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Brice Marden - Retrospektive
ca. 40 Gemälde und Zeichnungen
Kuratorin: Eva Keller

Den Auftakt zur Ausstellung bilden Gemälde, die zwischen 1964 und 1976 entstanden sind und sich durch eine strenge kompositionelle Syntax und sparsam eingesetzte gestalterische Mittel auszeichnen. Diese frühen, abstrakten Arbeiten beziehen sich auf Mardens Umfeld, seinen persönlichen Lebens- und Erfahrungsraum. Sie setzen sich aus einer oder mehreren monochromen Bildtafeln zusammen und zeigen eine nuancierte Palette von Grautönen.
Grösste Sorgfalt verwendet der Künstler auf den Farbauftrag, dessen Opazität und Sensibilität durch die Zugabe von heissem Wachs ab 1966 noch gesteigert wird.

Eine weitere Gruppe von Exponaten dokumentiert seine Beschäftigung mit der Antike. Intensiv studierte Marden unter anderem die Schriften des Lyrikers Robert Graves. In The White Goddess beschäftigt sich Graves mit dem Mythos matriarchaler Kultur und beschreibt die "Triple Goddess" als Mutter, Geliebte und Zerstörerin in einem. Mardens "addierte" Tafeln verbildlichen diese existenzielle Trias, äusserlich wie innerlich, räumlich wie begrifflich: For Hera richtet sich am Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt aus, Moon III veranschaulicht die Phasen des Mondes, die von der Konstellation Mond – Sonne – Erde abhängen.

Unter dem Einfluss fernöstlicher Kalligrafie und Dichtung gewinnen das Zeichnerische und das Zeichnen ab 1984 noch grössere Bedeutung. Im Rahmen der Ausstellung legt Untitled #1, 1986, ein erstes Zeugnis von der “gezeichnet-gemalt-geschriebenen” Vertiefung in die Kunst Ostasiens ab; im Rahmen von Mardens Œuvre erlebt dieser Ansatz mit der Serie Cold Mountain, 1988–1991, einen ersten und mit der Gruppe The Muses, 1991–1999, einen zweiten Höhepunkt.
Auszug Pressetext