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Die Städtische Galerie im Lenbachhaus zeigt eine umfangreiche Gruppenausstellung mit dem Titel Bühne des Lebens – Rhetorik des Gefühls. Eine Annäherung in 7 Kapiteln. Sechs vorbereitende Veranstaltungen (Kapitel I-VI) führen auf eine Ausstellung (Kapitel VII) im Frühjahr 2006 hin. Die Ausstellung reagiert auf eine Tendenz in der internationalen Gegenwartskunst, die Inszenierung von Gefühlen in den Mittelpunkt der künstlerischen Praxis zu setzen.

Kuratiert von Nicolaus Schafhausen, dem Gründungsdirektor des ambitionierten Kulturprojektes European Kunsthalle in Köln, wird die Ausstellung mehr als 20 internationale Künstler vorstellen, die sich durch ihr konzeptionelles Können und eine unangepasste Formensprache auszeichnen. Darunter befinden sich bekannte Namen wie Cerith Wyn Evans, Liam Gillick, Olafur Eliasson, Isa Genzken, Gavin Turk aber auch Newcomer wie Egle Rakauskaite oder Fikret Atay, die ganz neue Arbeiten zeigen und die Dynamik der internationalen jungen Kunstszene repräsentieren.

Die Ausstellung spürt dem aktuellen Zeitgeist der jungen Künstlergeneration nach. In autobiografischen Videos aber auch in raumgreifenden Installationen zeigt sich die unbeschwerte Lebensfreude oder die Suche nach dem privaten Glück der Protagonisten und es werden echte Gefühle inszeniert.

Im Zentrum der Ausstellung steht eine bühnenhafte Konstruktion, die die Arbeiten zu einem komplexen Raum-Zeit-Bild verdichtet. Diese Architektur wird die einzelnen Werke visuell und akustisch voneinander abgrenzen und sie in einer formalen Einheit zusammenfassen. In dieser architektonischen Klammer werden insbesondere die Videoarbeiten unterschiedlich geschaltet sein, so dass nie alle Arbeiten zur gleichen Zeit zu sehen sind. Es entsteht eine Ereignisabfolge und Wahrnehmungsweise, wie man sie aus Theater und Film kennt. Durch die einmalige bühnenartige architektonische Situation des Kunstbaus bietet sich die Gelegenheit, Kunstwerke miteinander kommunizieren zu lassen, welche den Betrachter nicht als passives Element, sondern als Akteur begreifen.

Ziel der Ausstellung ist es, neben einer kognitiven Wahrnehmung von Kunst auch eine körperliche Erfahrung der verschiedenen Dimensionen von „Gefühl“ zu ermöglichen. Dabei ist die emotionale Verstrickung des Betrachters mit den dargebotenen Gefühlswelten gewünschter Bestandteil des Ausstellungskonzepts. Ganz entgegen einer Mystifizierung und Auratisierung der Gefühle als irrationale, nicht kategorisierbare Komponente eines Kunstwerks, radikalisieren diese Arbeiten den Gefühlsbegriff und verstehen ihn als eine Möglichkeit der Bedeutungsproduktion von Kunst und legitimieren ihn als ihr mögliches Rezeptionsmuster.

Einen wichtigen Platz innerhalb der Ausstellung nehmen solche Werke ein, in denen das Leben selbst der einzige Bezugspunkt der Kunst ist. Diese Arbeiten funktionieren vor allem durch das Versprechen, unmittelbare Einblicke in soziale Kontexte zu gewährleisten oder das private Schicksal verschiedener gesellschaftlicher Akteure zu zeigen. Bevorzugtes Medium dieser Kunst ist das Video. Häufig haben die Videoarbeiten dokumentarischen Charakter oder fallen im Gegenteil dadurch auf, dass sie soziale Praktiken in augenscheinlich fingierten Situationen simulieren. Die Faszination des Schönen spielt in einem weiteren Themenkomplex der Ausstellung, der vornehmlich skulpturale Arbeiten vorstellt, eine Rolle. Der Sinngehalt vieler Arbeiten vermittelt sich über ihre sinnliche Präsenz und räumliche Größe; die physische Erfahrung einer Situation ist Schlüssel zum Verständnis der Kunst. Der Bezug zu bekannten Situationen des Alltags ist in diesen Arbeiten vorhanden und zeigt sich beispielsweise in der Funktionalität eines Materials, der konkreten inhaltlichen Beziehung zu gesellschaftlichen Problematiken oder der Simulation von bekannten Naturphänomenen.

