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Wir freuen uns sehr, Sie zu "TRIP LIGHT", der ersten Einzelausstellung von Camille Norment bei SEPTEMBER begrüßen zu können. Den Ausgangspunkt zu Norments Werken bilden Elemente aus Film, Musik und Literatur, die unterschwellig mit historischer und kultureller Bedeutung aufgeladen sind. Die in Oslo lebende US-Künstlerin löst vorgefundenes Bild-, Ton- und Textmaterial aus narrativen Zusammenhängen und transformiert es zu abstrakten Licht- und Soundinstallationen, kinetischen Objekten oder Zeichnungen. In ihren Arbeiten verbindet Norment ihre persönlichen Erfahrungen als Afroamerikanerin mit der Frage, wie sich die Veränderungen afroamerikanischer Identität in kollektiven Erinnerungen, medialen Bildern oder der Popkultur als Sehnsüchte und Ängste einschreiben. Immer wieder greift sie in ihren Werken Motive wie den Schatten, das Geisterhafte oder die Spiegelung als Repräsentationen des "Dazwischen" auf. Norments Werke bezeichnen Zustände des Übergangs: von einer Kultur zur anderen, von der Vergangenheit zur Gegenwart, von der Realität zur Utopie. In ihren reduzierten, minimalistischen Arbeiten verdichten sich ambivalente kulturelle Erinnerungen zu physischen, räumlichen und zeitlichen Erfahrungen.

So beschwört das von innen gleißend erleuchtete Standmikrofon der Installation "Trip Light" (2008) den Genius großer Bluessängerinnen wie etwa Billie Holiday oder Bessie Smith und erzeugt dabei eine Lichtarchitektur, die an eine vergitterte Zelle oder die Rippen eines Brustkorbes erinnert. In ihrer Zeichnungs-Serie „Cotton Rag“ (2008-2009) thematisiert Norment die Sumpflandschaften der amerikanischen Südstaaten als Schauplatz für verdrängte soziale und erotische Konflikte und latenten Rassismus. In unzähligen Hollywoodfilmen steht der Sumpf für ein schwüles, unsicheres Terrain, das zumeist von einer schwarzen Voodoo-Magierin oder Hexe bewohnt wird, die den Besuchern ihrer abgelegenen Hütte ihre Zukunft voraussagt oder sie verflucht. Auf ihren Zeichnungen deutet Norment dieses Ambiente nur an: von Bäumen herabhängende Moosflechten erscheinen bei ihr als reduzierte Strukturen, die an Denkströme oder Notationen denken lassen. In ihren sich aus tausenden Punkten zusammensetzenden Spiegelzeichnungen wie etwa "Lave" (2008-2009) reflektiert sich der Betrachter in einem flirrenden, rhythmischen Ornament, in dem sein Abbild auf verschiedenen Ebenen wie im Nebel allmählich verschwimmt. Die in Spiegelkästen montierten Werke sind hierbei sowohl zweidimensionale Zeichnung als auch dreidimensionale Raumarbeit. Zugleich infiltriert Norment die formale Bildsprache von Strömungen wie Zero, Op-Art oder Minimal mit aktuellen politischen Fragestellungen, die sich nicht in der Theorie, sondern in der unmittelbaren sinnlichen Erfahrung vermitteln.

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Camille Norment: TRIP LIGHT