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Eröffnung: Mittwoch, 16. Januar 2008, 19 H

Das Kunsthaus Baselland zeigt die erste monografische Ausstellung des französischen Künstlers Bruno Perramant in der Schweiz. Perramant, derzeit Stipendiat mit Atelieraufenthalt in der Villa Medici in Rom, ist 1962 in Brest geboren und lebt in Paris und in der Bretagne.

Bruno Perramant ist Maler, der ungeachtet allen Todes- und Wiederauferstehungs-deklarationen der Gattung seiner künstlerischen Sprache – der Malerei – stets treu geblieben ist. Der Künstler selbst betrachtet das Medium als essentiell und den kreativen Prozess des Malens allen anderen künstlerischen Medien ebenbürtig. Seine Malereien basieren auf einer grossen Bandbreite meist figurativer motivischer Ansätze, ergänzt von abstrakten Bildschöpfungen. Er kombiniert verschiedene Malstile mit Bildern, die der cinematografischen Welt, eigenen fotografischen Aufnahmen und Anleihen aus der Kunstgeschichte entspringen. Perramant sucht die Auseinandersetzung mit den klassischen Gattungen figurativer Malerei, wie Porträt, Landschaft und Stillleben, verbindet diese aber gleichsam mit seinem Verständnis für die Vielschichtigkeit und Ambivalenz von Realität in Bildern, vor allem Bildern, welche das Medium Film produziert. „In ihrer weichen, beständig quellenden Modulation reflektieren Perramants Malereien die Instabilität medialer Bilder, ohne jedoch auf das Erlebnis des Augenblicks, des Flüchtigen oder Plötzlichen des Medienbildes reduziert zu sein. Das Potential ihres Wandels liegt nicht im Hinweis auf die Brüchigkeit von Realität, sondern in der Suggestion unterschiedlicher Realitätszustände. Sie enthalten ihre eigene Metamorphose, sie haben nicht die Veränderung verdrängt, sondern halten sie als Erinnerung an andere Möglichkeiten lebendig.“ (Rolf Hengesbach)

Die Ausstellung „Quoi?“ stellt die Frage nach dem Was?, sowohl des Motivischen als auch des gesamten künstlerischen Handelns. Sie untersucht, basierend auf jüngsten, in Rom entstandenen Malereien zusammen mit jenen zweier vorangegangener Ausstellungen, „Re.noir“ (Galerie InSitu, Fabienne Leclerc, Paris, 2004) und „Dar(k)stellung“ (Galerie Rolf Hengesbach, Köln, 2005), eine Neuzusammenstellung, die auch die Frage nach der Ordnung und Präsentation der Werke stellt. Perramant, der in der Regel seine Malereien in Diptychons und Polyptychons anlegt, zeigt in dieser Ausstellung die multiplen Bezugssysteme, sowohl aus dem cinematographischen als auch dem textuellen Bereich auf, die gleichzeitig Fragestellung wie auch eine bisher nicht gewagte Gegenüberstellung jener Referenzsysteme repräsentiert. Die Werkserie „Rigodon“ (2006), beispielsweise, besteht aus zwölf einzelnen Tableaux, die auf schwarzem Hintergrund den Totentanz eines Skeletts auf humoristische Weise aufgreifen. Mit dem Tanzstock in der Hand, zeigen die einzelnen Skelette Tanzschritte, die eher an Fred Astaire und die seinem Tanz innewohnende Lebendigkeit als an den Tod erinnern. Mit dem spezifischen Humor verliert das Bild des Todes seine Tragik und wird geradezu zum Sinnbild des Lebendigen, Tanzenden und Glücklichen. Das Diptychon „Sphères“ (2006) wiederum zeigt zum einen die angedeutete Aussen-Eingangszone, die einem grossbürgerlichen, traditionellen Direktionsgebäude zugehörig scheint, zum anderen das Motiv eines Augen-Nasen-Details eines unbekannten Wesens. Letzteres reflektiert im Schwarzen der Pupille ein Fensterkreuz und einen leuchtenden Lampenschirm. Alles deutet darauf hin, dass das Wesen das Haus beobachtet. Die Zusammenstellung der beiden Bilder generiert einen Zusammenhang der unheilvoll anmutet – so als ob in den nächsten Minuten etwas Schreckliches geschehen würde. Das Diptychon evoziert filmische Abläufe, die von Betrachter zu Betrachter unterschiedliche Interpretationen erfahren. Lediglich die Stimmungslage des Unheilvollen und Spannungsgeladenen bleibt als gemeinsame Emotion übrig.

Gleich mehrere Malereien, die Perramant im letzten Jahr geschaffen hat, thematisieren die Gleichzeitigkeit des Existenten und Nicht-Existenten, des Unwirklichen und des Realen. Ausgehend vom Film „La régle du jeu“ von Jean Renoir, in welchem u.a. tanzende Phantome und Skelette zu sehen sind, entstand eine Reihe von Malereien, die beide Sujets aufgreifen. Von menschlich anmutenden Phantomen, die an diverse Filme erinnern, über zugedeckte Skulpturen bis hin zu Gebäuden, die umhüllt und dadurch ebenso zu Phantomen mutieren, reicht die Bandbreite dieses Sujets.

Die starke Beziehung zum Filmischen in Perramants Werk verdeutlicht sich nicht nur durch die polyptichale Hängung und Zusammengehörigkeit mehrerer Bilder zueienander, sondern manifestiert sich immer wieder in Bildern, die ausschnitthaft vermeintliche Untertitel präsentieren. „Quoi?“ ist ein solcher, der gleichzeitig den Kreis zwischen den Bildern und der Ausstellung schliesst. Die Frage nach dem Was? Zielt auf auf ein den Bildern inhärentes Geschehen, ebenso wie sie eine Beziehung zwischen Betrachtenden und seinen Reaktionen zum Werk aufbaut.

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Bruno Perramant
Quoi?