Vorbereitend zu der Ausstellung finden von November 2005 – März 2006 einmal im Monat insgesamt sechs künstlerische Veranstaltungen statt. Die vorläufige Liste der Teilnehmer dieses Rahmenprogramms umfasst derzeitig Kunsttheoretiker wie Lars Bang Larsen und Juliane Rebentisch (angefragt) sowie Autoren wie Michael Lenz (geplant) oder die Kulturwissenschaftlerin Barbara Vinken, die in jeweils einer Abendveranstaltung verschiedene Aspekte und Unterthemen des Begriffs Emotionalität beleuchten. Sie werden den kunstimmanenten Diskurs der Ausstellung um Perspektiven aus anderen kulturwissenschaftlichen Disziplinen erweitern. Alternierend mit den Vorträgen oder ergänzend dazu wird eine Filmreihe mit Beiträgen u.a. von Benny Nemerowsky Ramsay, Jeroen de Rijke/Willem de Rooij und Romuald Karmakar gezeigt.

Publikation Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (Deutsch-Englisch) im Verlag Lukas & Sternberg, New York/ Berlin. Neben Abbildungen und Texten zu den Arbeiten der 20 beteiligten Künstler, enthält der Katalog Essays von zwei Schriftstellern (Ingo Niemann, Mattias Faldbakken) sowie von zwei Kunsttheoretikern (Dorothea v. Hantelmann, Juliane Rebentisch) und eine Einführung von Nicolaus Schafhausen und Susanne Gaensheimer.

Vorläufige Künstlerliste: Fikret Atay (Türkei) Michael Beutler (Deutschland) Gerard Byrne (Irland) Karen Cytter (Israel) Cerith Wyn Evans (Großbritannien) Gardar Eide Einarsson/ Matias Faldbakken (Norwegen) Olafur Eliasson (Dänemark/ Deutschland) Isa Genzken (Deutschland) Liam Gillick (Großbritannien) Henrik Plenge Jacobsen (Dänemark) Jesper Just (Dänemark) Romuald Karmakar (Deutschland) Sarah Morris (USA) Mark Raidpere (Estland) Egle Rakauskaite (Litauen) Benny Nemerowsky Ramsay (Kanada) De Rijke/ de Roij (Niederlande) Michael Sailstorfer (Deutschland) Seifollah Samadian (Iran) Markus Schinwald (Österreich) Javier Tellez (Venezuela) Gavin Turk (Großbritannien)

Pressetext

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Bühne des Lebens - Rhetorik des Gefühls
Eine Annäherung in 7 Kapiteln
kuratiert von Nicolaus Schafhausen
Kuratorin: Susanne Gaensheimer

05.11.05 - 06.03.06 Kapitel I-V
08.04.06 - 09.07.06 Kapitel VII

mit Fikret Atay, Michael Beutler, Gerard Byrne, Cerith Wyn Evans, Gardar Eide Einarsson / Matias Faldbakken, Olafur Eliasson, Matias Faldbakken, Isa Genzken, Liam Gillick, Henrik Plenge Jakobsen, Jesper Just, Romuald Karmakar, Sarah Morris, Mark Raidpere, Benny Nemerowsky Ramsay, de Rijke / de Rooij, Michael Sailstorfer, Seifollah Samadian, Markus Schinwald, Javier Téllez, Gavin Turk