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Mit Manuel Burgener (1978, CH), Jonas Etter (1981, CH), Livia Di Giovanna (1984, CH/I) und Damián Navarro (1983, CH/SP) zeigt annex14 vier junge Kunstschaffende, die in ihren bisherigen Arbeiten alle ein Sensorium für Übergänge, für Transformationen sowie räumlich-zeitliche Verschiebungen und Veränderungen erkennen lassen.

Mit seinen fragilen Interventionen in der Kunsthalle Bern 2010, anlässlich der Doppelausstellung “Oscar Tuazon und Manuel Burgener“, ist Burgener beim Publikum noch in guter Erinnerung. Das Gefühl einer prekären Balance, das man beim Betrachten der einzelnen Objekte damals erlebte, stellt sich auch bei seinen neusten Arbeiten wieder ein. Das macht seine Objekte zu sensiblen Indikatoren, zu kurz aufscheinenden Wegmarken in einem Prozess der ständigen Verwandlung, Transformation und Verschiebung.

Für Jonas Etter sind das Material und seine Eigenschaften Mittel und Ziel zugleich, mit denen er die Kunst und ihre Regeln untersucht. Etwa wenn er Objekte aus gebranntem Zucker giesst, wie in der Ausstellung im Kunsthaus Langenthal 2009, die unter dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit langsam zerfliessen. Einen konzeptuellen Ansatz haben auch die in den letzten Jahren entstandenen Tusche-Zeichnungen. Die gezeigten Blätter lassen sich lesen als sichtbare Spuren eines Prozesses oder als Resultat einer fragilen Mischung aus Automatismus, Materialeigenschaften und Reflexion des Entstehungsprozesses.

Die Kugel läuft endlos im Kreis. Wie die Münze beim Talerschwingen, erzeugen die nur leicht nuancierten Bewegungen und der leise Ton eine Monotonie, die leicht ins hypnotische kippen kann. Es ist, wie wenn die Zeit gedehnt würde und damit ungewohnte, verschüttete oder neue Beobachtungen und Erkenntnisse möglich werden. Diese Unaufgeregtheit und Ruhe ist typisch für die Videoarbeiten von Livia Di Giovanna. Sie entschleunigen den Blick der Betrachtenden, sie unterlaufen deren Bildschirm-Zapp-Attitude und erzeugen paradoxerweise damit oft eine innere Spannung, die hellsichtig macht.

In Damián Navarros Zeichnungen treffen Persönliches und Allgemeines aufeinander und bilden zusammen einen vielschichtigen Kosmos. Der Künstler verwebt biografische Elemente mit Zitaten und Material aus der jüngeren Kunstgeschichte und dem Internet. Dabei geht es um den Versuch, sich in der Welt zu verorten und eine eigene Geschichte zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Wiederaneignung und Transformation des frei zirkulierenden Bildmaterials eine wichtige Rolle. Darüber hinaus werden über das neu Zusammendenken, Vernetzen und Verbinden von Eigenem und Fremdem neue Möglichkeiten von Identität durchgespielt, die diese als etwas Unabgeschlossenes, Prozesshaftes zu verstehen suchen.

>>> English version

annex14 is showing works by four young artists, Manuel Burgener (1978, CH), Jonas Etter (1981, CH), Livia Di Giovanna (1984, CH/I) and Damian Navarro (1983, CH/SP), all of whom exhibit a distinctive sense in their art for transitions and transformations, as well as for spatio-temporal shifts and changes.

Burgener will still be remembered for his fragile interventions in the Kunsthalle Bern in 2010, on the occasion of the double exhibition “Oscar Tuazon and Manuel Burgener”. The same feeling of a precarious balance engendered when observing the individual objects then is also conjured up by his latest works, making these objects sensitive indicators, briefly flashing milestones in a process of constant change, transformation and relocation.

For Jonas Etter, the material and its features are both the means and the end of his explorations of art and its rules, for example, when he casts objects in burnt sugar, as in the exhibition at the Kunsthaus Langenthal in 2009; these then slowly dissolved under the influence of the air’s humidity. The ink-drawings he has done in recent years also reveal a conceptual approach. Those on show here can be read as visible traces of a process, or as the result of a fragile blend of automatism, material features and reflections on the creative process.

The ball runs in a constant circle. Like the coin in the Swiss game “Talerschwingen”, the slight variations in the movements together with the gentle sound give rise to a monotony that can easily become hypnotic. It is as if time were being extended, thus facilitating unusual, buried or new observations and insights. This nonchalance and serenity are typical of the video works by Livia Di Giovanna. They decelerate our gaze, subvert its TV-zapping-approach and thus, paradoxically, often produce an inner tension that makes us more clear-sighted.

Damian Navarro’s drawings bring together the personal and the general to form a multifaceted cosmos. The artist interweaves biographical elements with citations and material from more recent art history and the internet. This constitutes an attempt to situate oneself in the world and develop a story of one’s own. The appropriation and transformation of freely circulating images play an important role against this backdrop. Furthermore, by co-thinking, networking, interlinking what is one’s own and what is alien, possible new identities can be tried out with a view to understanding identity as something incomplete, something processual.

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Manuel Burgener, Jonas Etter, Livia di Giovanna, Damian Navarro