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Brenda Draney. Break

12.09.2020 – 17.10.2020
Eröffnung am Freitag, den 11.09.2020 15:00 – 21:00
17 Uhr: Künstlerinnengespräch mit Brenda Draney und Nicolaus Schafhausen

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Deborah Schamoni freut sich die erste Einzelausstellung der kanadischen Künstlerin Brenda Draney in Europa zu zeigen.

„One of my anthropology professors said that we might think of ourselves as an archipelago, and technology as the water surrounding us. His point was that we are becoming increasingly disparate islands as the water rises. Yet, this distancing might be something that also connects us the way a funeral might bring family together: we are only as healthy as the most vulnerable among us.”
(Brenda Draney während der Vorbereitung ihrer Ausstellung „Break”)

Break

„One of my anthropology professors said that we might think of ourselves as an archipelago, and technology as the water surrounding us. His point was that we are becoming increasingly disparate islands as the water rises. Yet, this distancing might be something that also connects us the way a funeral might bring family together: we are only as healthy as the most vulnerable among us.”
(Brenda Draney während der Vorbereitung ihrer Ausstellung „Break”)

In Brenda Draneys Malerei dominiert eine Weltsicht, die intim erscheint, sich gleichzeitig jedoch distanziert zu ihrer eigenen Person verhält. Ihre künstlerische Praxis basiert insbesondere auf ihren persönlichen und institutionellen Erfahrungen als Angehörige der kanadischen First Nations. Sie selbst ist Cree der Sawridge First Nation, Treaty 8, mit einer starken Verbindung zur Umgebung von Slave Lake, einer Kleinstadt einige hundert Kilometer nordwestlich von Edmonton, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Alberta. Slave Lake ist das Zentrum dieser weiten ländlichen Region; von hier aus wird das Reservat der Sawridge First Nation verwaltet. Wie viele ihrer Generation zog es Draney, die 1976 geboren wurde, im Anschluss an ihren Schulabschluss nach Edmonton, um dort zunächst Englisch zu studieren. Später studierte sie wie zahlreiche der oft konzeptuell ausgerichteten kanadischen Künstler_innen an der Emily Carr University of Art and Design in Vancouver.

Die Suche nach einer Identifikation mit der eigenen Herkunft sowie die Beobachtung und Analyse der dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen unserer Gegenwart charakterisieren Draneys seitdem entstandene Bilder. Ihre Arbeiten thematisieren real existierende Begebenheiten als alltägliche, individuelle Schicksale, inszenieren diese aber in dezidiert hermetischen Bildwelten.
Immer wieder adressiert Draney private Momente und biografische Gegebenheiten. Ihre Bildsprache bietet dabei gerade genug Information, um einen Zugang zum Sujet möglich zu machen. Einerseits können die Betrachter_innen dadurch eigenen Narrative ausgehend von dem Gezeigten entwickeln, andererseits bleiben emphatisch erzählende, bildliche Leerstellen bestehen. Diese bewussten Lücken und Freiräume erzeugen eine Spannung zwischen einer Selbstvergewisserung qua Bild, um die eigene, als brüchig empfundene Biografie zu thematisieren, und einer Verallgemeinerung, die den ausgeprägten Subjektivismus in eine Verantwortung gegenüber der Wirklichkeit stellt.

Es sind persönliche Geschichten, Episoden und Dingwelten aus ihrer Umgebung, die Draney in das Zentrum ihrer malerischen Kompositionen stellt. Kräftige Pinselstriche treffen auf eine intuitive, gestische Farbführung, was den Eindruck einer Deckungsgleichheit von real Erlebtem und abstrahiertem Abbild erzeugt. Diese Malerei ist nicht nur Selbstreflexion, sondern Akt der Selbstbehauptung. Fortlaufend bricht Draney ihr malerisches Kontinuum auf. Auf diese Weise skizziert sie einen malerischen Zugang zu ihrer komplexen Lebenswelt, ohne diese aneignenden Interpretationen preiszugeben. Es scheint vielmehr, als würden die Bilder um eine im Modus figurativer Malerei letztlich nicht repräsentierbare Wirklichkeit kreisen. Die eigentlich nicht fassbare und doch im Zentrum stehende Alltagsrealität geht so fast zwangsläufig in einem persönlichen, für uns nur scheinbar greifbaren Realismus auf.

Nicolaus Schafhausen