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Koproduktion des Westfälischen Kunstvereins mit Chisenhale Gallery, London, Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen und Bétonsalon – Centre d'art et de recherche, Paris.

Die international vielbeachtete Ausstellung „The Pale Fox“ der französischen Künstlerin Camille Henrot kommt erstmals nach Deutschland. Nach den Stationen London, Kopenhagen und Paris ist sie von Februar bis Mai in Münster zu sehen.

„The Pale Fox“ widmet sich unserem Bemühen, der Welt und unserer Existenz Sinn zu verleihen – durch die Objekte, die uns umgeben und die Art und Weise, wie sie zueinander in Beziehung stehen. Mehr als 400 Fotografien, Tuschezeichnungen, Bronzeskulpturen, Diagramme, Bücher und Artefakte ordnet Camille Henrot nach Prinzipien, die den unterschiedlichsten kulturellen, philosophischen und biologischen Zusammenhängen entstammen. In dieser Überlagerung demonstrieren sie vor allem den Exzess einer vermeintlich zum Erkenntnisgewinn führenden Ordnungswut. Dabei experimentiert Henrot mit verschiedenen Maßstäben und Chronologien, die von der Geschichte des Universums zum Universum des Künstlerateliers reichen. Auf diese Weise wird die Ausstellung zu einem Modell für die Archivierung, Bewahrung und schließlich das Wiederauffinden und Abfragen von Informationen. Zusammen mit einem atmosphärischen Soundtrack hüllt das gänzlich blaue Environment von „The Pale Fox“ den Besucher ein. Gestapelte und aufgerollte Bilder werden zu Objekten, Artefakte aus Museumssammlungen werden ergänzt oder ersetzt durch eBay-Käufe und Diashows in digitalen Bilderrahmen. Henrot schlägt eine Brücke zwischen der Konstruktion und Systematisierung von Wissen und haptischen und sensorischen Erlebnissen. Damit spielt sie auf unser aller Bedürfnis an – im Künstlerischen wie im Privaten - aus den Dingen, die uns vertraut sind, kleine, fantastische Modellwelten zu kreieren, als Mittel und Strategie, sich in der Realität zu verankern und zu verorten.

Der Titel „Pale Fox“ ist einer ethnologischen Studie über die westafrikanische Volksgruppe der Dogon (Griaule/Dieterlen: „Le Renard Pâle“, 1965) entlehnt. In der Religion der Dogon steht der Blassfuchs für Unordnung und Chaos, aber ebenso für die Entstehung und das Werden; der Legende nach entstand durch ihn die Sonne. Die Unordnung wird somit nicht als Verfehlung gewertet, sondern als notwendige Bedingung für kreatives Schaffen. Camille Henrot wiederum erkennt in der Figur des Blassfuchs ein Symptom unseres digitalen Zeitalters wieder: den von eifriger Begeisterung und Neugier getriebenen Menschen, auf dessen blässlichem Teint sich das Licht des Computers spiegelt, durch den hindurch er des Nachts aus seinem Fuchsbau auf die Welt blickt.

Die Ausstellung „The Pale Fox“ entwickelt Ideen von Henrots Videoarbeit „Grosse Fatigue“ (2013, 13 Min.) weiter. Die Arbeit fragte nach einer Enzyklopädie des Wissens bzw. dem Unmöglichkeit einer solchen Erfahrbarkeit. Der Westfälische Kunstverein zeigt auch die Videoarbeit „Grosse Fatigue“ im Rahmen der Ausstellung.

Camille Henrot wurde 1978 in Paris geboren und lebt und arbeitet in New York. 2013 wurde sie auf der 55. Biennale di Venezia 2013 mit dem Silbernen Löwen und 2014 mit dem Nam June Paik Award der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. Ihre Arbeiten wurden ausgestellt im Institute of Contemporary Art in London, Centre Pompidou, Louvre, Musée d’Art Moderne, Palais de Tokyo in Paris, New Orleans Museum of Art, Schinkel Pavillon in Berlin sowie im New Museum in New York. Laut The Guardian zählt „The Pale Fox“ zu den zehn wichtigsten Ausstellungen des Jahres. Im „Kunstkompass 2015“, der Weltrangliste der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, belegte Camille Henrot Platz 1 der „Aufsteiger des Jahres“ (WELTKUNST Ausgabe 99/2015).

Camille Henrot produziert eine Edition (Auflage 60+5 AP), einen zweiteiligen Siebdruck, exklusiv für die Mitglieder des Westfälischen Kunstvereins.

Im Spätsommer 2015 erscheint ein Künstlerbuch.