Bild- und Tonraum manifestieren und aktuelle Tendenzen aus unterschiedlichen Bereichen der Visual Culture aufgreifen.“ Der Pilot von PLAY wird im Rahmen der Ausstellung präsentiert. Pressetext

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Born to be a star - Sound Video, Installationen und Performances

Sound, Video, Installationen
'a room of one´s own', Mark Adcock, Rosa Barba / Herwig Weiser, Monica Bonvicini, Cosima von Bonin, Sadie Benning, Anna Ceeh, Olga Chernysheva, Chilo Eribenne, Christina Ertl / Tobias Hassels, Chicks on Speed, Female Obsession, Anita Fricek, Christine Gloggengiesser, Kim Gordon, Grübl und Grübl, Ursula Hübner, Judith Huemer, Jutta Koether, Ursula Mayer, Mike Mills, Muntean / Rosenblum, Elisabeth Penker, Katrin Plavcak/Johanna Kirsch, PLAY, Scanner / Katarina Matiasek, Jennifer Reeder, Bianca Regl, Nicolas Roeg, Deborah Schamoni, Anne Schneider, Ann Sofi Sidén
, Nina Stuhldreher, Tracy + The Plastics, Rita Vitorelli Nummer Zwei: ein Ausstellungsbeitrag von Cosima Rainer mit Victor Alimpiev & Sergey Vishnevsky, Sadie Benning, Laura Cottingham & Leslie Singer, Meike Schmidt-Gleim, Cosima von Bonin, Amelie von Wulffen und Wolf Koenig & Roman Kroitor
Kuratorin: Ursula Maria Probst
Architektonische Gestaltung: tat_ort

14.05.-19.08.2004 star/o/mat - Performances & Liveacts: Schwestern Brüll, Blendwerk, Chicks on Speed, Chick Wings, Colore Blind, Katrin Plavcak/Johanna Kirsch, Jutta Koether, Pony Petting, Rakete, Cindy Lutèce, Jan Macharcek, Sexy Concentration