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Die Ausstellung „Butoh Photography“ beleuchtet einen der wichtigsten Aspekte für die Fotografie des Butoh-Tanzes: Das Verhältnis zwischen Modell und Fotograf, zwischen Dokumentation und Inszenierung. Welche Bedeutung hat die Beziehung des Fotografen zum Tänzer für die besondere Ästhetik der Fotos, die über eine reine Dokumentation der Performances hinausgeht? Wäre ein Überleben des Butoh ohne ein fotografisches Erbe überhaupt möglich? Die Ausstellung möchte zeigen, dass sich die Fotografie von der Performance emanzipiert.

Mit „Butoh Photography“ erfüllt die Hans Peter Zimmer Stiftung zwei wesentliche Schwerpunkte ihres Auftrags, welche seit der Gründung 2009 immer wieder thematisiert worden sind. Dies ist zum einen die tiefe Freundschaft zu Japan und die Förderung der Verbreitung des Butoh-Tanzes, ein moderner japanischer Ausdruckstanz, der sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte und sich gegen die Amerikanisierung und Rationalisierung der japanischen Gesellschaft wendete. Zum anderen ist dies die Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen darstellender und bildender Kunst.

Für die aktuelle Ausstellung konnten Arbeiten der japanischen Fotografen Eikoh Hosoe, Mitsutoshi Hanaga, Teijirou Kamiyama und Naoya Ikegami gewonnen werden, die einen umfangreichen Überblick über die Entwicklung des Butoh-Tanzes seit den 1960er Jahren ermöglichen. Die Pioniere Hosoe und Hanaga prägten einen freien, fotografischen Blick auf die Motivwahl und die Komposition. Die ausdrucksstarken Bilder zeigen das radikale Spiel mit Geschlechterrollen und unseren Erwartungshaltungen in markanten Hell-Dunkel-Kontrasten.

Mit den Werken von Nourit Masson-Sékiné und Helmut Steinhauser, welche beide lange Jahre in der Butoh-Szene gelebt und diese fotografisch begleitet haben, kann ein weiterer Bogen geschlagen werden: Der Blick des Westens auf Japan schafft eine Verbindung zu den Einflüssen, welcher der deutsche expressionistische Tanz der 1920er Jahre auf Butoh hatte.

Die Themen des Mythischen, Unsichtbaren und Unsagbaren, denen sich Butoh annimmt, werden in der Fotografie gespiegelt. Durch die Konzentration auf den Körper sowohl in der tänzerischen Handlung als auch in der fotografischen Motivwahl tritt eine intellektuelle Lesbarkeit der Fotografien in den Hintergrund zu Gunsten eines Ausdrucks, der durch die Dimensionen von Dunkelheit, Schatten und Horror fasziniert. Diese Ausdruckstiefe des Tanzes wird durch die Fotografie transportiert und konserviert.

Die Fotografien gehen dabei weit über eine konventionelle Tanzdokumentation hinaus: Innerhalb der exklusiven Inszenierung für die Kamera sowohl in der Studiosituation als auch in der Natur und an verlassenen, urbanen Orten transzendiert der Tanz in die Fotografie und materialisiert sich jenseits der Performance neu. „Butoh Photography“ öffnet den Blick für diese intime Beziehungsgeschichte von Butoh-Tanz und Butoh-Fotografie.

Mit Mitsutoshi Hanaga, Eikoh Hosoe, Naoya Ikegami, Teijiro Kamiyama, Nourit Masson-Sékiné, Helmut Steinhauser